Trennung nach 4-monatigem Auslandseinsatz

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Jolly90
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Trennung nach 4-monatigem Auslandseinsatz

Beitrag von Jolly90 » Mi 28. Jan 2015, 08:06

Mein Exfreund hat mich vor 3 Wochen verlassen, weshalb ich mir das E-Book-Set gekauft habe. Ich habe es aufmerksam durchgelesen und werde mich ab jetzt an die Kontaktsperre halten.

Allerdings handelt es sich bei meinem Exfreund und mir um eine spezielle Situation. Er ist Soldat bei der Marine und kam aus einem 4-monatigen Auslandseinsatz zurück. Vor dem Einsatz lief alles wunderbar. Während den 4 Monaten haben wir per Email Kontakt gehalten, ich habe ihm Päckchen geschickt und er hat sich darüber immer sehr gefreut. Gegen Ende wurden seine Mails länger und man hat gemerkt, dass ich ihm fehle. Er hat geschrieben, wie sehr er sich darauf freut mich wieder in die Arme schließen zu können und, dass wir dann erstmal viel Zeit zusammen verbringen werden.

Nun kam er am 18. Dezember zurück und nach 4 Monaten in denen wir uns überhaupt nicht gesehen hatten, hatten wir gleich 3 Wochen Urlaub zusammen – von einem Extrem ins andere.

Für beide war das eine enorme Umstellung und ich glaube wir hatten auch beide zu hohe Erwartungen. Er wollte die Zeit mit Familie, Freunden und mir aufholen und viel Party machen. Ich habe mich nach ein wenig Zweisamkeit und Romantik gesehnt. Beide haben wir uns gewünscht, dass es sehr harmonisch abläuft. Ich war 4 Monate auf mich allein gestellt und habe versucht ihn im Einsatz nicht mit meinen Problemen zu belasten und hatte mich darauf gefreut jetzt wieder jemanden zu haben der für mich da ist wenn es mir schlecht geht. Sicherlich habe ich ihn damit überfordert, nachdem er 4 Monate nur mit Männern die noch alle ziemliche Kindsköpfe sind auf engstem Raum zusammen war und sich nicht großartig mit Gefühlen beschäftigen musste. Ich habe ihn viel mit meinen Sorgen belastet, mich bei ihm ausgejammert und erwartet, dass er nun für mich da ist. Auf Feiern habe ich ihm vorgeworfen, dass er mich den ganzen Abend allein lässt ohne zu bedenken, dass er jetzt mehr oder weniger wieder an ein „Single-Leben“ gewohnt war und froh war wieder mit seinen Freunden feiern gehen zu können. Wir beide waren es mittlerweile gewohnt allein Entscheidungen zu treffen und mussten nun wieder auf den anderen Rücksicht nehmen. Es kam zu einigen Reibereien und Streits, wir waren beide gereizt.

Dazu kommt, dass wir vor dem Einsatz erst ein halbes Jahr zusammen und noch „frisch verliebt“ waren. Nun war aber die rosarote Brille weg und mein Freund war offenbar damit überfordert und konnte vermutlich seine Gefühle nicht einordnen. Statt den erwarteten Schmetterlingen im Bauch kam er nun heim und es gab Stress und Gereiztheit.

Auch kam bei uns in den 3 Wochen Urlaub das Thema zusammenziehen auf, wobei mein Freund erst hin und her schwankte ob ihm das nicht zu früh ist aber als er merkte, dass ich enttäuscht war dann plötzlich doch zusammenziehen wollte. Ich vermute auch das hat ihn überfordert und im Grunde war es ihm doch zu früh.

Trotz allem lief es noch sehr gut. Wenn wir uns nicht gestritten haben, hatten wir viel Spaß zusammen, waren glücklich, hatten guten Sex und mein Freund hat mir immer wieder gesagt, wie sehr er mich liebt. Wir haben ein Ferienhaus für den schon länger für März geplanten Norwegenurlaub ausgesucht. Im Frühjahr wollten wir seine Schwester in München besuchen und ich habe ihn mit Konzertkarten für seine Lieblingsband für den Valentinstag überrascht.Ich hatte mich schon vorher mit dem Thema Auslandseinsatz beschäftigt und mich darauf eingestellt, dass man sich erst einmal wieder aneinander gewöhnen muss, vielleicht auch ein wenig fremd geworden ist oder die Gefühle etwas abkühlen und es zu Reibereien kommen kann – das scheint öfters vorzukommen, denn viele andere „Marine-Frauen“ berichten mir von ähnlichen Problemen. Die Marine hat dafür sogar speziell geschulte Seelsorger zu denen die Männer gehen können. Aber leider hat sich mein Freund damit wohl überhaupt nicht auseinandergesetzt und kam mit der Erwartungshaltung nach Hause, dass man sofort da weitermachen könnte wo man vorher aufgehört hat. Auch sprechen die Männer auf dem Schiff untereinander nicht über so etwas, sodass er sicher auch nicht weiß, dass solche Reibereien nach einem Einsatz normal sind und alles darauf schiebt, dass unsere Beziehung offenbar keinen Sinn mehr macht.

