Hoppelipoppeli hat geschrieben:Aber trotzdem bestätigt das natürlich noch mal, dass ich ihm nicht so sehr wichtig bin, wie ich gehofft habe und wie er mich auch hin und wieder hat fühlen lassen.
So was ist immer eine bittere Pille, aber die schluckt jeder im Leben, meist mehrmll. Die Gefühle, die Ansprüche an eine Beziehung sind eben sehr oft unterschiedlich verteilt und da hilft nur eines: Akzeptanz, dass es so ist wie es ist.
Bei mir war es genauso. Ich tat alles für die Beziehung, ich vergötterte ihn (völlig falsch, aber ich tat es doch!) und ich fühlte. Ich war warm, heiß, überbordend und niemals lauwarm ihm gegenüber. Auf Liebe folgte Hass, der auch brennt. Wer lauwarm ist, hasst nicht.
Und er? War immer lauwarm bis kalt.
Einer hat das, was der Andere nicht hat. Und nicht selten sucht der kältere Part sogar einen wärmeren, um von der Gefühlstiefe zu profitieren, auch wenn er sie nicht teilen kann. Das läuft nicht bewusst ab, aber ich fühlte auch immer die Diskrepanz in der Gefühlstiefe zwischen ihm und mir. Das hat mich besorgt gemacht, bekümmert und erst nach der Trennung konnte ich das irgendwann als gegeben hinnehmen, dass er zu mehr Gefühlen nicht in der Lage ist und dass das nichts mit meiner Person zu tun hatte. Es ist ihm nicht gegeben und das ist sicher schon auf die Kindheit zurückzuführen.
Mein Shiatsu-Masseur, der mir eine Zeitlang gefallen hat, sagte mal zu mir sinngemäß, dass zwar eine große Sehnsucht nach Symbiose und Gefühlsnähe in einer Beziehung da ist, diese aber in der Realität nicht gelebt werden kann.
Glaube nicht, dass Du nicht wichtig für ihn warst. Ich glaube, das Gegenteil ist der Fall. Und ich glaube sogar, dass er auf das was Du in einer Beziehung fühlen kannst, neidisch ist. Aber er weiß, dass es bei ihm anders ist und dass er mehr nicht geben kann. Auch er wäre vielleicht gerne "wärmer", aber er kann es nicht leben und dann lebt er mit der Diskrepanz zwischen Wollen und Nicht-Können. Ich denke, das solltest Du Dir bewusst machen. Es liegt nicht an Deiner Person und mangelnden Wichtigkeit. Möglicherweise war er mit dem, was Du ihm gegeben hast, auch schlichtweg überfordert, weswegen er für Abstand sorgen musste. Der Abstand und auch Untreue ist letztlich ein Mittel zum Herstellen von Distanz, war seine Schutzzone.
Hoppelipoppeli hat geschrieben:a ist gerade wirklich eine Schranke in mir, die ich sehr, sehr deutlich spüre. Die besteht nicht mal aus Wut oder Ärger oder sonst was, sondern einfach aus: es geht nicht, es hat keinen Sinn.
Das was Du jetzt fühlst bzw. irritierenderweise nicht fühlst, ist die Erkenntnis. Es hat keinen Sinn. Und durch die Erkenntnis kommt die Akzeptanz. Es ging nicht und es ist gut so, dass es vorbei ist.
Damit bist Du einen großen Schritt weiter gekommen, übersieh das nicht und werte es nicht ab. Das IST wichtig und es ist gut so.
Hoppelipoppeli hat geschrieben:Zwischendurch kommt immer mal der Gedanke, dass er mich eben nicht will.
Stell dir mal vor, er würde Dich wollen!!! Das ganze Theater würde von vorne los gehen. Es ist prima für Dich und es ist ein Schutz für Dich, dass er Dich nicht (mehr) will.
Hoppelipoppeli hat geschrieben: wie ich denk "Aber er mag es lieber so... ach nee. Spielt ja gar keine Rolle mehr
Das vergeht, keine Sorge
Hoppelipoppeli hat geschrieben:Natürlich bin ich auch traurig, dass es nicht sein sollte und manchmal bin ich auch wehmütig, wenn ich an ihn denke, weil wir eben viel Spaß hatten und er mich gut verstanden hat. Aber ich finde, dass es in einem "normalen" Verhältnis ist.
Es ist auch ein Verlust. Und wenn uns was fehlt, werden wir traurig und später fühlen wir ein Bedauern darüber, dass mehr nicht möglich war, obwohl wir uns es anders gewünscht haben und uns furchtbar angestrengt haben. Die positive Seite ist jetzt die verstärkte Stressfreiheit, die Du fühlst.
Was Du die ganzen Monate an Gedanken und Gefühlen investiert hast, frißt Energie ohne Ende. Und das merkst Du jetzt. Es war ja auch alles so Kräfte zehrend, so unglaublich anstrengend. Und wahrscheinlich wunderst Du Dich jetzt manchmal, wie Du das alles durch und ausgehalten hast. Aber mit weniger Energieaufwand geht auch eine Erleichterung daher. Du hast es begriffen: es ist wie es ist und damit kann ich jetzt gut leben. By the way, es ist sogar besser so. Jegliche Beziehungen, die zu viel Streß bedeuten, sind eigentlich schädlich und gehen über kurz oder lang schief.
