Bindungsangst? Gibt es noch eine Chance?

MissBoo
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Re: Bindungsangst? Gibt es noch eine Chance?

Beitrag von MissBoo » Mo 24. Nov 2014, 19:10

Sonnenblume10 hat geschrieben:Es war beschämend, in welcher aussichtslosen Lage ich mich befand. Ich sah sie, aber ich konnte nichts dagegen tun...
Das ist der springende Punkt. Ich schäme mich vor mir selbst, für mein inkonsequentes Verhalten, für meine sprunghafte Launen von gut drauf zu in der Ecke verkriechen wollen.
Er hat mich nach wie vor in der Hand, allerdings nicht mehr ganz so extrem. Mittlerweile sind drei Monate seit der Trennung vergangen, und ein klein wenig Licht sehe ich am Ende des Tunnels schon.
Allerdings sind so Aussagen wie: "...Du denkst Dir wieder, wenn ich mich nicht bei Dir melde, dass ich nicht an Dich denke. Aber so ist es nicht. Ich denke täglich an Dich, oft. Es fällt mir aber schwer mit Dir normal zu reden, da jedes Mal, sei es Telefonat oder Treffen, wir nie ohne weiteres aus dem Gespräch gehen. Das hinterläßt jedes Mal ein schlechtes Gefühl bei mir, und das wahrscheinlich auch zu recht. Glaub mir, ich habe mit meiner Entscheidung keine Pluspunkte gesammelt..." nicht gerade förderlich.
Warum tut er das? Zumal: was für Gespräche? Die gibt und gab es bei uns ja gar nicht. Aber auch hier erkennt man wieder sein Selbstmitleid, und sein Pseudo-Mitleid für mich.
Ich wollte ihm schon die Segel aus dem Wind nehmen, da ICH diejenige war, die ihm die Entscheidung abgenommen hat. Aber was sollte mir das bringen? Nichts...
Ich hatte ihm vor einiger Zeit in einer "Wutphase" erzählt, dass ich jemanden kennengelernt hatte. Es gab überhaupt keine Reaktion. Ich denke sogar, dass es ihm ganz gelegen käme, wenn da jemand neues in mein Leben tritt und er somit aus dem Scheinwerferlicht wäre.
Ich Nachhinein ärgere ich mich auch da wieder über mich selbst, es geht ihn einfach nichts an. Der Gedanke allerdings, dass ihm jemand über den Weg laufen könnte, nimmt ab und an Raum ein. Aber daran möchte ich eigentlich gar nicht denken. Mich würde das zudem auch nichts angehen.
MissBoo hat geschrieben:Traurige Veranstaltung..
Das ist es. Und leider ein bescheidener Wochenstart für mich.

Daria27
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Re: Bindungsangst? Gibt es noch eine Chance?

Beitrag von Daria27 » Mo 24. Nov 2014, 20:23

Hm....
Ich kenne mich gut mit dem Thema aus.
Ich bin die passive Beziehungsverweigerin und mein Wunschpartner der aktive Verweigerer. D.h. Ich suche mir Männer aus die nicht " zur Verfügung " stehen und opfere mich für diese auf.
Ich kann dir gar nicht erzählen was ich in den letzten Jahren an psychosomatischen Beschwerden schon hinter mir habe. Essstörungen, Drogen, halbherzige Suizidversuche, Ausschlag, Schmerzen... ALLES. Und sobald ein Fünkchen Zuneigung zurück kam, war alles vorbei- bis ich mich dann wieder neu " verliebte ".
Ich habe den Thread nicht komplett gelesen, denn es gibt keine Unterschiede zwischen den Beziehungen solcher ungünstigen Konstellationen. Das Entscheidende ist : Willst du ihn ? Dann musst du ihn aushalten und ihn immer wieder verlieren können.
Es gibt kein Dazwischen. Es gibt keine Strategie die sein Herz aufweicht und dir zu Füßen rinnt. Es gibt nur diese eine Frage : Willst du ihn ? Dann musst du ihn mit allem nehmen was er mit sich bringt. Du musst Geduld investieren. Du musst den Schmerz aushalten und du musst dein Leben so gestalten, dass er darin zwar einen Platz einnimmt aber nicht darüber bestimmt.
Ich arbeite seit sehr vielen Jahren daran. Und es ist an der Seite ( wobei ich NOCH keine Beziehung mit ihm habe ) ein ewig währender Prozeß. Du musst lernen die Nähe und Distanz Regulierung zu beherrschen. Ihn auf Entzug setzen wenn es für ihn gerade am schönsten mit dir ist. Du musst dich ihm immer und immer wieder entziehen und damit verhindern das ein Zuviel an Nähe seine Jagd und Eroberungsinstinkte lahm legt und er sich von dir entfernt. Auch Männer mit Bindungsangst machen Entwicklungsschritte. Aber dafür müssen sie immer wieder das Gefühl bekommen sie könnten jederzeit gehen.
Wenn du das nicht aushältst und dir so ein Leben nicht vorstellen kannst, musst du ihn vergessen. Es wird keine Strategie geben die dich ihm näher bringt, denn die Strategien wie hier beschrieben, zielen nicht auf die Einzelfälle ab.
Du kannst dich jetzt nur in Geduld üben bis er so weit ist das er wieder Nähe herstellen und zulassen kann und dann die Zeit überbrücken. Danach hilft nur noch eine Paartherapie. Dafür muss man allerdings erst einmal eines werden.

