Mein Kontaktsperre Tagebuch - Tag 1 bis 3,5 Jahre danach

Die Trennung verarbeiten und nach vorne schauen
Broken_Tinkerbell
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch - Tag 1 bis 1,5 Jahre danach

Beitrag von Broken_Tinkerbell » Mi 2. Sep 2015, 00:32

Hallo da draußen

Und wieder mal ein WOW, ist das jetzt wirklich schon 1,5 Jahre seit dem ersten Eintrag her? Wie schnell vergeht die Zeit?

So schnell, dass es Zeit für ein Update wird!

Als aller erstes, ich bin immernoch mit meinem Freund zusammen. Und ich kann nicht in Worte fassen, wie faszinierend dieser Mann und die ganze Beziehung für mich sind. Dieser Mann, ist meine andere Hälfte. Ich kann es gar nicht beschreiben. Es klingt wahrscheinlich auch viel zu abgehoben. Aber wir sind so unglaublich auf einer Wellenlänge, wir ergänzen uns so gut, wir sind wie Maja und Willi, Bibi und Tina, Dick und Doof durch dick und dünn :lol: Es ist einfach toll so einen liebevollen Menschen an der Seite zu haben. Und das beste ist einfach immer noch, dass ich es endlich genießen kann und diese blöde Rastlosigkeit, die mich früher getrieben hat, nicht mehr da ist. Das ist wunderbar. Meine Beziehung ist wunderbar.

Nun aber leider zu Markus. In meinen letzten Einträgen hatte ich schon erwähnt, dass ich immer noch Wut in mir spüre. Der letzte Eintrag ist schon knapp 4 Monate her, und an der Wut hat sich nichts geändert. Sie kommt immer wieder durch und in diesen Momenten wünsche ich ihm einfach die Pest an den Hals, dass es ihm schlecht geht und er für immer unglücklich in seiner neuen dämlichen Beziehung hockt, dass er vor Schuldgefühle im Boden versinkt! HA! Und ich stehe Lachend vor ihm: "HA HA!"
Oh je, ihr merkt wahrscheinlich schon, dass das nicht die feine englische Art ist. Oder überhaupt irgendeine Art so von einem Menschen zu denken :( Dann vor ein paar Tagen kam dann er Höhepunkt... Fragt mich nicht wie ich auf diese Idee kam, aber ich wollte ihn tatsächlich anrufen, nur um ihn zu beschimpfen! Wie bescheuert ist das denn??
Ich habe mit meinem besten Freund und meiner Mitbewohnerin darüber geredet und natürlich fanden sie die Idee einfach nur dämlich. Und dann sagte meine Mitbewohnerin die richtigen Sätze: "Du musst ihm verzeihen! Er ist kein schlechter Mensch!"

Äh hallo??? Könnt ihr euch vorstellen dass dieser Gedanke, Markus sei kein schlechter Mensch, absolut abwägig für mich war? Wie weit ist es gekommen? Ich meine, Markus kein schlechter Mensch? Auf diese Idee wäre ich ja in 100 Jahren nicht gekommen. Das heißt, ich musste etwas daran ändern. So konnte dieser Zustand und diese Gefühlsebene nicht weiter gehen.
DENN das Schlimme daran ist, dass ich so viel Wut auf Markus habe und auf die Aktionen die er gebracht hat, dass ich das manchmal auf meine aktuelle Beziehung reflektiere. Und zwar indem ich meinem neuen Freund Dinge zutraue, die Markus zwar getan hätte, aber nicht mein jetziger Freund. Trotzdem traue ich sie ihm zu und werde dann still und heimlich sauer, obwohl es keinen Anlass gibt.

Das alles schiebe ich schon eine Weile vor mir her. Erst dachte ich, es sei normal sauer zu sein. Aber irgendwie ist in meinem näheren Umfeld niemand sauer auf seinen Expartner. Auch nicht die Betrogenen oder Verlassenen.

Also habe ich mir Gedanken darüber gemacht, dass ich Markus verzeihen will. Das ich nicht die Schuld bei ihm suchen kann, irgendwie ist es ja auch unfair das zu tun. Wenn ich darüber nachdenke, hat er wahrscheinlich einfach nur so gehandelt, wie es für ihn möglich war. Mehr ging halt nicht.

