mein Leben in der Warteschleife

Es hat zwischen Euch "gefunkt", doch er meldet sich nicht mehr. Es ging aus Deiner Sicht alles in Richtung Beziehung, aber plötzlich distanziert er sich. Dieses Forum ist der richtige Ort, wenn es noch keine "richtig feste Beziehung" war.
Mondphase
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mein Leben in der Warteschleife

Beitrag von Mondphase » Do 3. Dez 2015, 21:16

Hallo Ihr Lieben,

vor einigen Jahren lernte ich einen Mann kennen und vor vier Jahren fing unser täglicher Kontakt an. Wir verstanden uns wirklich gut. Wir trafen uns auch das ein oder andere Mal. Nicht sehr oft da ich noch in einer Beziehung war. Demzufolge lief auch nichts zwischen uns. Wir trafen uns in der Gruppe und vier-, fünfmal auf eine Zigarette alleine. Aber es lief wirklich nie etwas. Irgendwann gestand er mir seine Gefühle für mich - ich erwiderte sie nicht offiziell ihm gegenüber, da ich wie gesagt in einer Beziehung steckte.

Aller zwei, drei Monate zog er sich zurück für einige Wochen, weil er immer mal wieder sein Interesse auf andere Frauen lenkte. Das erfuhr ich von anderen die dies beiläufig erwähnten, denn dass wir Kontakt hatten, wusste niemand. Er erzählte mir das nie. Und ich machte ihm gegenüber auch keine Vorwürfe aber es tat mir schon sehr weh. Ich ließ ihn dann natürlich auch in Ruhe und wünschte ihm, dass er wieder glücklich wird.

Aber er meldete sich dann nach Wochen doch immer wieder weil wohl nichts daraus geworden ist. Und unser Kontakt verlief weiter, als wäre keine Zeit vergangen. Immer und immer wieder…

Anfang des Jahres trennte ich mich von meinem Freund, der auch jetzt noch sehr darunter leidet.

Das Jahr, das wir endlich zusammen genossen konnten, war wunderschön. Wir hatten eine tolle Zeit zusammen. Wir waren zweimal zusammen im Urlaub, haben so viel zusammen erlebt. Er war auch schon viele Nächte bei mir. Ich verliebte mich restlos...

Als ich dann doch mal nachfragte was das zwischen uns sei, erklärte er mir immer und immer wieder, dass er sich eine Beziehung mit mir vorstellen kann und nichts anderes will. Nur leider ist das Problem mit meinem Exfreund. Die beiden kennen sich und keiner von uns beiden will ihn verletzen.

Der Plan war, dass wir uns heimlich weiterhin treffen bis mein Exfreund die Trennung verkraftet hat. Da es sich aber länger als gedacht hinzieht, und ich ihn fragte ob es wenigstens für uns inoffiziell eine Beziehung sei, meinte er nur, das wäre Kindergarten es so zu nennen. Entweder ganz oder gar nicht.

Es sei ja wie eine Beziehung – keiner trifft sich mit jemandem (obwohl ich ihn das nicht abnehme, da die Leute reden und ich schon immer Dinge erfahren habe, wo ich mich Frage, ob er wirklich so handelt, wie er es mir erzählt. Ich zweifle da leider sehr.

Wir sehen uns regelmäßig ( aber eigentlich nur, wenn überhaupt, einmal die Woche weil er beruflich und privat sehr eingespannt ist. Sozusagen kommt er spätabends zu mir und fährt früh bei Zeiten wieder.
Mittlerweile ist der Stand seit über einem Monat, dass ich mal wieder die typische Frau raushängen lies und ihn in die Ecke drängte.

Es bringt mich um, dass ich so viel Zeit und Energie investiert habe. Ich habe Bücher und Ratgeber gelesen, dass könnt ihr Euch nicht vorstellen. Ich kann die Uhr danach stellen und er zieht sich wieder zurück, ist dann permanent online, mehr als wenn er mit mir Kontakt hat. Und das macht mich so wütend und traurig. Immer und immer wieder dieses Muster.

Mir schreibt er früh und abends dennoch kurz „Gute Nacht“ und „Guten Morgen“, worauf ich auch schon nicht mehr antworte weil danach eh nichts mehr kommt. Warum tut er das? Damit ich ihm trotzdem noch im Kopf bleibe? Er tut alles damit ich ihn nicht vergessen kann, wie oft habe ich das schon versucht. Ich bin nicht jemand der hinterher rennt. Ich bekomme zwar einmal einen Gefühlsausbruch und sag ihm einmal richtig was ich denke aber dann ziehe ich mich zurück und es stört ihn scheinbar auch gar nicht….