P.s. Ich habe mein Ziel fast erreicht. Ich habe nie aufgegeben. Aber dafür muss man bereit sein, ihn fallen zu lassen und ihm Grenzen zu setzen. Liebe und der Wunsch nach Nähe widersprechen dem. Aber es gibt keinen anderen Weg. Er muss reifen und wachsen. Da kannst du ihm nicht bei helfen.

mel_t
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Re: Bindungsangst? Gibt es noch eine Chance?

Beitrag von mel_t » Mo 24. Nov 2014, 20:34

Hallo MissBoo,

Du schreibst irgendwann: Warum kann ich diesen Mann nicht loslassen?
Die Frage stelle ich mir auch oft ;)

Hast du das Buch "Jein" gelesen? Das hat mir sehr geholfen. So schwer das auch zu verstehen ist, glaube ich manchmal meiner leidet auch an Bindungsangst. Zumindest hat er ,für mich erst im Nachhinein erkennbar, viele Anzeichen gezeigt.
Dieses Gefühl, dass es sich für immer anfühlt, kann ja eigentlich immer kommen...
Typisch für solche Menschen ist, dass sie keine Nähe ertragen aber auch nicht alleine sein können. Um herauszufinden warum sie so eine Angst haben sich zu binden hilft leider nur professionelle Hilfe.
Diese Erkenntnis ist hart und auch ich hoffe manchmal noch, dass meiner mich doch so liebt wie er immer gesagt hat und sich auf diese Suche begibt. Aber ehrlich: Da glaube ich nicht wirklich dran.

Er wird es immer wieder tun. Er wird immer wieder ausbrechen und du wirst immer wieder verletzt. Das zu akzeptieren ist verdammt schwer! Ich spreche da auch von mir und ganz habe ich es auch noch nicht akzeptiert... Ich möchte nicht mehr so verletzt werden. Ich möchte "Sicherheit", klar die hast du mit einem anderen auch nicht zu 100%, aber bei bindungsängstlichen ist sie leider gleich 0... Entweder du lässt dich auf dieses Katz-und Mausspiel ein oder du versuchst dich zu schützen! Das sind Dinge die ich akzeptiert habe, nur noch nicht, dass er sich für mich nicht ändern würde...

Wenn ich das richtig verstanden habe, leidest du seit 3 Monaten!? Willst du das wirklich weitermachen? Ich habe hart dafür gekämpft, dass meiner mich in Ruhe lässt (gut bei uns war/ist auch eine Neue im Spiel), er wollte den Kontakt einfach nicht einstellen. Irgendwann hat er das dann "toleriert" (wie er gesagt hat), seit dem geht es mir besser und ich konnte mir Gedanken machen was ich eigentlich möchte.
Weißt du Gefühle kann man nicht so einfach abstellen und meine sind noch da trotz allem was passiert ist. Ich vermisse ihn und ich mag ihn zurück, allerdings nicht mehr so wie bisher...Diese Erkenntnis ist sehr hart, aber es ist für mich der einzig richtige Weg...

Ich habe für mich entschieden, dass ich nicht bereit bin den Weg den Daria oben beschreibt zu gehen! Ich würde daran kaputt gehen. Die Liebe hält viel aus, aber irgendwann kommt an den Punkt an dem man einfach erschöpft ist und dann muss man sich was man wirklich möchte und was man aushalten kann...