Ja und dann habe ich ihn tatsächlich angerufen. Das erste mal Kontakt seit fast einem halben Jahr. In der Zwischenzeit hatten wir auch beide wieder Geburtstag, ich sogar meinen 30ger, aber er hat mir nicht gratuliert, und aus Ego-Gründen habe ich es dann bei ihm auch nicht getan.

Jedenfalls habe wir eine Weile telefoniert und es kamen mir sogar die Tränen. Es hat mir sogar Leid getan wie ich über ihn denke. Ich habe ihn auch nicht angerufen, weil ich eine Lösung von ihm wollte. Mir ist schon klar, dass die Lösung ganz allein in mir ist und das ich das Verzeihen mit mir selber ausmachen muss. Aber ihn zu kontaktieren war EINE Option es zu probieren, also habe ich es getan. Witzigerweise sagte er mir, dass er auch immer noch Schuldgefühle in sich trägt und er sich auch immer wieder mal darüber Gedanken gemacht hat. Irgendwie war es dann doch komisch, dass er genau das empfangen hat, was ich ihm alles an den Hals gewünscht habe. Auch, dass er ein schlechtes Gewissen haben soll. Und obwohl wir nicht aktiv kommuniziert haben, kam es bei ihm an.
Ich meinte zu ihm, dass ich die Wut loslassen muss, damit es mir besser geht, damit ich auch selber weiter wachsen kann.
Er stellte mir die Frage, ob ich nur die Wut loslassen muss, oder noch etwas anderes?!?!

Nachdem wir aufhören mussten zu telefonieren, haben wir an dem Abend noch ein bisschen hin und her geschrieben. Ich habe ihn gefragt, was er denn damit meinte, ob ich noch was anderes loslassen muss..
Und Achtung, jetzt kommts:
Er meinte, ob ich nicht mit UNSERER Entscheidung hadere.. Ähem... UNSERER Entscheidung mit der Trennung... ÄHEM! Bitte was?
Oh man, der Typ macht es einem nicht gerade einfach, NICHT sauer auf ihn zu sein.
Ich wüsste nicht, wann es mal unsere, geschweige denn MEINE Entscheidung gewesen wäre mich von ihm zu trennen. Argh und das hat mich dann gleich wieder so sauer auf ihn gemacht. Dabei wollte ich ja genau das vermeiden. Guter Plan, hat super funktioniert.. nicht..

Wie das ganze weiter ging schreibe ich allerdings morgen. Ich habe gerade gemerkt dass mir die Augen beim Schreiben zufallen :roll:

Eine gute Nacht da draußen!

Tink.




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Suhalley
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch - Tag 1 bis 1,5 Jahre danach

Beitrag von Suhalley » Mi 2. Sep 2015, 07:34

Hallo Tinkerbell,

ich glaube wir haben noch nicht direkt miteinander geschrieben, aber ich habe Deine Geschichte dennoch immer ein wenig verfolgt ;)

Zu dem Verzeihen möchte ich Dir eine Meditation von Robert Betz ans Herz legen, "Die Beziehung zu Partner und Expartner heilen" oder so ähnlich heißt sie und es liegt natürlich an einem selbst, ob sie hält was sie verspricht. Es ist die einzige Meditationsübung, für die ich jemals Geld ausgegeben habe, aber ich muss sagen sie lohnt sich. Einer meiner Ex-Freunde hat mich auch ziemlich verletzt und in meinem Stolz gekränkt und lange konnte und wollte ich ihm micht verzeihen; selbst als ich den Download dieser Meditation hatte WOLLTE ich mich NICHT in Verbindung mit ihm damit beschäftigen.

Irgendwann habe ich es dennoch getan, obwohl ich nicht 100 % davon überzeugt war; am Ende der Meditation war ich körperlich total geschafft aber es hat sich tatsächlich so angefühlt als sei eine Last von mir genommen worden. Vielleicht ist das ja auch etwas für Dich?

http://www.amazon.de/Beziehung-Partner- ... 3940503525


PS: Dazu möchte ich noch sagen, dass ich nicht alles was Robert Betz sagt genauso empfinde oder teile - aber eben diese Meditation kann ich mit gutem Gewissen weiterempfehlen.

Cabonga
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch - Tag 1 bis 1,5 Jahre danach

Beitrag von Cabonga » Mi 2. Sep 2015, 13:23

Hallo Tinkerbell,

ich möchte Dir für Deinen Thread danken. Habe heute angefangen zu lesen und bin auf Seite 20 angekommen.
Er wird mir bei meiner Verarbeitung mit Sicherheit sehr nützlich sein.