Hoppelipoppeli hat geschrieben: Ich traue dem Braten noch nicht ganz und hab ein bisschen Angst, dass es nochmal schlimm wird. Aber den Gedanken will ich gar nicht weiterdenken, um es nicht zu provozieren.
Da ist viel Wahres dran, vor allem der zweite Satz. Wir sind auch dafür verantwortlich, was wir fühlen und was wir denken. Und je mehr man sich in in diesem Fall tatsächlich unsinnige Dinge versteigt, je mehr man ihnen Raum gibt, desto mehr plustern sie sich wieder auf.
Aber ich glaube nicht, dass es nochmals richtig schlimm wird. Du wirst ab und an noch traurig sein und leider auch unter Minderwertigkeitsgefühlen leiden, aber das kannst Du in den Griff bekommen. Gedankenhygiene ist wichtig, gerade bei Menschen mit geringem Selbstwertgefühl, weil die ihren Selbstwert oft zu sehr von der Außenwelt nähren lassen.
Und eine Wehmut wird noch bleiben, die dann später in Bedauern über gehen wird. Man blickt mit Bedauern auf das eigene Versagen und das des Partners zurück, kann aber gut damit leben, weil der Blick woanders hin geht.
Hoppelipoppeli hat geschrieben: Ich wäre gern mal wieder richtig verliebt, aber das Thema hatten wir ja schon.
Bevor Du Dich in jemand Anders verliebt, wäre da noch eine andere Aufgabe: Verliebe Dich in Dich, in das, was Du bist und was Du fühlst und nimm es an, dass es gut so ist und dass Du in der glücklichen Lage bist zu fühlen. Das bleibt ihm verwehrt und mit diesem Verlust kann er gut leben, denn er kennt es ja nicht anders. Denn heiß warst immer nur Du. Aber möchtest Du tauschen in eine lauwarme Gefühlswelt? Ich glaube nicht. Was er lebt und empfindet oder besser gesagt nicht empfindet, ist und bleibt bestenfalls lauwarm. Daher hatte er auch die Souveränität in der Beziehung, denn er war im Vorteil. Weniger Gefühle bedeuten weniger Leid. Aber auch im Umkehrschluss viel weniger Glücksempfinden.
Und Du hast das Potential zur Weiterentwicklung. Ob er das auch hat, bezweifle ich. Aber immerhin überlegt er jetzt schon wegen einer Therapie. Wer zu solchen Gedanken fähig ist, der leidet auch. Ohne Leid und ohne den Wunsch, am Status quo des eigenen Ichs etwas zu ändern, zieht keiner eine Therapie in Erwägung. Das ist ganz klar ein Hilferuf einer verletzte Seele. Vom Gedanken bist zur Durchführung ist es allerdings oft ein weiter Weg - gerade bei Männern. Du hattest den Mut dazu und das hast Du ihm ganz klar weit voraus. Meine Prognose: er macht keine Therapie, obwohl er weiß, dass er eine bräuchte. Denn Männer ziehen meist den Schwanz ein und beschließen, mit dem Status quo sich zu arrangieren. Es macht Angst und dann schiebt man es beiseite.
Hoppelipoppeli hat geschrieben:Wenn ich daran denke, dass er mit Inga in Urlaub war und die nach wie vor befreundet sind - nee, das kann ich nicht.
Dagegen und auch gegen evt. Eifersuchtsgefühle gibt es ein Mittel: Abstand, Abstand und nochmals Abstand. Es ist für Dich nicht wichtig, was mit dieser Inga war, ist und sein wird. Denn es ist nicht Deine Baustelle. Wenn sie in Freundschaft mit ihm leben kann, dann ist es so. Für Dich ist dieses Modell nicht geeignet.
Und außerdem kannst Du einen evt. Freundschaftsgedanken auch auf später verschieben. Wenn ich mal den Abschied ganz geschafft habe, wenn ich sozusagen clean bin, dann kann ich immer noch eine Freundschaft haben. Das habe ich mir vor Augen gehalten, denn die von mir angestrebte "Freundschaft" nach der Trennung funktionierte nicht. Sie verlängerte mein Leid, meine Eifersucht und verstärkte meinen Neid auf ihn.
Heute will ich auch eine Freundschaft nicht mehr. Er lebt sein Leben und ich meines und ich möchte da auch keinerlei Überschneidungen mehr. Es ist gut, nichts von ihm zu wissen. Es gibt nun einen Menschen, der wichtiger für mich geworden ist: ich selbst.
Ich habe mich wie Du vernachlässigt, klein gemacht, meine Gefühle des Unvermögens und Scheiterns gepflegt, Neid und Eifersucht gefühlt und das reicht jetzt einfach. Der einzige, der sich dann ärgert und sich quält, ist man selbst. Zu viele negative Gedanken schaden nur dem, der sie fühlt. Daher ist eines Tages auch mein Hass auf ihn vergangen (zu viel Energieaufwand, das hält man nicht durch) und dann kam die Akzeptanz. Es war so, aber es ist nicht mehr. Gott sei Dank! Eine Erleichterung darüber spüre ich manchmal heute noch.
Du wirst auch dorthin kommen und andere Menschen und andere Dinge werden wichtiger als dieser gefühlskalte Klotz, dem Du Deine Wärme vor die Füße geschmissen hast und der damit doch gar nicht viel anfangen konnte.
LG
Sonnenblume