Ich wünsche dir ganz viel Kraft, dass du für dich den richtigen Weg findest!

Daria27
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Re: Bindungsangst? Gibt es noch eine Chance?

Beitrag von Daria27 » Mo 24. Nov 2014, 22:47

mel_t hat geschrieben:Ich habe für mich entschieden, dass ich nicht bereit bin den Weg den Daria oben beschreibt zu gehen! Ich würde daran kaputt gehen. Die Liebe hält viel aus, aber irgendwann kommt an den Punkt an dem man einfach erschöpft ist und dann muss man sich was man wirklich möchte und was man aushalten kann...
Deswegen : Unter Vorbehalt !

Bindungsangst KANN man überwinden. Es gibt dann aber immer noch die Narzissten und die BindungsUNFÄHIGEN Männer.
Man kann die Bindungsangst überdauern. Aber es kostet Stärke, Nerven, Selbstvertrauen und sehr viel Zeit.

Falls man sich das nicht antun will, sollte man aber unbedingt den Kontakt komplett einstellen. Keine Freundschaftsschiene, keine gute Bekannte- Nummer oder sonstiges. Das wird nicht gut gehen.

mel_t
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Re: Bindungsangst? Gibt es noch eine Chance?

Beitrag von mel_t » Di 25. Nov 2014, 08:59

@daria: klar kann man Bindungsangst überwinden. Dafür muss man aber erst erkennen das es daran liegt. Die Schwierigkeit bei dieser Angstzustände ist es sich diese einzugestehen. Diese Menschen ziehen die falschen Schlüsse wenn sie allein auf die Suche nach der "Ursache" gehen. Denn es gibt immer eine. Und die kann ganz schön hart sein. Bindungsangst entsteht immer dann, wenn die Person, meist als Baby, nicht genügend Liebe bekommen hat oder aber auch urplötzlich einen geliebten Menschen verloren hat. Es kann aber bei menschen auftauchen, die zu behütet auf gewachsenen sind. Das sind alles Erfahrungen, die schmerzen und die wir einfach vergessen wollen. Und meist ist irgendetwas in der Beziehung zu den Eltern schief gegangen. Bevor sich ein Mensch also damit beschäftigt woher diese Angst kommt und eigentlich weiß man das tief im Herzen, gehen sie den einfachen Weg und laufen weg! Dann sind auf ein mal keine Gefühle mehr da oder der Partner war nicht der Richtige! Und zu diesem Schluss werden sie immer und immer wieder kommen!

Auch jemand, der "klammert" hat eine gestörte Bindungsfähigkeit !das musste ich selbst schmerzlich erkennen...

Man kann diese Ängste überwinden, dafür muss derjenige einsehen, dass er Angst hat. Und gerade Männer sind tun es sich dabei schwer! Schließlich wollen sie ja nicht als Schwächling da stehen. Es gibt Männer die sagen ich habe Angst mich zu binden und dann sind sie fertig damit. Sie müssen auch daran arbeiten wollen!
Ohne Einsicht und wirklichem Wille etwas zu ändern, ist es für den anderen Partner ein Kampf gegen Windmühlen! Das ist hart, aber leider ist es so!

Ich will es nicht schlecht reden, ich bin selbst in einer ähnlichen Situation! Aber man muss sich eingestehen, dass die Chancen auf ein Happy end, doch leider sehr gering sind :( so sehr man den anderen auch liebt...

Sonnenblume10
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Re: Bindungsangst? Gibt es noch eine Chance?

