Haaaah~
Ich muss zugeben, ich habe mich nicht an meinen Plan gehalten...
Habe ihn dann doch angeschrieben, mit Bezug auf das Video, dass es ja cool ist, dass unser damaliger Mitbewohner in seiner Stadt ist und dass es nach Spaß aussieht.
Er schrieb sofort zurück, dass er seit langem mal wieder Spaß hatte, aber er auch nun wieder abgereist ist. Dass er sofort (ohne eine Minute Pause) zurück geschrieben hat, hatte mich überrascht. Immerhin hatten wir vorher fast eine Woche wieder keinen Kontakt und bei ihm war auch schon 2 Uhr nachts.
Dann wollte er wissen was in Deutschland los ist. Er hatte Nachrichten wegen Köln gesehen und wollte dass ich auf mich aufpasse und nicht alleine raus gehe und sowas... Wir hatten ein kurzes Gespräch über Flüchtlinge, er fand es eh immer schlecht, dass Deutschland so viele aufnimmt und fühlte sich nun bestätigt. Ich bin eher der Meinung, dass sowas immer auf großen Events passieren kann, wo viele Menschen sind und Gruppen von Männern zu viel trinken. Tatsächlich wurde ich nämlich schon mal auf einem Festival von betrunkenen Typen gegen meinen Willen weggetragen und hatte da ziemliche Panik. Und das waren Deutsche oder Österreicher...
Nunja, dann habe ich ihn gefragt, wie es ihm nun so geht, weil es ihm ja vor einem Monat sehr schlecht ging. Er meinte es geht ihm wie immer, nicht besonders gut und dass er über sich selbst nachdenkt. Habe ihn gefragt, ob er überlegt, in welche Richtung sein Leben führen soll. Er meinte, das wichtigste wäre ihm nun, seine Augen lasern zu lassen, dass er keine Brille mehr braucht. Der Grund ist der Hammer: Er will seinen Pony so über die Augen wachsen lassen, dass man die nicht mehr sieht und die Brille stört dabei. Habe etwas scherzhaft darauf reagiert, dass mich meine Brille ja auch nervt, aber eben eher, weil ich das Gefühl hab ohne kommen meine Augen besser zur Geltung. Habe ihm auch gesagt, dass er seine Augen nicht zu verstecken braucht, da sie schön sind...

Nun, jedenfalls ist ihm das wohl im Moment sogar wichtiger, als schnell wieder nach Japan zurück zu kommen, was ja vorher höchste Priorität hatte, weil er sich in Korea so schlecht fühlt... ich glaube er ist grad insgesamt total verwirrt und hat keinen Plan, was er eigentlich will...
Da es ja nun schon 3 Uhr nachts bei ihm war, habe ich gefragt, ob er nicht mal schlafen will. Er meinte er kann oft nicht gut schlafen zur Zeit, dafür dann doch manchmal tagelang, etc. Habe nochmal gesagt, dass es sich für mich nach einer Depression anhört und ob er sich nicht doch Hilfe suchen will. Aber er meint, das war ja schon immer so und wird auch zwischendurch mal wieder besser und es wird schon gehen. Ich wollte wissen, ob er denn wenigstens mit Freunden spricht, aber er hat keine mit denen er reden kann. Er fühlt sich auch einsam und so. Ich hab ihn gefragt, warum er dann auch noch mich weggeschubst hat. (Ich weiß, war ein Fehler, konnte mich nicht zurückhalten.) Dazu hätte er schon alles gesagt, meinte er, dass es eben an der Entfernung liegt.
Ich wollte wissen, was er denn nun für eine Art Beziehung mit mir will. Ob er Freunde oder Bekannte sein will. Er möchte wohl, dass wir Freunde sind, aber nur wenn das für mich okay ist. Ich habe ihn gefragt, ob er das schonmal hatte, mit einer Exfreundin befreundet zu sein, weil ich das noch nie hatte und mir noch nicht so vorstellen kann. Er hatte wohl schonmal eine Freundschaft mit einer Ex, die dann aber eingeschlafen ist und jetzt hat er da auch keine Kontaktdaten mehr. Habe auch noch wissen wollen, ob er bisher öfter Schluss gemacht hat, oder mit ihm Schluss gemacht wurde. Er meinte so 50/50, aber dass es ihm egal auf welcher Seite nach der Trennung meist schlecht geht. Ich sagte ihm, bei der Trennung, bei der ich Schluss gemacht hatte, war ich danach einfach nur erleichtert und glücklich. Er hat gemeint, dass das doch gut wäre.
Dann war er wohl doch eigeschlafen, weil nicht mehr kam und am nächsten Tag schrieb er mir auch, dass er eingeschlafen ist. Habe das dann gesehen, als ich selbst aufgewacht bin. Während ich in der Uni war, haben wir geschrieben. Er meist sofort zurück, ich halt, wenn ich Pausen hatte. Ging etwas um seine Zukunftspläne. Er hat halt irgendwie nicht wirklich welche. Wichtig ist ihm jetzt diese Augen-OP, dann will er nach Japan zurück, aber hat kein Plan in welche Gegend er da will. Ich meinte am besten da wo er schon Leute kennt, aber er hält zu niemandem, den er dort kennen gelernt hat, Kontakt...
Irgendwann kam er wieder an mit den Flüchtlingen und dass ich auf mich aufpassen soll und so weiter. Es kam zu einer Diskussion, ob man überhaupt Flüchtlinge aufnehmen sollte. Dass die eigene Bevölkerung wichtiger ist, als Fremde, blablabla... Hab das dann beendet, indem ich gesagt hab ich gehe mit Freunden aus und ihm gute Nacht gewünscht habe, weil es ja schon wieder nachts bei ihm war. Ich glaube er hatte etwas das Gefühl, dass ich genervt war und das Gespräch abgewürgt hab, weil er nicht mehr, wie sonst vorher, viel Spaß oder sowas gewünscht hat...
Aber ich seh auch nicht ein, stundenlang mit ihm über Politik zu diskutieren.
Ich weiß, dass das vor allem die Fragen über unseren Beziehungsstatus und frühere Beziehungen nicht gut waren, aber naja... ich war neugierig.
Weiß noch nicht, was ich von all dem halten soll und davon dass wir Kontakt haben.
Ich hab mittlerweile auch auf mehreren Seiten gelesen, dass eine Freundschaft nicht unbedingt schlecht ist und auch eine Basis sein kann, dass man dem andern wieder wichtiger wird, wenn man's richtig anstellt. Und ich denke, anders würde es bei uns durch die Entfernung eben eh nichts. Scheinbar bin ich im Moment schon wichtig für ihn, weil er sonst ja kaum wen hat. Die wichtigste weibliche Bezugsperson bin ich auf jeden Fall. Ich denke darauf lässt sich aufbaun.
Ich pass nun auf, nicht mehr solche Beziehunsgfragen zu stellen, dass der Kontakt ausgewogen ist und dass er langsam tiefer wird. Mal sehen, was dabei rum kommt. Wenn ich am Ende einen guten Freund habe, ist das auch nicht unbedingt etwas schlechtes. Ich kann mich ja parallel anderweitig umschauen...
Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist.