schiffchen92 hat geschrieben: ↑Mo 16. Apr 2018, 13:09
Jedes Mal, wenn mich die Gefühle überrennen wollen, suche ich Halt in mir selbst und versuche mich in meinem Inneren wider zu lokalisieren und mir die Bestätigung, die mir in dem Moment dann sehr fehlt, selbst zu geben.
Daran merkst Du, dass Du immer noch sehr auf die Bestätigung von außen angewiesen bist. Und oftmals dient auch die Tatsache, dass man einen Partner hat, zu einem Teil auch der Selbstbestätigung. Schau Dir doch an, was in den Medien vermittelt wird! Neue Lieben bei Promis, die Fernsehwerbungen mit happy family oder mit jugendlichen Singles, die glücklich mit Freunden unterwegs sind und abends selbstredend zu einem Date gehen.
Das ist genau das, was sich jeder wünscht und auch dieses ständige Berieseln von optimalen Lebensmodellen trägt dazu bei, dass die traurigen Singles praktisch nie vorkommen. Das schleicht sich dann schon irgendwann ins Unterbewusstsein und verstärkt die desolate eigene Lage, die als unvollständig und unattraktiv empfunden wird.
Kaum ein Single ist dauerhaft glücklich mit dem Zustand, daher ja auch die Flirtplattformen und der ganze Mist und auch daher akzeptiert man selbst den Zustand nicht, obwohl er bei vielen Menschen notgedrungen der Alltag ist.
schiffchen92 hat geschrieben: ↑Mo 16. Apr 2018, 13:09
In sehr guten Phasen ist es leider weiterhin so, dass ich am liebsten bei ihm klingeln möchte und mich entschuldigen möchte und um ein Date bitten möchte.
Genau das kenne ich von mir auch. Ging es mir gut, kamen so Ideen wie die, dass er doch mal in meine Heimatstadt kommen könnte und ich mit ihm mein Lieblingscafé und mein Lieblingslokal gehen könnte und wieder glücklich wäre, einfach weil er da sein würde.
Ich habe dann jedes Mal gewartet, bis dieser momentane Flow wieder dem Realitätsbewusstsein Platz machte und habe mir gesagt: Warte einfach ab, was Du morgen darüber denkst.
Und jedes Mal war es so, dass ich mir dann sagte, das bringt Dich nicht weiter. Du stachelst nur wieder Deine Sehnsucht an und leidest dafür hinterher um so mehr. Denn kaum ein Verlassender hat hinterher noch ein großes Bedürfnis den Verlassenen zu sehen, sonst hätte er sich ja gar nicht trennen müssen.
Es sind nur Deine Sehnsüchte und auch das Bedürfnis, Eigenwerbung zu betreiben, die Dich dazu verleiten wollen. Es sind aber nicht seine Sehnsüchte und Wünsche und das solltest Du Dir auch klar machen.
Du willst ihm - gerade wenn Du oben auf bist - beweisen, dass Du eine Andere als vorher bist bzw. willst ihm imponieren, weil er ja merken soll, dass es Dir trotz allem sehr gut geht und Du Dein Leben im Griff hast und es gut im Griff hast. Es ist der Wunsch nach Bestätigung, der Dich da antreibt.
schiffchen92 hat geschrieben: ↑Mo 16. Apr 2018, 13:09
während ich in den schlechten viel stärker auf Abstand gehe.
Tja, das ist doch logisch. Wer in schlechten Phasen auf den Ex zugeht, der appelliert praktisch an sein Mitleid und das tut keinem gut, weil das normalerweise fast jeder als beschämend empfindet. Dir geht es schlecht wegen der Trennung, ja da willst Du Dich doch nicht noch mehr mit dem Verursacher des Kummers belasten und diesen noch mehr verstärken.
schiffchen92 hat geschrieben: ↑Mo 16. Apr 2018, 13:09
Es ist echt anstrengend und eine starke Übungssache, aber sie hat mir heute schon dabei geholfen ihm beim Essen nur freundlich zuzunicken und mich dann wider auf meine Freunde zu konzentrieren (Klar sind Gedanken auch mal rübergewandert, aber das geht schon).
Ja, das ist Übungssache und klappt nicht jeden Tag gleich. Aber es ist genau der richtige Weg. Ihm zunicken, heißt: ich habe Dich wahrgenommen und sehe Dich positiv, wenn auch nicht leidfrei.
Dann wendest Du Dich Deinen Freunden zu. Heißt für ihn, falls er das überhaupt wahrnimmt (denn er ist im Vorteil, weil er die Trennung wollte), meine Freunde sind mir wichtiger als Du. Ich zolle Dir ein gewisses Quantum an Aufmerksamkeit, aber nur so viel, wie der Anstand es verlangt.
So gehe ich heute noch mit meinem Ex. um. Wenn ich ihm begegne und ein Augenkontakt überhaupt stattfindet, grüßen wir uns, wenn auch nicht sonderlich freundlich. Ansonsten vermeiden wir direkten Kontakt und wenden uns gleich anderen Menschen zu. Beidseitige Info: ich nehme Dich wahr, wenn es sich nicht vermeiden lässt, aber ansonsten habe ich lieber keinen Kontakt mit Dir.