Beitrag von Sonnenblume10 » Di 25. Nov 2014, 12:21

mel_t hat geschrieben:Man kann diese Ängste überwinden, dafür muss derjenige einsehen, dass er Angst hat. Und gerade Männer sind tun es sich dabei schwer!
Die Frage ist, ob man die Ängste überwinden kann, wenn man die Ursache kennt. Ich denke, man kann dann einfach besser damit umgehen, weil man weiß, ich verhalte mich gerade wieder so ambivalent, weil es mir zu eng wird. Und zu eng wird es mir, weil ich den Partner nicht an mich ranlassen kann. Und das kann ich nicht, weil sich etwas in mir dagegen sperrt. Und das sperrt sich, weil die uralten Ängste, die ich verinnerlicht habe, seit ich denken und fühlen kann, wieder mal hochkommen. Und dann kann ich meinem Unbewussten sagen: Keine Gefahr im Verzug, nur ein Partner der Nähe sucht. Und dann geht es auch wieder leichter das zuzulassen, denn das Gegenteil kennt man ja auch: Alleinsein, Kälte, schlechtes Gewissen usw.
Sprich, man kann lernen, sich selbst zu überlisten. Überwindung in dem Sinn, dass die Ängste nicht mehr da sind, wird es wohl kaum geben, denn dazu sind die Verhaltensweisen und Gefühlsmuster zu stark in uns eingebrannt. Ich rede von mir als BP, denn ich bin der großartige Gegenpart zum aktiven BP. Ich bin der passive, der alles hinnimmt, grenzenlos leidet und nie die Hoffnung aufgibt. Pardon, aufgegeben hat. Jetzt ist mir klar, dass solch eine Verbindung ungesund ist und ich habe keine Lust mehr, mich zu quälen oder quälen zu lassen.

Mein BP erkannte irgendwann sehr wohl, was ihm fehlt. Er kaufte sich sogar Bücher darüber. Das Ende vom Lied war: es half nichts. Er wusste zwar um seine Defizite und dass er jede Frau unglücklich machte, aber er fand die Ursache nicht heraus bzw. er WOLLTE sie gar nicht herausfinden, denn das hätte zu viel Schmerz bedeutet. Für den eigenen Schmerz sind sie ja sehr empfänglich, den Schmerz, den sie der Partnerin bereiten, erkennen sie nicht. Denn sie sind auf sich fixiert.
mel_t hat geschrieben:Auch jemand, der "klammert" hat eine gestörte Bindungsfähigkeit !das musste ich selbst schmerzlich erkennen...
Oh, ja, das stellte ich bei mir auch mit einiger Erschütterung fest. Erst als ich das dritte Mal in eine Beziehung geraten war, die wieder nach Schema F ablief, wurde ich hellhörig und merkte, dass es hier auch um mich geht. Dass auch ich beteiligt war und nicht nur das unschuldige Opfer, das zufälligerweise wieder mal an einen Mann seiner Sorte geraten ist.
Ich bin ja bindungsfähig, ich will doch nur eine harmonische Beziehung! Ja klar, warum suche ich die dann da, wo ich sie garantiert nicht finde? Auch ich stelle mir selbst ein Bein und suche mir einen BP aus. Die sind geheimnisvoll und undurchschaubar und gerade das reizt mich. Da kann ich zugleich auch meinen Eroberungsdrang ausleben, wie praktisch! Denn leicht zu haben waren die nicht, es war schon mit Mühe verbunden, aber welche eine Begeisterung, wenn ich ihn dann da hatte, wo ich ihn haben wollte. Leider war die Begeisterung nicht von langer Dauer, denn allzu rasch zeigte er seine Distanzmanöver und ich mutierte von der glanzvollen Hauptperson in der Tragödie zum Gegenteil, zum unglücklichen Zaungast.
Es war, als ich es endlich durchschaute, schwer zu akzeptieren. Denn von meinem Selbstbild, das sich immer wieder aus dem Erfolg bei einem Mann speiste, blieb nicht viel übrig als eine Frau, die nicht gelernt hatte, eine Frau zu sein. Mehr als Geliebte war ich selten, aber eine Frau, die weiß wo ihr Platz ist, die zu sich und zum Partner steht, war ich nicht geworden.