Nach einem Streit vor 3 Wochen teilte er mir dann völlig überraschend mit, dass er mich nicht mehr lieben würde. Erst nannte er völlig banale Gründe, wir würden nicht zusammenpassen weil wir nicht zu 100% denselben Filmgeschmack und Humor hätten, dann sagte er ganz am Ende er würde mich nicht mehr lieben. Das kam für mich völlig überraschend weil er mich noch 2 Tage vorher unbedingt mit zu seinem Vater zum Kaffeetrinken nehmen wollte und ihm dann freudestrahlend erzählt hat, dass wir zusammenziehen. Noch einen Tag vorher hatten wir im Chat rumgealbert und er hat mir geschrieben wie sehr er mich liebt und mir dann nachts noch eine SMS geschickt in der er schrieb, dass er sich sehr auf den nächsten Tag freut wenn er mich wiedersehen kann - das ist alles sehr widersprüchlich und so abrupt und ich kaufe ihm nicht wirklich ab, dass er mir und auch seiner Familie so ins Gesicht lügen konnte als er noch einen Tag vorher sagte, wie sehr er mich liebt.

Meine Vermutung ist nun, dass er mit der gesamten Situation in den 3 Wochen total überfordert war, seine Gefühle nicht einordnen konnte aber nichts gesagt hat weil er mich nicht verletzen wollte. Er hat sich nichts anmerken lassen weil er vermutlich selbst nicht wusste was er genau empfindet also hat er so getan als wäre alles in Ordnung statt anzusprechen was genau in ihm vorgeht. Er hat direkt am nächsten Tag nach der Trennung seinen Beziehungsstatus auf Facebook gelöscht und sich dann nur noch einmal kurz gemeldet um mir mitzuteilen, dass es vielleicht besser ist wenn wir momentan keinen Kontakt haben damit ich besser über ihn hinwegkomme und „einen Mann finde der mich so liebt wie ich es verdiene“. Er meinte er würde sich freuen wenn ich trotzdem den Kontakt zu seiner Familie halte und wenn wir irgendwann mal Freunde sein können.

Natürlich habe ich fast alle Fehler begangen, die man laut dem Ratgeber nach einer Trennung vermeiden soll. Einen Tag nach der Trennung habe ich ihm eine sehr lange Nachricht geschickt und versucht vom Gegenteil zu überzeugen aber die Nachricht hat er nicht lesen wollen. Ich habe versucht über seine Freunde an ihn ranzukommen und dann versucht ihm mitzuteilen, wie schlecht es mir geht und sein Mitleid zu erregen. Ich habe überlegt was ich alles falsch gemacht habe und ihm angeboten befreundet zu bleiben. Auch habe ich schon überlegt ihm zum Valentinstag ein Päckchen aufs Schiff zu schicken um ihn an die Päckchen zu erinnern die ich ihm während des Einsatzes geschickt habe.

Seine Familie ist ebenfalls wie vor den Kopf gestoßen und kann sich nicht erklären wie er innerhalb von 3 Wochen so eine 180° Drehung vollziehen konnte, zumal es überhaupt nicht absehbar war. Er hat sich weder zurückgezogen noch anders verhalten, mir immer noch über den Arm oder Rücken gestreichelt und meine Nähe gesucht. Seine Mutter und Schwester denken beide, er hat einfach Panik bekommen.

Jetzt ist natürlich guter Rat teuer…in jeder „normalen“ Trennung wäre ich mir sicher, dass die Kontaktsperre der beste Weg ist. Aber wir hatten ja bereits 4 Monate lang eine „gezwungene“ Kontaktsperre. Viele Soldaten beschreiben, dass das Bordleben und der Einsatz-Ablauf jetzt der Alltag sind. Sie sind es nach 4 Monaten gewohnt unter der Woche mit den Kameraden zusammen zu sein und am Wochenende feiern zu gehen. Jetzt ist mein Freund wieder im für ihn gewohnten „Single-Leben“ wie während des Einsatzes drin. Laut Erfahrungsberichten kann es 2-4 Monate dauern bis man sich nach einem Einsatz wieder komplett aneinander gewöhnt hat aber mein Freund hat ja schon nach 3 Wochen das Handtuch geschmissen. Meine Hoffnung ist natürlich, dass mein Freund irgendwann wieder ganz hier zuhause „ankommt“ und feststellt, dass das Leben eben nicht nur aus Party besteht und, dass ich ihm irgendwann fehle. Insofern ist die Kontaktsperre vielleicht wirklich sinnvoll? Erst einmal muss er mich ja wieder vermissen lernen. Trotzdem habe ich Angst, dass das nicht passieren wird denn immerhin war er es ja jetzt 4 Monate lang gewohnt ohne mich zu sein, da dürfte ihm die Trennung vielleicht leichter fallen.