Sagt es, ich war nur eine Affäre oder? Er hält mich warm??!!!

Ich wäre dankbar für eine Einschätzung. Viele von Euch können die Dinge hier so gut beschreiben, dass mir die Worte fehlen und man die Dinge ENDLICH von einer anderen Sichtweise sieht und endlich erkennt, was richtig und was falsch ist… :oops:

Vielen Dank schon mal…

Liebe Grüße.

Mondphase
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Re: mein Leben in der Warteschleife

Beitrag von Mondphase » Fr 4. Dez 2015, 17:36

Ich bin es noch einmal.

Anfang der Woche schrieb er mir, ob wir dieses Wochenende nicht mal etwas Unternehmen und dabei reden könnten. Er wollte sich wieder interessant machen und er weiß, dass das so bei mir funktioniert. Ich antwortete daraufhin auch und fragte ob es was schlimmes sei, worüber er reden möchte- er meinte für mich nicht aber wie es für ihn wird, wird sich erst zeigen. Ich ging nicht weiter darauf ein weil ich ihm nicht den Gefallen tun wollte nach weiteren Infos zu betteln.

Mittlerweile ist Freitag und wir schrieben heute ganz kurz nachdem ich nach seiner Guten-Morgen-Nachricht schrieb, dass er das nicht mehr tun müsse, er möchte es aber so. Er fragte was ich dieses Wochenende so mache…. Da kam ich mir auch wieder so verarscht vor aber es kommt nicht in die Tüte, dass ich ihn nochmal darauf anspreche und nachfrage. Ich reagierte auch nicht zickig wie ich es vielleicht gerne getan hätte. Ich meinte nur, dass ich gerne mal dort und dort hin möchte aber ich müsste erstmal gucken… Er ging darauf überhaupt nicht ein und ich hab dann einfach nicht mehr geantwortet…

Danke einfach nur. Warum schlägst du es dann vor, wenn du eigentlich gar nicht willst…. ?!
Ich hätte mich sehr darauf gefreut aber okay. Ich weiß überhaupt nicht mehr wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll.

Ich kenne viele Tipps und Tricks aus diversen Büchern und Ratgebern aber es ist sooo verdammt anstrengend und ich denke mir immer, warum sollte ich mich verstellen? Wenn er der Richtige für mich ist, dann versteht er meine Macken und mein Temperament...

Ich halte mich jetzt zurück und er hat die Zeit mich langsam zu vergessen und sich zu entwöhnen?! Das will ich nicht. Wenn, dann sollte er auch das ein oder andere Mal leiden und mich wenigstens etwas vermissen in dem ich den Kontakt zu hundert-prozent abbreche.

Wenn ich wüsste wie er denkt und was er will, könnte ich besser damit umgehen. Aber er ist da nie ehrlich zu mir. Er sagt zwar immer, dass er mich will aber seine Taten zeigen immer das Gegenteil. Wir haben uns jetzt über einem Monat nicht mehr gesehen oder gesprochen und da kommt auch nicht mal etwas…

Eines Tages werde ich es schaffen ihn zu blockieren ohne zu hoffen… Ich hoffe es so sehr.

Mondphase

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Re: mein Leben in der Warteschleife

Beitrag von Suhalley » Mo 7. Dez 2015, 09:18

Mondphase hat geschrieben:vor einigen Jahren lernte ich einen Mann kennen und vor vier Jahren fing unser täglicher Kontakt an
Verstehe ich das richtig, dass dieser Mann in diesen 4 Jahren keine feste, längerfristige Beziehung eingegangen ist?

Grundsätzlich halte ich sehr wenig davon, jemandem per Ferndiagnose eine Bindungsangst zu unterstellen...und nicht jeder, der über einen längeren Zeitraum singel ist, hat Bindungsängste. Aber wenn dann doch jemand auf der Bildfläche auftaucht, der scheinbar ideal für eine Beziehung wäre, die Gefühle und die Anziehung stimmt und trotzdem immer Ausreden gefunden werden um eine Beziehung nicht eingehen zu müssen, dann mutet das schon merkwürdig an.

Auch die Sache mit Deinem Ex-Freund, den ihr schonen wollt...wie alt seid ihr? Die beiden waren ja wohl kaum "best friends" und ihr seid nun - das entnehme ich dem Kontext - fast ein Jahr auseinander...was hindert Euch daran die Beziehung offiziell zu machen, besonders aufgrund der Tatsache, dass ihr ja auch schon gemeinsam im Urlaub gewesen seid?
Mondphase hat geschrieben:Sagt es, ich war nur eine Affäre oder? Er hält mich warm??!!!
Aktuell bist Du eine Affaire, ja.

