nachdem ich in diesem Forum unzählige Erfahrungsberichte gelesen habe und die Kommentare als unglaublich aufbauend, wertschätzend und motivierend empfand, brauche ich in dieser verzwickten Situation Euer Feedback - als Bestätigung, dass das Leben (so oder so) weitergehen muss, auch wenn es mir z. Z. unzumutbar erscheint.
Mein Mann (32) hat mir (34) im Juli 2015 nach einer 13-jährigen Beziehung (davon 7 Jahre verheiratet) die Trennung erklärt. Auslöser war eine Kollegin, in die er sich verguckt hatte. Ursache seien etliche Grundsatzdiskussionen gewesen. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete mein Mann fast rund um die Uhr, um Überstunden für unseren Umzug und Einzug zum 1.9. in ein tolles Häuschen aufzubauen - in 300 km Entfernung und mit 3 Kindern (4 Monate, 3 Jahre, 6 Jahre). Die Kinderläden der größeren Kinder verlangten außerdem eine Menge Engagement von den Eltern. Und wir konnten noch nie gut 'Nein' sagen, wenn dort unsere Hilfe gebraucht wurde, sodass ich zu diesem Zeitpunkt sowieso auf dem Zahnfleisch kroch. Ich wollte einfach raus aus der Stadt. Er wusste, dass ich mich dort nicht mehr wohl fühlte und dass es den Kindern langfristig dort nicht gut gehen würde. Ich dachte, er unterstützt mich bedingungslos.

Seine berufliche Versetzung bzw. alle Vorbereitungen für den Umzug veranlasste er in kürzester Zeit. Ich war überzeugt davon, dass er mitkommen wolle (z. B. wollten wir einen Hund kaufen und Laufenten an unserem Teich halten). In der Trennungserklärung offenbarte er mir, dass er nicht mitkommen wolle. Ich fiel aus allen Wolken, konnte nichts mehr essen, nicht mehr schlafen. Er wollte tatsächlich, dass ich allein mit den Kindern in eine fremde Umgebung ziehe, in "unser" Traumhaus. Mein (falsches) Bitten und Betteln in dieser für mich ausweglosen Situation führte nur dazu, dass er "mit uns umzieht und schauen möchte wie sich seine Gefühle zu der anderen Frau entwickeln".
Ende September kam, was kommen musste. Er machte unsere Trennung offiziell. In den 2 Monaten des hoffnungsvollen Abwartens fand ich Verhütungsmittel in seinem Rucksack und erlaubte ihm sogar, u. a. mit dieser Frau als Gäste zu einer Hochzeit in die USA zu fliegen.
Nun arbeitet er hier und führt eine Fernbeziehung mit seiner Freundin in unserem alten Wohnort, d. h. er ist 10 bis 15 Tage pro Monat bei ihr. Seit ich diese Umstände kenne, kann ich nicht mehr mit ihm zusammen wohnen. Als er wieder auf dem Weg zu seiner Freundin war, packte ich alle seine Klamotten in Kisten und fuhr sie zu einer Pension. Dort bezahlte ich die Miete für 1,5 Monate. Seine Begeisterung hielt sich in Grenzen und er brachte die Kisten wieder hierher.
Wie er sich seine Zukunft vorstellt, weiß er noch nicht. Eine Versetzung kommt vorerst nicht in Frage, da er auch noch nicht weiß, wohin es seine Freundin beruflich zieht. Es könnte jetzt also noch ein paar Jahre nur in dieser Fernbeziehung klappen. Mein Mann stellt sich idealerweise vor, mit mir (bis dahin) in einer WG zu wohnen, so immer die Kinder zu sehen, wenn er Zeit hat und ansonsten zu arbeiten oder sich seiner Fernbeziehung zu widmen. Er fiel aus allen Wolken als ich seinen Auszug verlangte. Ich hatte das Gefühl, dass ihm zum ersten Mal klar wurde, welche Konsequenzen seine Trennungserklärung mit sich bringt (denn er liebt seine Kinder). Im Juli wirkte er noch sehr kühl und zurückhaltend, nun entwischt ihm doch schon ein leises "Oh scheiße", wenn ich ihn darauf aufmerksam mache, dass wir BEIDE (und die Kinder sowieso) mit den Konsequenzen leben müssten und er u.a. seine Kinder dann eben nicht mehr so viel sehen könnte, weil wir eben getrennt sind (nicht nur emotional von seiner Seite, sondern von meiner Seite aus zwingend auch räumlich). Endlich habe ich zumindest das Gefühl, dass ich ihm nicht egal bin, auch wenn ich mir momentan kaum Hoffnungen auf mehr mache. Er sagt, dass er sie liebt, er mich als Mensch sehr mag und er gar nicht mehr wüsste, warum wir uns getrennt haben.
Seit 1,5 Wochen habe ich ihn nicht gesehen und ich merke wie ich etwas zur Ruhe, aber auch zum Nachdenken komme. Ja, ich fühlte mich an unserem alten Wohnort nicht wohl, stellte meine Bedürfnisse schon lange als 3-fache Mutter und Frau eines Schichtarbeiters in den Hintergrund. Ich igelte mich ein, wollte abends nur noch Ruhe haben, verlor dabei mich selbst und seine Bedürfnisse aus den Augen.
Nun richte ich mich seit einem Monat auf ein Leben ohne ihn ein. Mein Kopf weiß, dass mir nur Loslassen hilft, denn ich brauche all meine Kraft für die drei Kinder, die nicht verstehen, warum Papa so oft weg ist, obwohl er doch eigentlich hier wohnt.

Mein Herz sagt: "Ja, er ist der Mann, mit dem ich alt werden möchten.". Mein Kopf sagt: "Aber nicht so. Lass ihn ziehen, hab Geduld und denke endlich auch wieder an dich!". Wenn es doch so einfach wäre...

Liebe Grüße und danke fürs Lesen
S. aus W.