Ich wünsch Dir weiterhin viel Glück
Am Ende wird alles Gut. Und ist nicht alles gut, ist es nicht das Ende.

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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch - Tag 1 bis 1,5 Jahre danach

Beitrag von neele31 » Mi 2. Sep 2015, 22:01

Tink! :D So schön mal wieder vonn Dir zu lesen! <3

Weißt Du, als Außenstehende finde ich, dass Markus nciht so ganz unrecht hat mit seinem "unsere Entscheidung". Er hat Dich zwar zuerst und beim ersten Mal verlassen aber Du ihn dann später auch ;) auch das war eine Entscheidung! Klar, zu Deinem Wohl natürlich aber es war eine Entscheidung. Du hättest genauso entshceiden können ihm weiter hinterher zu laufen, hast Du aber nicht! Und nun hast Du eine wundervolle neue Beziehung und ich freue micht sehr für Dich, nach wie vor. Trotzdem merkst Du selber, dass Du einen Teil aus Deiner Beziehung mit Markus in die neue mitgenommen hast...ich finde es so toll wie Du das schilderst, denn genau das ist eben der Punkt! Wenn wir Dinge nicht abschließen, dann kommen sie früher oder später wieder an die Oberfläche - Du hast den Vorteil, dass Du das bemerkst, Dir dessen bewusst bist (BRAVO!!!) und eben auch die Zusammenhänge siehst. Damit hast Du die Lösung auch schon in der Hand :)

Viele liebe Grüße
...denn das Wesentliche passiert immer nebenbei!

Broken_Tinkerbell
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch - Tag 1 bis 1,5 Jahre danach

Beitrag von Broken_Tinkerbell » Di 15. Dez 2015, 13:15

Hallo da draußen,

die Zeit vergeht so schnell. Und schon wieder drei Monate vergangen.
Ein kleines Update möchte ich heute kurz schreiben. Ich habe Markus vor 2 Wochen zufällig getroffen.

Aber von Vorn:

Das letzte mal, nach meiner "Wutattacke" an Markus, haben sich die Gefühle tatsächlich irgendwie beruhigt.
Ich hatte mit Markus vor 3 Monaten noch eine ganze Nacht lang geschrieben.

Die Quintessenz aus diesem Chatverlauf:

Markus ist der Meinung, ich solle lieber so weiter machen und ihm NICHT verzeihen, denn er wisse ja nicht, ob es für mich
überhaupt noch möglich sei. Er meinte zu mir, verzeihen sei ein viel zu großer Aufwand und er habe sich schon mit der Tatsache abgefunden für immer der Schuldige zu sein.

Äh sorry? Was ist mit dem? Ehrlich gesagt war ich etwas bestürzt über diese Aussage. Denn mal ehrlich, wie viel muss ER sich
überhaupt wert sein, wenn er lieber sein Leben lang diese Last der Schuld auf sich lädt anstatt aus Selbstrespekt zu handeln?
Damit meine ich, das er 1. auch sich selbst verzeiht und 2. anfängt sich selbst zu lieben trotz diesem schmerzhaften Ende der Beziehung, 3. endlich mal versteht WARUM es überhaupt soweit gekommen ist und 4. an sich selber arbeitet um zufrieden zu werden?!

Ich habe ihn gefragt, ob er seinen Wert überhaupt erkennt, ob er überhaupt Selbstliebe geübt hat in den 1,5 Jahren die wir jetzt getrennt sind und ich habe ihm gesagt, dass verzeihen für mich einer der höchsten Tugenden zur eigenen Freiheit und Selbstfindung ist.
Mal ehrlich, jemandem verzeihen der einem das Herz gebrochen hat?
Das ist eine der schwierigsten Sachen die ich mir vorstellen kann.
Aber genau das macht diese Aufgabe so wichtig! Für mich steht das Verzeihen irgendwie an oberster Stelle.
Es geht auch nicht darum zu sagen "Toll, dass du mir das Herz gebrochen hast. Mach weiter so!" Nein, toll werde ich das niemals finden, aber es geht darum zu verzeihen um selbst nach vorn schauen zu können. Verzeihen bedeutet schließlich auch loslassen. Verzeihen bedeutet, die Vergangenheit ruhen zu lassen und es in Zukunft besser zu machen. Wenn ich ein Leben lang sauer auf ihn bin, dann wird er ein Leben lang mein Herz mit diesem dunklen Fleck ausfüllen. Aber der Fleck wäre doch viel schöner wenn er voller Licht ist und er Platz hat für andere tolle Menschen, oder?!!