Ihr verbringt schöne Zeiten miteinander, aber ER steckt den Rahmen, in denen ihr Euch bewegt geschickt ab. Er koordiniert wann und in welchem Maße Ihr Euch seht und ab und an belohnt er Dich mit etwas mehr gemeinsamer Zeit, wie z.B. im Urlaub. Ein Mann, der aber eine reale Beziehung mit einer Frau führen möchte, der möchte auch den Alltag mit ihr verbringen und das nicht 1x pro Woche.
Mondphase hat geschrieben:er meinte für mich nicht aber wie es für ihn wird, wird sich erst zeigen. Ich ging nicht weiter darauf ein weil ich ihm nicht den Gefallen tun wollte nach weiteren Infos zu betteln.
Hieran erkennt man auch schön Eure Machtspielchen, die ihr austragt. Er fragt Dich nach einer Unternehmung und Du gehst gleich davon aus, er würde sich interessant machen wollen, Du begegnest dieser Meldung bzw. dieser Aufforderung nach einem Treffen nicht Freude sondern mit Argwohn. Du fragst auch gleich ob es etwas "Schlimmes" sei, hier wird Dein Misstrauen ihm gegenüber sichtbar...Du möchtest Dich vorbereiten und absichern...vertraust ihm also nicht und gehst vom Schlimmsten aus - er entgegnet Dir, dass es für ihn wohl nicht so angenehm werden würde, aber hält sich auch äußerst vage und möchte nicht so recht mit der Sprache heraus. Anstatt nun ein Treffen zu avisieren hast Du darauf nicht weiter reagiert und somit auch wenig Interesse bekundet. Es ist m.E. kein Wunder, dass er dieses Treffen dann nicht hellauf begeistert weiter verfolgt hat.

Grundsätzlich vermeiden Männer ja liebend gerne Konflikte, bei denen sie sich erklären (reden) müssen oder ihrer Gefühlslage Ausdruck verleihen wollen...falls kein Treffen stattgefunden hat, ist genau dies passiert.
Mondphase hat geschrieben:Ich halte mich jetzt zurück und er hat die Zeit mich langsam zu vergessen und sich zu entwöhnen?! Das will ich nicht. Wenn, dann sollte er auch das ein oder andere Mal leiden und mich wenigstens etwas vermissen in dem ich den Kontakt zu hundert-prozent abbreche.
Auch hier...alles Taktik. Du möchtest, dass er leidet, weil Du leidest. Aber Du leidest doch eigentlich nur, weil Du Dir bisher noch nicht eingestehen wolltest, dass seine Gefühle vermutlich doch nicht für eine Beziehung mit Dir ausreichen, denn sonst würdet ihr schon längst eine führen.

Ihr macht beide ein Drama daraus; ihr seid Spieler und Taktiker, die eine "Beziehung" geheimhalten und sich gegenseitig ausspielen. Sowas hat gewiss seinen Reiz, das kann ich aus eigener Erfahrung beurteilen, aber eine vetrauensvolle Beziehung wird daraus vermutlich eher nicht erwachsen.


LG
Suhalley

Mondphase
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Re: mein Leben in der Warteschleife

Beitrag von Mondphase » Mo 7. Dez 2015, 16:23

Liebe Suhalley,

vielen lieben Dank für deine Antwort. Ich kann nicht mal ansatzweise ausdrücken wie wichtig mir u.a. deine Antwort war. Ich hab schon viel von dir gelesen. Danke.

Es ist so schwer für mich in meiner eigenen Situation objektiv zu bleiben und klar zu sehen dass es -wie ich mir schon dachte aber nicht eingestehen wollte - so ist, wie du beschreibst.

Wir beide sind Anfang 30 und ich dachte mir schon von Anfang an, dass er Bindungsängste hat. Er hat mich aber immer wieder hoffen lassen. Er hat mir immer wieder die Gelegenheit gegeben doch positiv zu denken. Er war nie ehrlich zu mir. Wenn es aus seiner Sicht nicht passt, dann kann er doch ehrlich zu mir sein. Er weiß allerdings, dass ich es dann ganz lassen würde. (Ich würde ihm niemals hinter rennen wenn er klar sagt was Sache ist. In regelmäßigen Abständen habe ihm das schon bewiesen und der Kontakt wurde dann nur wieder hergestellt weil er sich sehr bemühte) Und mich ganz vergessen will oder kann er irgendwie dann wohl auch nicht weil er mich wahrscheinlich als Plan B sieht. Falls es doch mit keiner anderen klappt, dann könnte er es doch irgendwann mit mir probieren… aber das will ich natürlich nicht.