Ich begriff: die Ursache ist in mir. Und er war nur das perfekte Gegenstück dazu, mit dem ich meine gesammelten Defizite wunderbar ausleben und wiederholen konnte. Im Leiden war ich ja erfahren, es war ja nicht das erste Mal, wenn auch das intensivste.
Seitdem lebe ich anders: bewusster und ich versuche mich mit mir auszusöhnen und ein besserer Mensch zu werden. Männer sehe ich anders an. Ich mag sie, aber ich kann mich für keinen mehr begeistern. Und ich brauche sie nicht mehr, um mein Selbstgefühl zu füttern. Wer mit sich selbst klar kommen kann, der mutet diese Rolle keinem Anderen zu. Denn das hatte ich auch getan: er sollte mein Leben richten, er sollte dafür sorgen, dass ich mich endlich mögen, ja lieben konnte.
Ich war leider auch ein Schwein, das nichts erkannte, am wenigsten sich selbst. Aber anders kann ich es heute nicht sagen. Ich habe ihn ausgenützt und die Rechnung dafür bekommen. Schon von daher kann ich ihm nicht mehr böse sein, denn ich war keinen Deut besser als er. Das zu durchschauen, dauerte zwei Jahre.
mel_t hat geschrieben: ich bin selbst in einer ähnlichen Situation! Aber man muss sich eingestehen, dass die Chancen auf ein Happy end, doch leider sehr gering sind :( so sehr man den anderen auch liebt...
Ja, das kann ich auch bestätigen, das ist leider so. Ist das Liebe, wenn man sich zum Spielball seiner Nähe- und Distanzmanöver macht und alles hinnimmt, was immer er auch tut? Wieso soll ich meinem Partner das Gefühl geben müssen, er könnte jederzeit gehen? Das kann er ohnehin, genauso wie ich, aber warum sollte ich mich verbiegen, damit er seine Defizite ausleben kann? Ich sehe das nicht ein, denn dann werde ich zum Psychotherapeuten, aber nicht zu einer Partnerin. Was Daria beschreibt, ist keine Option mehr für mich. Ich bin jetzt zu sehr ich und ich will bei mir bleiben, keine Spielchen mehr spielen, so tun als ob und den ganzen Krampf. Und wenn er das nicht kann, dann soll er aus meinem Leben verschwinden, denn dafür bin ich mir einfach zu schade.
Eine Beziehung ist dazu da, dass man nicht alleine durchs Leben gehen muss. Sie soll Halt und Stabilität bieten und sie soll das Leben bereichern, denn keiner lebt gerne auf Dauer allein. Aber sie ist nicht dazu da, mich leiden zu lassen und den anderen leiden zu lassen. Sie ist nicht dazu da, dass ich alle Kapriolen des Partners hinnehmen muss, weil der arme Kerl ja so sehr unter seiner Bindungsangst leidet. Er leidet so sehr darunter, dass er den Partner immer wieder vor den Kopf stösst, immer wieder wegschiebt und , wenn sich eine neue Chance eröffnet, auch da ohne viel Federlesens zugreift. Meiner hatte bereits angebissen, als eine ihm schöne Augen machte. Ich kam noch "rechtzeitig" drauf, weil ich seine Mails checkte. Aha, daher wollte er sich die vier Osterfeiertage frei von mir halten, daher war er so begeistert, dass ich das WE vor Ostern zu ihm kommen würde. Denn da war ja S, mit der ein Treffen greifbar war. Unverbindlich war es schon angedacht, nur nicht festgemacht. Drecksack!!
Hinterher sagte er, sie sei völlig bedeutungslos gewesen, eine Kollegin nichts weiter. Und er lerne halt nun mal gerne neue Leute kennen ... Ein Schelm, wer böses dabei denkt!

Und das alles soll ich aushalten, hinnehmen, begreifen und so damit umgehen, dass es mir nicht mehr weh tut? Nein, das tue ich nicht! Das ist keine Liebe, das ist Aufopferung und das ist ungesund und das ist ja irgendwie genau das, was ich vorher in der Beziehung auch schon tat: alles hinnehmen, für alles eine Entschuldigung finden, alles aushalten ohne zu jammern und zu klagen. Selbstaufopferung ist keine Liebe. Liebe lässt den anderen frei, akzeptiert den anderen, aber sie opfert sich nicht auf. Denn irgendwann ist es genug mit den Spielchen.
Daria27 hat geschrieben:Man kann die Bindungsangst überdauern. Aber es kostet Stärke, Nerven, Selbstvertrauen und sehr viel Zeit.
Und wozu das alles? Zeit, die mein Leben ist. Stärke die ich für mich brauche. Nerven, die ich nicht mehr habe. Selbstvertrauen, das ich wo anders mehr brauche. Soll ich mir sagen: ach der arme Junge! Er fährt jetzt allein auf dies und jenes Konzert, weil seine Bindungsängste wieder mal zuschlagen? Oder er fährt nicht mit mir in den Urlaub, weil er es nicht Tag und Nacht mit mir aushält? Oder er hat da letzthin eine Frau kennengelernt, die möglicherweise in die Quere kommen könnte? Ich weiß ja, wie labil er ist. Was tue ich denn da? Mir einreden, dass ich so toll bin, dass er garantiert nicht in anderen Gärten pflückt?
Nein, ohne mich. Das letzte Mal hat gereicht. Ich kenne mich, ich habe mich selbst durchschaut, zum Teil wenigstens und solch eine Veranstaltung brauche ich nicht mehr.
Man muss erkennen, wenn es genug ist.