Nach diesem Chat habe ich jedenfalls gemerkt, dass Markus scheinbar nichts kapiert hat. Weder warum Schluss ist, noch, warum es so wichtig für mich ist ihm zu verzeihen.

Kurz darauf fing mein Studium wieder an und ich habe gemerkt, dass es viel besser ist, wenn man eine Aufgabe im Alltag hat. Das Produktive macht den Kopf frei. Vorallem das Produktive das man nur für sich selber macht. Irgendwie ist die Wut an Markus dann wie von selbst verflogen als ich wieder angefangen hab, mich nur um mich zu kümmern.

Und siehe da, vor 2 Wochen laufe ich Markus tatsächlich über den Weg. Ich glaube wir haben uns das letzte mal im Januar oder Februar gesehen.
Er war auch gerade am Bahnhof und wollte wie ich vom Studienort in die Heimat fahren. So kam es, das wir tatsächlich 1,5 Stunden zusammen im Zug saßen und uns unterhalten haben.
Am Anfang war ich so nervös, das mir das Herz bis zum Hals schlug. Klar hatte ich Angst davor, dass es mir igendwie weh tut.
Aber nach kürzester Zeit habe ich mich beruhigt. Und je länger ich mit ihm gesprochen hab, um so weniger konnte ich meine Aufregung verstehen.
Mir ist aufgefallen, dass er sich null verändert hat. Ehrlich gesagt, machte er auf mich sogar noch einen schlimmeren Eindruck als früher.
Er sah total fahl und müde aus. Tiefe Augenringe. Er war so unsicher in seiner Art und Haltung. Er hat kaum gelächelt, geschweige denn irgendetwas positives von sich gelassen. Wenn ich ihn etwas fragte kam meistens nur "Joa, ganz ok." oder "Joa, passt schon." in so einem mitleidigen Unterton.
Ich habe gemerkt, dass er nichts geschnallt hat. Das ganze Leid durch das wir gegangen sind, hat ihn zu nichts gebracht. Er hat nichts daraus gemacht. Nichts gelernt, nichts kapiert. Es tut mir leid wenn es jetzt hart klingt, aber ich habe innerlich regelrecht gelacht darüber, wie wenig er aus sich gemacht hat. Er hatte die Chance genauso zu wachsen wie ich, und er hat sie nicht ergriffen.
Er hatte so etwas jämmerliches an sich, aber mir schien es so, als wolle er genau das!

Nach der Zugfahrt hat er mich umarmt und gesagt, das es schön war mich zu sehen. Ehrlich, mir war es irgendwie gleichgültig. Ich bin nach Hause gefahren und habe noch kurz den Kopf darüber geschüttelt, wie ich mir vorstellen konnte, so ein Mensch würde mich ein Leben lang bereichern?! Trotzdem wünsche ich ihm alles Gute und ich hoffe wirklich, dass er es irgendwann alles versteht. Das er versteht, warum es so gekommen ist und warum er so unglücklich innen drin ist.

Und wenn man es so sieht, war es ALLES genau richtig. Jeder Rückschlag und jede Träne, der ganze Schmerz war sowas von richtig.
Ich bin dadurch eine andere Frau geworden.
Am Anfang habe ich mich nur für ihn verändert. Ich wollte die perfekte Frau für ihn sein. Im Nachhinein betrachtet war es die einzige Motivation die ich damals hatte. Aber auf dem Weg zur "perfekten Frau für Ihn" kam ich dann irgendwie auf den Weg zur "perfekten Frau für MICH". Und irgendwie kann ich ihm tatsächlich dafür dankbar sein.




Tink.



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neele31
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch - Tag 1 bis 1,5 Jahre danach

Beitrag von neele31 » Di 15. Dez 2015, 13:54

Tiiiiiiiink!!!! :D

SO schön Dich zu lesen! Und schön auch was man da lesen darf! :)

Wünsche Dir eine schöne restliche Vorweihnachtszeit! :D

Liebe Grüße
...denn das Wesentliche passiert immer nebenbei!