Ich finde es so traurig und ich bin gerade einfach am Boden. Aber ich habe mir geschworen, dass mein Leben sich ändern wird. Es ist eine gute Zeit dafür. Silvester steht vor der Tür. Ich bin es leid, mich so schlecht zu fühlen. Ich habe mehr verdient. Jeder hat das!

Mein Exfreund ist sehr labil und jeder hat Angst, dass er sich etwas antut. Und ER, so glaube ich, hat auch etwas Angst vor ihm – mein Ex ist das sehr unberechenbar. Aber das lasse ich jetzt auch nicht mehr gelten. Er hätte schließlich dennoch die Gelegenheit mich zu sehen und die nutzt er nicht und würde er auch nicht nutzen wenn das Problem nicht wäre.

Du hast leider recht mit den Machtspielchen. Sowas möchte ich auch eigentlich gar nicht. Das ist keine Basis für eine respektvolle, ehrliche und vertrauenswürdige Beziehung. Aber ich denke, ich habe so versucht meinen Stolz wieder zu erlangen, ihn zu zeigen, dass ich dennoch nicht alles mit mir machen lasse. Außerdem habe ich mir wohl dadurch erhofft, dass er mir einfach zeigt, dass ich ihm wichtig bin.
Ich habe ihm nie vertraut. Er hat es so oft kaputtgemacht dass ich es gar nicht mehr aufzählen könnte.

Und nein, dieses Treffen hat natürlich nicht stattgefunden. Ich hab auch nicht nochmal nachgefragt. Natürlich geht er Erklärungen aus dem Weg aber diese momentane Situation macht mich völlig fertig. Ich möchte doch nur wissen woran ich bin aber das kann ich wohl einfach nicht von ihm erwarten.

Wir schreiben seit Ende letzter Woche wieder normal - nicht so viel, darauf achte ich – Smalltalk ohne über uns zu reden, weil ich weiß, das schüchtert ihn wieder ein und er macht wieder dicht. Aber was bezweckt er denn damit? Auf eine WhatsApp- Freundschaft kann ich getrost verzichten…

Er wird mich niemals freiwillig gehen lassen. Ich möchte so gerne loslassen und mein Leben wieder fröhlich leben. Aber er wird sich melden, sich bemühen wenn er merkt, dass ich ihm entgleite und ich werde wieder schwach weil er mir sonst was erzählt. Willkommen in meinem Leben. Ich war niemals vorher bei einem Mann so schwach und naiv. Ich hasse mich dafür…

Suhalley
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Re: mein Leben in der Warteschleife

Beitrag von Suhalley » Mo 7. Dez 2015, 16:59

Liebe Mondphase,

ich möchte Dir etwas von mir berichten.

Auch in meinem Leben gab es diesen einen Mann der mich total faszinierte. Wir sahen uns fast jedes Wochenende in unserem Stammclub und er hatte fast jedes Wochenende eine andere Frau an der Hand. Zuerst betrachtete ich ihn von oben herab und fand ihn lächerlich, dann schenkte er mir seine Aufmerskamkeit und weckte meinen Jagdtrieb. Ich hielt viel auf mich, er viel auf sich...ich wollte wissen ob ich es schaffen konnte ihn zu haben, das reizte mich ungemein. Nun, es kam wie es kommen musste, unsere gegenseitgen Muster passten zusammen wie die kleinen Zahnräder einer Uhr. Er flirtete mit mir, ich wies ihn ab...so ging das einige Zeit bis er sich immer mehr ins Zeug legte. Er fragte nach meiner Nummer, ich gab sie ihm, er fragte nach einem Date, wir trafen uns...und es folgten noch weitere Dates. Es wurde inniger und vertrauter zwischen uns, wir übernachteten beieinander (ohne jedoch intim zu werden!) und ich wähnte mich am Ziel, bis ich ihn eines Abends im Club traf mit einer anderen flirtend. Natürlich war ich wütend und stellte ihn zur Rede um mir dann anhören zu dürfen, dass wir wohl unterschiedliche Ansichten hätten. Er könne sich nicht fest binden. Ich brach daraufhin den Kontakt ab, wir sahen uns weiterhin in dem Club, aber für mehr als über ein Jahr redeten wir kein Wort miteinander, bis er schließlich wieder bei mir andockte und begann mich zu umwerben. Diesmal schlauer ließ ich mich natürlich nicht voll auf ihn ein, aber wie schon beim ersten Mal ging alles seinen Gang und es passte.