MissBoo, das Lösen, das Du nicht zulassen willst, ist auch Willenssache. Du willst es eigentlich nicht, das Loslassen und daher funktioniert es nicht. Vielleicht solltest Du Dir mal überlegen, was Du eigentlich willst. Einen Partner, der kein richtiger ist? Eine Frau, die viel zu viel investiert und dabei Perlen vor die Säue wirft ?Eine Frau sein, die alles dem Partner zuliebe aushält und in der Beziehung allein ist?
Wer sich damit begnügt, hat es nicht anders verdient. Denn das Leiden ist auch eine schöne Komfortzone, in der man bequem lebt. Wer leidet, tut nichts, er leidet nur. Aber er nimmt die Dinge nicht in die Hand, untergräbt seine Stärke und lebt gegen seine Erkenntnis. Leiden ist bequem. Loslassen heißt aktiv werden und das ist schwer.

LG
Sonnenblume

mel_t
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Re: Bindungsangst? Gibt es noch eine Chance?

Beitrag von mel_t » Di 25. Nov 2014, 15:54

Ein sehr schöner Beitrag Sonnenblume!

Leider ist es so!Eine harte Realität, die mit Liebe nichts zu tun hat...
Sich mit sich selbst zu beschäftigen und seinen Ängsten zu stellen ist nicht einfach, dass erfahre ich gerade selbst. Manchmaln erfahre ich Dinge über mich oder meine Beziehung zu meinen Eltern, bei denen ich mir denke: Wie bist du nur so weit gekommen in deinem Leben? Ohne jeglichen Rückhalt völlig auf dich allein gestellt... Es geht darum diese Gefühle zu durchleben und anzunehmen! Sie sind da und sie sind scheiße, aber sie sind ein Teil von mir! Diese Konfronation mit meinen "urtiefsten" Gefühlen hat mir gezeigt, was ich in meinem Leben will. Aber auch welchen Beitrag ich zur Trennung geleistet habe!
Aber leider ist nicht jeder stark genug sich dem zu stellen. Wie Sonnenblume sagt, die meisten rennen weg, weil sie erahnen, dass es einfach zu weh tun wird!

MissBoo du musst eintscheiden was du möchtest? Möchtest du all deine Bedürfnisse und Wünsche zurückstellen? Möchtest du immer in Angst leben, dass er dir wieder weh tut? Und das wird er leider...
Oder möchtest du leben und endlich wieder Frau sein?
Ich weiß, die Entscheidung ist nicht leicht! Und manchmal zweifle ich auch daran ob es richtig war... Aber natürlich ist es das!Für mich! Nur für mich! Und das ist das Wichtigste!

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Re: Bindungsangst? Gibt es noch eine Chance?

Beitrag von MissBoo » Di 25. Nov 2014, 18:45

Hallo zusammen und danke für eure Antworten.