Auch habe ich natürlich den großen Wunsch ihm einen Gedankenanstoß zu geben, der ihn dazu bringt überhaupt erstmal zu realisieren, dass die Probleme vielleicht einfach Einsatzbedingt waren und nicht alle zwangsläufig an der Beziehung lagen. Am liebsten würde ich ihm einen Brief schreiben und ihn darauf hinweisen: Guck mal, die anderen die aus dem Einsatz zurückkamen haben ähnliche Probleme, denk doch mal darüber nach ob es vielleicht daran lag und wir beide überfordert waren und erinnere dich doch mal daran was wir schönes hatten. Aber einen Brief zu schreiben würde der Kontaktsperre ja wiedersprechen…soll ich das Thema „warum es zur Trennung kam“ nun also erst einmal komplett aussparen weil er sich ja offensichtlich auch nicht damit beschäftigen möchte und die Sache für ihn abgehakt ist momentan? Und es dann erst noch einmal in der von Ihnen genannten Konfliktanalyse besprechen falls wir irgendwann wieder zusammenkommen?

Ein großes Problem sehe ich auch darin, dass mein Freund nie offen über seine Wünsche oder Gefühle gesprochen hat, schon während der Beziehung konnte ich da oft nur rätseln. Auch in den 3 Wochen Urlaub hat er nie offen angesprochen, dass es für ihn scheinbar ein Problem gibt. Er geht Diskussionen dann lieber aus dem Weg und weiß nicht ob er bereit wäre falls wir nochmal zusammenkommen mit mir über die Gründe für die Trennung zu sprechen oder ob ich dann nicht wieder nur ein „Weiß nicht, war halt so“ zu hören bekomme. Er hat sich in den 3 Wochen Urlaub so normal verhalten, dass ich auch nicht auf den Gedanken gekommen bin es könne nicht stimmen wenn er mir sagt, dass er mich liebt und bin daher aus allen Wolken gefallen, als er urplötzlich die Trennung wollte.

Mein Freund zieht sich momentan sehr zurück und geht nur mit Freunden feiern die ihn nicht auf die Trennung ansprechen. Seiner Familie geht er aus dem Weg, seine Mutter und Schwester hat er nur kurz und knapp informiert und reagiert seitdem nicht auf Anrufe. Sein Vater weiß noch gar nichts von der Trennung. Scheinbar will er sich momentan noch nicht mit seinen Gefühlen auseinandersetzen. Für ihn ist die Sache abgehakt und er scheint erleichtert zu sein jetzt wieder in seinen gewohnten „Alltag“ wie während des Einsatzes zurückkommen zu können.

Auch für mich ist es nun eine schwere Situation. In Ihrem Ratgeber schreiben Sie, man soll die Zeit für sich nutzen die man jetzt hat. Allerdings hatte ich 4 Monate lang Zeit für mich. Am Anfang war es schwer, zur Mitte hin habe ich die Zeit allein auch teilweise genossen und genutzt. Jetzt aber war ich wirklich froh meinen Freund wieder zu haben. Ich hatte genug Zeit für mich und mich sehr darauf gefreut nun endlich nicht mehr allein sein zu müssen. Umso schwerer fällt es mir, dass ich jetzt 4 Monate gekämpft und gelitten habe um dann wo das Ziel erreicht ist und man die gemeinsame Zeit genießen könnte wieder allein da zu stehen. 4 Monate habe ich versucht mich abzulenken, selbstständig zu sein, die Zeit allein zu genießen und sinnvoll zu nutzen aber irgendwann reicht es damit auch. Gerade war ich noch so erleichtert, es geschafft zu haben und nun soll ich wieder von vorn anfangen zu kämpfen.

Im Juni fährt er wieder für 5 Monate in den nächsten Auslandseinsatz. Das hat mich auch nicht mal so sehr gestört, weil ich vorher wusste wie eine Beziehung zu einem Marinesoldaten aussieht. Ich war bis vor 3 Wochen noch der festen Überzeugung, dass wir auch den nächsten Einsatz gut meistern würden. Ich habe mir ein gutes Netzwerk mit anderen „Marinefrauen“ aufgebaut und mich darauf gefreut ihm wieder Briefe und Päckchen schicken zu können. Auch dachte ich mir wird der nächste Einsatz leichter weil man aus seinen Fehlern lernt und wir nach seinem nächsten Einsatz nicht gleich 3 Wochen gemeinsamen Urlaub gehabt hätten. Nun aber hat er mich verlassen und ich hoffe natürlich, dass er nochmal alles überdenkt bevor er in den nächsten Einsatz fährt!

Einerseits rede ich mir ein, dass ich 4 Monate geschafft habe und es jetzt auch ein wenig länger schaffe. Allerdings war damals ein Ende absehbar, jetzt ist die Zukunft ungewiss. Es ist auch für mich wahnsinnig enttäuschend, dass ich mich 4 Monate so sehr auf meinen Freund gefreut habe und jetzt so glücklich war und überhaupt nicht mit einer Trennung gerechnet habe.

Für einen Rat wäre ich sehr dankbar!

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