Und dieses Mal "oh Glück" ging dieser Mann tatsächlich eine Beziehung mit mir ein und alle waren erstaunt und ich fühlte mich so wunderbar, denn das hatte keine vor mir geschafft. Wir galten als DAS Traumpaar und strahlten gemeinsam um die Wette, ich lernte seine Familie kennen, er meine...und dann irgendwann begann der Rückzug und die Distanz. Vorher jedoch, ließ er mich tief in sein Inneres blicken, erzählte mir viel aus seiner Kindheit und lag weinend in meinen Armen...eine Stunde nach dieser Offenbahrung trennte er sich. Es war zu nah, ich wusste zu viel und er musste mich loswerden.

Wieder folgten Monate des Sehens aber nicht miteinander Redens...bis er irgendwann wieder anfing um mich zu werben. Alle guten Dinge sind 3?

Wir waren auf einem guten Weg. Näherten uns an, sahen uns, aber ich merkte, mein Vertrauen in ihn war kaputt. Was ich vorher noch so locker weggesteckt hatte, weil es irgendwo auch in "mein" eigenes Muster passte, drückte nun unangenehm. Ich wurde innerlich traurig und seine Bewunderung gab mir plötzlich nicht mehr so viel. In all den Jahren war immer etwas zwischen uns gewesen, es hatte uns immer wieder zueinander gezogen und ich dachte, ich würde nie von ihm loskommen. War mir dies in über 4 Jahren doch nicht gelungen. Aber ich bemerkte, dass "er" mir nicht guttat. Dass ich mir viel zu viele Gedanken über ihn machte, was er tat, wo er war...obwohl ich ihn doch nicht fassen konnte. Ich dachte über seine Aussage nach, die er mir viel später nach der Trennung gesagt hatte "Ich war gerne mit Dir zusammen, Du warst perfekt...aber ich hatte das Gefühl nicht mehr atmen zu können...ich weiß auch nicht wieso."

Und dann...dann habe ich das getan was ich mich vorher nie getraut hatte. Er sagte immer "wenn Du keinen Kontakt mehr möchtest sag es...dann melde ich mich nie wieder bei Dir und lasse Dich in Ruhe" und ich habe es nie gewagt dies zu sagen. Aber dieses Mal war es anders und ich sagte ihm, dass unsere Zeit nun vorbei sei, dass ich keinen Kontakt mehr zu ihm möchte. Jetzt nicht und zukünftig auch nicht. Er hatte damit nicht gerechnet und war erstaunt, aber er akzeptierte dies (natürlich).

Ab diesem Zeitpunkt hat mein Leben sich dann um 180° gewandelt! Ich war wie befreit und bin aufgeblüht...und ein halbes Jahr später hatte ich mich zum ersten Mal in über 4 Jahren in einen anderen Mann verliebt und war in einer Beziehung. Ich war gereift und ich habe diese Entscheidung bis heute nicht bereut.

Habe ich ihn wiedergetroffen? Ja, das habe ich. In unserem Stammclub und er kam auch zu mir an. Bat um ein Gespräch und separierte mich von der Gruppe. Er fragte ob ich wieder einen Freund gehabt hätte nach ihm und ich bejahte es, ich konnte sehen, dass es ihn traf. Er sagte, er wäre keine Beziehung mehr eingegangen, was ich ihm so aber nicht ganz glaube. Er fragte mich auch nach meiner Handynummer und ob wir uns nochmal wiedersehen wollten - und ich konnte ihm mit gutem Gewissen sagen, dass ich es so wie es jetzt ist (also ohne Kontakt) besser finde und wir es dabei belassen sollten. Er stand auf und ging und wir haben uns tatsächlich seitdem nicht mehr gesehen. Und das ist gut so!

Heute denke ich, habe ich dieses ungesunde Muster was uns verband durchbrochen. Es hat seine Zeit gedauert, aber wenn ich ihm heute begegnen würde, würde ich vermutlich nicht mehr auf ihn anspringen...obwohl ich es natürlich nicht zu 100 % ausschließen kann, denn auch er wird sich weiterentwickelt haben.

Warum ich Dir die ganze Story nun erzählt habe? Um Dir zu zeigen, dass es auch ein "Danach" gibt. Jetzt gerade ist es unvorstellbar ohne ihn zu sein und ihm den Rücken zuzuwenden. Auch kommt es einem so schicksalbehaftet vor, diese unglaubliche Anziehung. Aber wenn Du Dir erstmal vor Augen führst, dass diese romantische Anziehung eigentlich eher auf ungesunden Mustern beruht, die hier ineinandergreifen, dann hilft das schonmal ungemein die "Beziehung" als das zu sehen was sie ist.