Nein, natürlich mag ich sowas nicht länger ertragen "müssen", jedoch übt dieser Mann nach wie vor eine Macht über mich aus, dass ich es, aus welchen Gründen auch immer, nicht so ganz schaffe, mich von ihm zu lösen.
Er ist wie eine Droge, eine Sucht eben, und das, obwohl man es an einer Hand abzählen kann, wie oft ich ihn in den letzten drei Monaten gesehen habe.
Solche Aussagen wie "ich denke täglich an dich..." erschweren es mir ungemein. Weshalb sagt er mir das? Er weiß doch wie es in mir aussieht und das sowas u.U. die Hoffnung weiter lodern läßt.
Erst gestern rief er wieder an, wir unterhielten uns sehr lange und haben viel gelacht, jedoch bringen mich solche Aktionen nicht voran oder weiter. Jedoch muss ich auch zugeben, dass ich mich gefreut habe ihn zu hören.
Ich habe die letzten Jahre sämtliche Bücher, die es über Bindungsangst gibt, hoch, runter und mehrfach gelesen. Ich weiß also eigentlich, was zu tun ist oder wäre, und natürlich habe auch ich viele Defizite. Eine davon ist meine schwach ausgeprägte Willenskraft, diesen Kerl loszulassen.
Ganz oft habe ich geklammert, auch das weiß ich, aber ich hatte immer eine Unsicherheit, die mich dahin gebracht hat.
Oft weine ich, weil ich erschrocken über mich selbst bin, was ich da überhaupt mache. Das bin nicht ich.
Ich habe mit meinem Ex-Ex-Partner, mit dem ich 15 Jahre zusammen war, ein sehr gutes freundschaftliches Verhältnis, er kennt mich besser als jeder andere, und ganz oft sagt er zu mir: ich erkenne dich nicht mehr. Du bist nicht mehr die Frau, die stark war, die sich nichts hat gefallen lassen und die ihren Mund aufgemacht hat, wenn ihr was nicht gepasst hat.
Er hat absolut recht damit, und es versetzt mir immer wieder einen kleinen Stich wenn er sowas sagt.
mel_t hat geschrieben:Wenn ich das richtig verstanden habe, leidest du seit 3 Monaten!?
Wir haben uns vor 3 Monaten getrennt, meine "Leidenszeit" jedoch ist nunmehr seit über 3 Jahren. Auf und ab, heiss und kalt.
mel_t hat geschrieben:Möchtest du all deine Bedürfnisse und Wünsche zurückstellen? Möchtest du immer in Angst leben, dass er dir wieder weh tut?
Nein, dass möchte ich nicht mehr! Weder meine Bedürfnisse noch meine Wünsche möchte ich ablegen oder zurückstellen.
Das letzte halbe Jahr hat er mich sehr glücklich gemacht, es war alles sehr harmonisch, ohne jegliche Rückzugsphase. In der Zeit hatte ich auch nicht geklammert, oder zumindest nicht bewusst.
Wenn er immer so wäre, dann könnte ich die Frage, ob er MEIN MANN ist, mir einem klaren ja beantworten. Heute sage ich jein, und daran sieht man ja eigentlich, dass mit mir auch was nicht stimmen kann...

Daria27
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Re: Bindungsangst? Gibt es noch eine Chance?

Beitrag von Daria27 » Di 25. Nov 2014, 20:08

Naja, die Frage lautete ja : Bindungsangst ? Gibt es eine Chance ?

Und darauf habe ich geantwortet. Klar gibt es eine Chance. Ob man den Preis zahlen möchte steht auf einem anderen Blatt. Das entscheidet jeder für sich selbst.

Daria27
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Re: Bindungsangst? Gibt es noch eine Chance?

Beitrag von Daria27 » Di 25. Nov 2014, 20:17

mel_t


Leider kann man solche Konstellationen nicht mit rationalen Gründen auflösen. Klar weißt du, dass diese " Beziehung " destruktiv ist, aber was wir wissen und was wir fühlen sind zwei verschiedene Dinge.

Ich habe meinen Wunschpartner vor über 10 Jahren kennen gelernt. Es gab kein herankommen an ihn. Mittlerweile haben wir ein gemeinsames Kind und er spricht von Heirat. ABER : Ich darf mich nie darauf verlassen. Nie offen verbindlich sein. Immer muss ich schauen das er seine Portion Nähe und Distanz erhält. Es ist ein furchtbar anstrengendes Unterfangen. Momentan bin ich ja auch hier weil es mal wieder so weit war. Ich brauche den Austausch um die Eiszeit zu überdauern.
Allerdings darf man nicht vergessen, dass sich auch bindungsängstliche Männer nach Nähe sehnen und sich Geborgenheit wünschen. Dann kommt aber schnell der Punkt wo sie sich durch die banalsten Dinge eingeengt fühlen und dann ist erst einmal wieder Distanz angesagt. Deswegen wäre mein Rat : Tu dir etwas Gutes. Baue dir ein Leben auf oder baue dein bisheriges aus- ohne ihn. Ganz unabhängig von ihm. Alles was dir gut tut. Das du mit anderen, nur nicht mit ihm teilst.
Genauso wie er Rückzugsmöglichkeiten sucht, solltest auch du diese haben und wahrnehmen.
Man kommt über diese Männer hinweg, aber dazu sollte man den Kontakt vollkommen und konsequent abbrechen.
Was er sagt spielt doch keine Rolle. Er kann viel sagen. Es geht darum ob er dich glücklich macht. Du sagst du leidest. Spielt es da eine Rolle das er sagt er denke oft an dich ? Tut er denn auch etwas das diese Aussage bestätigt ?

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