Es hat mir damals lange zu schaffen gemacht, dass er mir genau das ohne Worte mitteilte, denn es kratzte an meinem Ego. Mein Problem, wenn ich nicht gut damit umgehen kann und mir immer noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit gewünscht hätte. Seitdem mir klar geworden ist, warum mich das wurmte, kann ich gut damit umgehen. Es ist allein mein Problem, nicht seines.
Übe weiter und Du wirst eines Tages einen Erfolg in Richtung mehr Gleichmut erzielen.
schiffchen92 hat geschrieben: ↑Mo 16. Apr 2018, 13:09
Aber ich versuche echt in Einklang zu kriegen, was ich so von ihm weiß, wie ich ihn einschätzen würde, wie ich ihn kenne etc.pp (was dagegen spricht, dass da etwas lief) und meiner Panik/meinen bisherigen Erfahrungen.
Auch das ist allein Dein Problem, denn hier spielen ganz stark Eifersucht mit (er hatte Kontakt, aber ich glaube nicht, dass sexuell was gelaufen ist, was Du aber schlichtweg nicht weißt und nicht erfahren wirst) und wieder die Kränkung des Egos. Ich war es nicht wert usw.
Auch das ist allein Dein Problem.
Ihn fragen, bedeutet klein beigeben und ihm signalisieren, ich denke immer noch dauernd darüber nach und es zwickt und zwackt mich. Damit outest Du Dich als neugierig, ja schlimmer noch, als selbstverletzend. Sag es mir, damit ich es weiß! Denn dann kann ich es einordnen und für mich verarbeiten. Es ist Deine Bedürftigkeit, die da spricht.
Stell Dir vor, er sagt Dir: Ja, da lief was, wir lagen zusammen im Bett, aber es kam nicht zum Äußersten. Das nur mal als Gedankenmodell. Tut Dir weh, denn Du sagst Dir, die Grenze ist schon überschritten worden und da wird wohl noch mehr kommen ...
Oder er sagt: es geht Dich zwar nichts an, aber wenn Du es wissen willst: Ja, da war was! Dann bist Du am Ende.
Oder er sagt: Das ist meine Angelegenheit. Super für Dich, denn d.h. für Dich, er verweigert Dir eine Auskunft auf für Dich wichtige Fragen.
Oder er sagt: da war nie was, nur miteinander reden. Dann sagst Du Dir, ja vielleicht hat er ja doch wieder Interesse an mir. Wie frustrierend dann festzustellen, dass es nicht so ist.
Versuche, Dir die Modelle vorzustellen und auch das, was das in Dir auslöst.
Außerdem: ob mit diesem Mädel was war oder nicht, ob jetzt was ist oder nicht, es geht Dich nichts an!!! Er ist Dir in nichts mehr verpflichtet, also löse dieses Problem für Dich. Auch das braucht Zeit.
Die Begierde, etwas zu wissen ist oft ungleich größer als die Fähigkeit, mit der Wahrheit (sofern Du sie überhaupt erfährst) umzugehen. Manchmal ist es besser, etwas nicht zu wissen.
schiffchen92 hat geschrieben: ↑Mo 16. Apr 2018, 13:09
einfach ihn, seinen Humor, seine Art, sein Wesen... sein Salatdressing
Ja, ja, aber jeder ist ersetzbar. Irgendwann kommt Jemand, der auch Humor hat und ein angenehmes Wesen und ein gutes Salatdressing zubereiten kann oder Dir eine fantastische Pizza zaubert. Dann ist das Salatdressing auch vergessen!
Man entwickelt Sehnsucht, weil der Mangel gigantisch ist. Und dann bildet man sich ein und suhlt sich in dem Gefühl, was man alles nicht mehr hat.
Niemals mehr auf seiner Couch zu liegen, niemals mehr in seiner Hängematte auf dem Balkon sanft schaukeln, nie mehr seine Stimme zu hören und ach, die tollen Gespräche, die mir jetzt so fehlen! Und niemals mehr meinen Schmuck in die Steinschale legen und niemals mehr am Frühstückstisch mit ihm sitzen. Er mit seinem Kaffee und ich mit grünem Tee, sich die Zeitung teilen und ab und an was vorlesen. Ach, wenn ich heute so daran denke, dann fehlt mir das immer noch!
Denn jetzt habe ich keine Couch wie er sie hatte und schon gar keine Hängematte und auch keine Steinschale, aber dafür einen Partner, der mir treu ist und denselben Tee wie ich trinkt.
Ja, ich weißt, Du hast derzeit keinen Mann, mit dem Du ein Stück gemeinsames Leben teilen kannst. Aber ganz ehrlich, das wäre in Deiner Lage auch verfrüht und würde nur den Schmerz momentan zudecken. Und damit würdest Du einen Anderen auch für Deine Zwecke ausnützen.
schiffchen92 hat geschrieben: ↑Mo 16. Apr 2018, 13:09
Es fühlt sich aber längst nicht so toll an, wie ich dachte, dass es sich anfühlt, wenn man sich von etwas schlechtem entfernt.
Wo ist denn das Schlechte, von dem Du Dich entfernst? Du glorifizierst ihn ja immer noch, seine Art, sein Wesen, sein Humor. All das war ja so einzigartig und dennoch kannst Du auch ohne es leben. Die Friedhöfe sind voll von angeblich unersetzlichen Menschen und doch geht das Leben weiter.
Sonnenblume