Selbsthass und Verachtung bringt Dich im Übrigen nicht weiter. Es ist nichts, wofür Du Dich schämen musst, in solch eine Situation kann ausnahmslos jeder geraten, der dazu in der Lage ist sich zu verlieben. Die Frage ist halt nur, wen liebst Du mehr und auf lange Sicht solltest DU DICH da mehr lieben als das Zusammensein mit ihm. Du bist ihm nicht ausgeliefert, Du hast es jederzeit selbst in der Hand einen Schlussstrich zu ziehen...eventuell brauchst Du noch etwas Zeit um an diesen Punkt zu kommen, wie ich sie auch brauchte. Nimm Dir diese Zeit und wenn es soweit ist, trau Dich zu springen (metaphorisch gesehen)!

Mondphase
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Re: mein Leben in der Warteschleife

Beitrag von Mondphase » Mo 7. Dez 2015, 20:21

Suhalley,


ich danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast, mir deine Erfahrung zu berichten. Ich wusste von der ersten Sekunde an was du mir damit sagen möchtest und unsere Erfahrung ähneln sich sehr. (Sicher, dass es sich hierbei nicht um denselben Mann handelt? ) :roll:

Nur, dass du zehn Schritte weiter bist und es bei dir klick gemacht hat. Ich gratuliere dir dafür. Du kannst mit Recht stolz darauf sein.
Du hattest den kleinen Vorteil, dass er von Anfang an ehrlich zu dir war und gesagt hat, dass er sich nie richtig binden könnte. Mein Exemplar erzählt mir das Blaue vom Himmel und wenn man sowieso die rosa Brille auf hat, dann weiß man sowieso nicht was gehauen und gestochen ist. Es ist einfach nicht fair.

Vier Jahre ist schon eine verdammt lange Zeit. Zeit in dem man wirklich nur Erfahrung gemacht hat und vielleicht etwas stärker dadurch geworden ist. Mehr leider nicht. Aber da hab ich noch einen langen Weg vor mir. Ich hoffe für mich, dass es kein fünftes Jahr wird. Aber da wäre ich selbst daran schuld. Ich muss noch die Waage finden.

Es wird mir mein Weihnachtsfest versauen, so wie in dem ersten Jahr als wir Kontakt hatten. Aber da muss ich jetzt durch. Ich will stark bleiben und als Sieger aus der Sache gehen, für mich!

Mein Plan: Ich habe ihm völlig zusammenhanglos einfach geschrieben, dass er auf sich aufpassen solle und es schade um alles ist. Er wusste natürlich nichts damit anzufangen oder es hat ihn einfach nicht interessiert. Das sollte (vorerst) meine letzte Nachricht werden. Falls er irgendwann wieder alles gibt, werden ich schreiben, dass ich für keine WhatsApp-Freundschaft mehr zur Verfügung stehe und er sich gerne persönlich mit mir treffen könnte, falls es terminlich bei uns beiden klappen sollte…

Ich weiß, somit vernagel ich noch immer nicht die Tür hinter mir zu aber ich muss es einfach auf die Art machen, damit er mir in zehn Jahren nicht immer noch im Kopf herumspukt mit der Frage – hab ich alles probiert? Falls dass nichts bringt, kann ich mit reinem Gewissen sagen, es ist okay - und kann dann abschließen ohne mir etwas vorzumachen… :cry:

Suhalley
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Re: mein Leben in der Warteschleife

Beitrag von Suhalley » Di 8. Dez 2015, 10:18

Mondphase hat geschrieben:Du hattest den kleinen Vorteil, dass er von Anfang an ehrlich zu dir war und gesagt hat, dass er sich nie richtig binden könnte.
Genau genommen war das nicht so, er hat mir sogar einen Antrag gemacht :D

Aber darum geht es auch nicht. Das Gegenüber muss nicht explizit sagen, dass er/sie nicht in der Lage ist sich zu binden, denn das setzt ja eine gewisse Selbstreflexion voraus die viele nicht haben. Es ist ihnen nicht bewusst, ihre Vermeidungsmuster wirken unerkannt. Sie merken nur, dass da ein Mensch ist den sie begehren, bei dem sie sich nach Nähe sehnen und wenn es dann soweit ist merken sie, dass sie sich wieder distanzieren müssen bzw. leiten unbewusst Distanzmanöver ein. Solche Beziehungen werden vermutlich immer von diesen Mustern geprägt sein - es gibt kein Heilmittel dagegen.