Broken_Tinkerbell
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch - Tag 1 bis 3,5 Jahre danach

Beitrag von Broken_Tinkerbell » Mo 11. Dez 2017, 02:28

Hallo da draußen,

es ist schon eine gefühlte halbe Ewigkeit her, dass ich mich hier eingeloggt habe. Aber ich habe heute mal wieder an die Zeit von damals gedacht und wollte diesen Beitrag schreiben, mit dem Wunsch, jedem der gerade eine schwere Zeit durchmacht, etwas Hoffnung zu geben.

Meine Trennungsgeschichte ich nun schon fast 4 Jahre her. Und seit ich das letzte mal vor ziemlich genau 2 Jahren in diesen Thread geschrieben habe, hat sich Einiges getan. Meine Entwicklung die damals durch die Trennung angestoßen wurde, hat ziemlich große Früchte getragen. Ich würde fast sagen, ich bin eine ganz andere Frau geworden bin. Oder noch besser: Ich bin durch die Trennung, der Verarbeitung der Trennung und des stetigen lernens, erst zu einer starken Frau geworden.

Mit meinem Ex, Markus, habe ich überhaupt keine Kontakt mehr. Ich sehe ihn auch nicht mehr. In den letzten 2 Jahren, also seit meinem letzten Beitrag, habe ich ihn 2 mal gesehen. Und beide male habe ich nicht mit ihm gesprochen. Das erste mal war bei einem Konzertabend, bei dem seine Band auch gespielt hat. Er hat mich gesehen und ich habe gemerkt, wie er etwas zögerlich war bevor er mir "Hallo" gesagt hat. Ich für meinen Teil, war ziemlich reserviert. Aber es war überhaupt nicht erzwungen oder gespielt, ich hatte wirklich einfach keinerlei Interesse mit ihm zu reden oder sonst etwas. Ich habe einfach gemerkt, dass er mich nicht interessiert. Mehr als ein "Hallo" war an diesem besagten Konzertabend dann auch nicht.

Dennoch habe ich mir an diesem Abend mal wieder die Frage gestellt, wie ich überhaupt mit ihm zusammen sein konnte. Wie so oft und man sich diese Frage stellt, wenn genügend Zeit vergangen ist. Ich glaube nicht, dass er sich großartig verändert hat. Irgendwie sah er sogar ziemlich fertig aus. Kaum gelächelt oder eine positive Ausstrahlung gehabt. Ich denke, das war schon immer so, ich habe es früher nur nicht gesehen, weil ich selber irgendwie so drauf war wie er.

Dann habe ich ihn noch ein zweites mal gesehen, zufälligerweise am Bahnhof. Er ist in den selben Zug eingestiegen wie ich. Ich weiß nicht ob er mich auch gesehen hat, aber ich habe keinerlei Anstrengungen übernommen ihn zu begrüßen oder irgendwie auf mich aufmerksam zu machen. Ehrlich gesgat war ich froh, dass wir uns nicht nocheinmal über den Weg gelaufen sind. Auf mich hat er auch am Bahnhof einen furchtbaren Eindruck gemacht, er hatte schon von weitem ziemliche Schatten im Gesicht, unter den Augen und seine Wangenknochen kamen dunkel hervor. Auch bei dieser "Begegnung" blieb mir nichts anderes übrig, als mit dem Kopf zu schütteln und mich zu fragen, was ich mir nur dabei gedacht habe und wie dieser Mensch mich nur so verletzen konnte.

Schon eine komische Sache das Leben. Aber im Nachhinein bin ich immer noch sehr froh, das dies alles passiert ist. Sonst wäre ich heute nicht so stark, wie ich es bin.

Ich habe immernoch meinen Freund, den ich nach Markus kennen gelernt habe. Wir führen eine Fernbeziehung, aber es klappt gut so wie es ist. Ich lebe also allein in meiner Wohnung und genieße es so sehr, für mich selbst zu sein. Wenn ich zurück denke, wie es mir vor knapp 4 Jahren ging... Damals konnte ich nicht mal allein schlafen ohne Angstzustände zu bekommen.

Zu meiner Heilung und meiner Weiterentwicklung hat definitiv begetragen, viel für mich selbst zu tun. Ich war in den letzten zwei Jahren für längere Zeit im Ausland und habe dort viel über mich erfahren. Habe viel gelesen und geredet über Dinge, die mich bereichert haben. Über Dinge, die mich haben wachsen lassen. Vorallem darüber, wie ich zu mir selbst finde, wer ich bin, was mir Spaß macht, und wie ich mir mein Leben für mich gestalte, egal ob mit oder ohne Partner.