Nähe aushalten und sie leben, das ist für solche Menschen auf Dauer gesehen nichts. Sie benötigen einen Partner, der sich sehr auf sie einstellt, viel Rücksicht nimmt und dabei bleibt eben über die Zeit gesehen einer auf der Strecke. Von daher sind Distanz- und Fernbeziehungen für solche Menschen ideal, weil sie in der Zeit in der sie allein sind ihre Wünsche nach Nähe und Gemeinsamkeit aufbauen können, ohne jedoch Angst haben zu müssen, dass es zu "eng" wird, denn der Partner kehrt ja nach ein paar gemeinsamen Tagen wieder in seine Stadt/sein Land zurück. Das kann über Jahre lang so funktioneiren, bis der Partner "mehr" möchte...sei es die gemeinsame Wohnung oder Kinder...dann ist meist alles ganz schnell vorbei.
Mondphase hat geschrieben:aber ich muss es einfach auf die Art machen,
Wenn Du der Meinung bist nochmal ne Runde auf dem Karussel zu drehen, dann ist das so, dann musst Du genau diese Erfahrung eben machen. Es wird nur vermutlich nichts ändern. Aber das wirst Du vermutlich auch irgendwann einsehen.


LG
Suhalley


*Nachtrag* Übrigens, ich war lange Zeit genau das Gegenstück zu meinem Ex-Vermeider-Freund...aber ich habe irgendwann das Buch "Nah und doch so fern" von Julia Sokol gelesen, da sind einige Augenöffner dabei die mir sehr dabei geholfen haben, die Dynamiken zu verstehen. Vielleicht wäre es mal ein Anfang Dich nicht so sehr auf diese Taktikspielchen (wie Deine Nachricht) zu konzentrieren, sondern DEINEN Part bei dieser Story mal genauer zu betrachten.

Sonnenblume10
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Re: mein Leben in der Warteschleife

Beitrag von Sonnenblume10 » Di 8. Dez 2015, 11:39

Einer ist bei solchen Beziehungen immer der Verlierer, weil er mehr will, als der Andere ihm geben kann. Daran ändern auch schlaue taktische Spielchen wie der Rückzug in den Schmollwinkel nichts.
Was hilft es Dir, wenn er dann wieder auf Dich zukommt? Du fällst glücklich wieder in seine Arme (Gott sei Dank, er liebt mich ja doch ... ich bin noch nicht abgemeldet ...) und dann zieht er sich wieder zurück, weil Du genau die Nähe aufgebaut hast, die er nicht lange aushalten kann.

Solche Beziehungen leben von der Distanz in der Beziehung, von Unter- und Überordnung, weil einer von beiden seine Eigenständigkeit und "Freiheit" verteidigt und dabei autark bleibt. Er braucht den Partner viel weniger als umgekehrt.
Für den Partner bleibt dann nur die Position des Untergeordneten, der nie bekommt, was er eigentlich will und wonach er sich sehnt.
Ungleichgewicht und Instabilität sind die vorherrschenden Merkmale solcher Beziehungen.
Solange die Distanz der Über- und Unterordnung gewahrt ist, funktionieren diese Beziehungen halbwegs. Wenn dann der Untergeordnete eines Tages "aufsteht" und seinen Platz neben ihm auf dem Podest beansprucht, ist meist ganz schnell Schluss. Denn nichts erträgt ein Bindungsvermeider schechter als eine Beziehung auf Augenhöhe.

Für Dich besteht der Reiz darin, das alles auszuhalten, denn dazu gehören masochistische Züge. Du machst Dich zum Spielball seiner widersprüchlichen Emotionen. Und ein weiteres Motiv in Dir ist, ihm zu "erobern", damit er endlich so ist, wie Du ihn gerne haben willst. Du willst umerziehen, ihn umformen und kannst ihn auf Dauer nicht lassen, wie er ist. Denn Du willst mehr, hast eigene Vorstellungen.

Solche Beziehungen sind ein Karussell, dass sich immer schneller dreht, bis einer von beiden abspringt oder runterfällt. Sie sind ungesund und Energie raubend. Und ein Ziel gibt es nicht, denn ein Karussell dreht sich nur und entwickelt sich nicht weiter. Es bleibt im Grunde stehen und gaukelt Bewegung vor. Aber die beiden Mitfahrenden spulen nur ihre Muster ab und leben am Partner ihre Defizite aus. Eine Entwicklung zu einer gesunden Partnerschaft auf Augenhöhe ist nicht erkennbar, nicht mal ansatzweise, denn beide sind völlig unehrlich und verlogen. Sie verbergen ihre Intentionen, verstecken sich hinter taktischen Spielchen (jetzt bin ich mal so und so und dann wird er ...) und spielen meist eine Rolle, die nicht ihrer Natur entspricht.
Der Untergeordnete, der ohnehin nur immer auf den Überlegenen re-agiert, spielt meist noch mehr als der Andere, denn er markiert denjenigen, der prima mit der Distanz zurecht kommt, der womöglich unbeschwert und heiter ist, obwohl er hinter der Fassade leidet wie ein Hund. Und das ist verlogen und selbstschädigend. Auch verlogen gegenüber sich selbst.