Mittlerweile tue ich Dinge, die ich früher nicht einmal für möglich gehalten hätte z.B. moderiere ich mittlerweile bei einem kleinen Radiosender ein mal im Monat eine Sendung!

Außerdem habe ich meine Haare komplett kurz geschnitte und finde, dass ich zum ersten mal so aussehe wie ich selbst. Früher wollte ich immer wie ein braves, blondes Mädchen aussehen. Seit einem Jahr trage ich kurze Haare und fühle mich super wohl damit (ist dazu auch noch so mega praktisch, dieser Kurzhaarschnitt :D )

Alles in Allem war und ist alles gut so wie es ist. Ich rede viel mit Freunden über ihre Sorgen und ihren (Liebes)Kummer und stelle irgendwie immer fest, dass es am besten zu bewältigen ist, wenn man versucht zu sich selbst zu finden und zu stärken. Wenn wir anfangen uns selbst zu finden, dann wird auch der Schmerz irgendwann weniger und man hat wieder Augen für andere Dinge.

Eine wichtige Sache, die mir dabei auch geholfen hat, ist die therapeutische Hilfe, die ich damals von dem Heilpraktier / Heiltherapeuten und der Hypnosetherapie bekommen habe. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es ein essenzieller Schritt war, damit es mir wieder besser gehen konnte. Auch heute sage ich noch jedem (der es hören will :D ) dass eine (therapeutische) Beratung einfach so viel Last von den Schultern nehmen kann und das ich es wirklich jedem ans Herz lege, wenn es einfach nicht mehr weiter geht.

Es war auf jeden Fall ein spannender Weg bis hierher und ich freue mich, wie es weiter geht.

Tink.



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Daria27
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch - Tag 1 bis 3,5 Jahre danach

Beitrag von Daria27 » Di 12. Dez 2017, 00:14

Liebe Tinkerbell!

Du inspirierst mich gerade sehr, und ich möchte dir über diesen Weg ein paar Gedanken hier lassen.
Ich habe mich einst ebenfalls wegen eines Mannes hier angemeldet, für den ich emotional durch die Hölle ging.
Er war meine erste große Liebe und ich klammerte mich ganze 13 lange Jahre lang an ihn und an ein glückliches Zusammen sein mit ihm. Es gab nichts was ich nicht für ihn oder wegen ihm tat. Mein Leben kreiste sich um ihn und eine gemeinsame Zukunft.
Die Gründe weshalb wir nie zueinander fanden sind sehr komplex, jedoch auch simpel: Wir passten nicht zueinander. Wir waren uns eigentlich fremd und hatten kein Vertrauen zueinander. Doch ich wollte und konnte das nie akzeptieren. Sogar ein gemeinsames Kind wurde geboren. Doch auch das änderte nichts an der emotionalen Distanz die ich stetig über eine klapprige, instabile Hängebrücke zu ihm, zu überlisten versuchte. Bis ich eines Tages abstürzte.
Ich schmunzel gerade während ich darüber nachdenke wie schlecht es mir ging. Ich verlor massiv an Gewicht ( und musste deswegen sogar stationär behandelt werden ), schlief nächtelang nicht. Ich weinte und schrie manchmal stundenlang und war mir sicher, ich würde niemals wieder glücklich werden. Niemals wieder lieben können.

Seit mehr als zwei Jahren ist nun auch unser Kontakt bei Null. Er meldete sich zwischen durch noch, aber ich habe nie geantwortet. Ich habe meine Handynummer geändert und einfach weiter gelebt.
Was soll ich sagen, ausser das es mir wie dir geht... Ich fühle mich stärker und unabhängiger als jemals zuvor. Ich mache alles die Dinge die ich schon immer wollte ( Anfang nächsten Jahres eine große USA Reise ), tanzen, ausgehen usw und ich bin dabei gedanklich und emotional frei. Ich bin auf mich und mein Leben fokussiert und völlig entspannt ( was IHN betrifft ). Wer diesen Tiefpunkt kennen lernen musste und ihn dennoch überstanden hat, der kennt das Gefühl des Danachs.
Ich hadere manchmal nur noch wegen der Zeit die ich mit so viel Trauer vergeudet habe. So viel Zeit in der ich aufstehen und endlich loslassen hätte sollen. Doch das wollte ich nicht. Ich wollte diesen Krieg gewinnen und ihn auf dem Schlachtfeld schlagen. Wie sinnlos es doch war.
Doch nun ist das hinter mir. Im Forum lese ich kaum noch. Das Leben hat mich endlich wieder. Ich habe mich endlich wieder.
Ich weiß genau wie es dir geht und ich wünsche dir auch weiterhin alles Gute!

Sonnenblume10
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch - Tag 1 bis 3,5 Jahre danach

Beitrag von Sonnenblume10 » Di 12. Dez 2017, 12:52

Toller Thread! Den sollte viele hier lesen, denn sie könnten viel daraus ziehen.

Alles Gute von mir! Es ist doch immer wieder bemerkenswert, was das Leben bereit hält. Vom Häufchen Elend entwickelt sich eine Frau, die ihr Leben lebt und genießt und dem Ex. ein kleines Eckchen in sich zugesteht. Aber wirklich nur sehr klein, denn der Ex. hat seine Aufgabe erfüllt!

Sonnenblume

Broken_Tinkerbell
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Re: Mein Kontaktsperre Tagebuch - Tag 1 bis 3,5 Jahre danach

Beitrag von Broken_Tinkerbell » Do 14. Dez 2017, 18:01

Hallo da draußen!

Liebe Daria (Ich liebe den Namen) Danke dass du deine Situation hier geteilt hast. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht immer leicht für dich war. Gerade auch die Verbindung durch ein Kind macht es sicher noch schwieriger seinen eigenen Weg zu gehen. Ich wollte dir sagen, dass ich nicht finde, dass es eine "Vergeudung" war. Sicherlich sieht es im Nachhinein so aus, dass man mit diesen Energie- und Nervenfressenden Menschen zuviel Zeit "vergeudet" hat, und vielleicht auch mit der Trauer. Aber mal ganz ehrlich, hätte es denn in dieser Situation damals irgendeine andere Alternative gegeben? Wäre es denn irgendwie anders gegangen? Haben wir nicht alle schon 100 Millionen Gespräche mit Freunden geführt die uns klar gemacht haben, das wir loslassen sollen, dass wir nach vorn schauen sollen, dass wir nicht mehr trauern sollen? Und wäre es nur irgendwie möglich gewesen, dann hätten wir es getan. Natürlich hätten wir aufgehört mit der Trauer, aber es war uns zu diesem Zeitpunkt nunmal nicht möglich. Es ging nicht, und das hatte Gründe. Denn vielleicht sollte es so sein. Vielleicht war es genau das, was wir brauchten, um daraus zu lernen und unsere Stärke zu ziehen? Und deswegen ist es doch am Ende gut, so wie es gelaufen ist, sonst wären wir schließlich nicht da, wo wir jetzt sind. Zumindest sehe ich es so.
Ich wünsche dir alles Liebe!

Liebe Sonnenblume :) Danke für deine Antwort! Jawohl, er hat seine Aufgabe erfüllt :)


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Eine Sache ist doch immer wieder komisch, wie das manchmal so mit dem zwischenmenschlichen funktioniert. Nachdem ich nun die letzten Tage, oder besser gesagt Nächte, damit verbracht habe mein Tagebuch hier nach fast vier Jahren nochmal komplett zu lesen, bin ich seit einer halben Ewigkeit mal wieder auf Facebook gewesen.

Mittlerweile melde ich mich da kaum noch an. Und heute bei meiner Anmeldung,was sehe ich da?????? Markus hat tatsächlich ein Uralt Bild von mir geliked. Vor 5 Tagen. Wir sind seit 4 Jahren nicht mehr bei FB miteinander befreundet. Und das ist mal wieder ein ulkiger Zufall. Und irgendwie finde ich es einfach nur noch schrecklich, dass er immer noch versucht, sich in mein Gedächtnis zu drängen. Schrecklicher Typ, sag ich nur. Nach all der Zeit kann er es einfach nicht lassen. Ich habe wirklich den Eindruck, dass er nichts gelernt hat, dass er sich null komma null geändert hat.

Aber was solls, jedem das seine :)

Alles Liebe und schöne Feiertage an alle da draußen!

PS: Noch ein kleines Gedicht:

" To Find your Soulmate,
First you have to find YOUR Soul.

When that is done,
You will see,
There is nothing else
To find."


Tink


.

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