Das geht solange, bis der Leidensdruck bei einem so groß ist, dass er geht. Meist geht der Überlegene, der schon in der Beziehung den Rahmen vorgab und die Rollen festlegte. Und der Unterlegene hat oft auch am Schluss nur die A-Karte gezogen, ist dem Anderen wieder auf den Leim gegangen, hat gehofft, wo es nichts zu hoffen gibt, hat Zeit und Kraft investiert für nichts. Für die Leere hinterher.

Sei ehrlich zu Dir selbst, steh zu Dir und wenn er Deine Bedürfnisse nicht erfüllen kann und will, dann passt er nicht zu Dir. Bestimme selbst über Dein Leben und definiere Deine Ziele. Eine Beziehung auf Augenhöhe z.B. Und dann handle danach.
Hört sich leicht an, aber meist schafft der Unterlegene das nicht, denn er leidet lieber als dass er ungesunde Beziehungen auflöst.
Leiden ist leichter als lösen, denn im Leiden ist keine Positionierung, keine Ehrlichkeit, keine Weiterentwicklung, keine Selbsterkenntnis gefragt. Man leidet und fertig. Das ist eine Komfortzone,die keine Änderung und keinen Kraftaufwand bedeutet.

Eines Tages erledigen sich solche Beziehungen von selbst, denn einer geht. Und das ist dann auch gut so, denn es ist viel zu tun, weil viele Fragen offen sind:
Warum lasse ich mich in Beziehungen unterbuttern und nehme freiwillig die Opferrolle ein?
Warum lass ich mir auf der Nase rumtanzen und spiele eine unehrliche Rolle, anstatt zu mir zu stehen?
Warum überhaupt leide ich so lange in solchen Beziehungen?
Ist das Liebe,die mich antreibt oder vielleicht nicht doch was Anderes?
Was wäre denn gewesen, wenn er sich auf einmal geändert hätte und so geworden wäre, wie ich ihn wollte? Ehrlich, beständig, treu?
Hätte ich ihn dann auch noch geliebt wie blöd oder wäre er mir dann nicht reizlos und langweilig, berechenbar erschienen und ich hätte angefangen, Distanz aufzubauen, weil mir seine ständige Nähe auf die Nerven geht?
Bin ich am Ende selbst eine von der Sorte? Bindungsvermeidend, instabile Bindungen mit viel Leid bevorzugend, weil man sich da ja ganz anders spürt als in einer harmonischen und "langweiligen" Beziehung? Es ist leicht Kraft in etwas zu investieren, von dem man genau weiß, dass es eh nichts wird.
Bin ich ein Opfer meiner unbewussten Prägungen und Muster, die ich bereits in der Kindheit verinnerlicht habe?

Diese Liste ließe sich lange fortsetzen und sie ist mühsam, aber lehrreich. Solche Beziehungen sind ein Spiegel unserer selbst und zeigen uns Wesenszüge an uns, die uns fremd sind und die wir eigentlich nicht sehen wollen, weil sich unser gespieltes Rollenverhalten damit nicht verträgt. Sie stellen uns selbst in Frage und führen uns zu uns selbst. Natürlich nur, wenn wir nach einer Trennung auch persönlich Profit daraus ziehen wollen.

Fang bei Dir an, bevor Du ihn ändern, beeinflussen, manipulieren willst. Er ist wie er ist und er wird sich nicht ändern. Aber Du kannst Dich ändern, ehrlicher gegenüber Dir selbst werden und selbstbestimmter. Denn daran mangelt es an Dir.

Ich weiß das alles, weil ich es selbst erlebt habe. Dieser Eine hat mir die Augen geöffnet über mich selbst und was ich dann gesehen habe, war nicht erfreulich, sondern eher beschämend.

Sonnenblume

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Re: mein Leben in der Warteschleife

Beitrag von Mondphase » Mo 14. Dez 2015, 13:35

Hallo Suhalley,

deine Worte, es gäbe kein Heilmittel, haben mich sehr getroffen aber ich brauchte diese Wahrheit. Ich nahm dies leider an aber es ist dennoch hart es nochmal bestätigt zu bekommen.

Man hofft irgendwo immer noch, dass sein eigenes Männlein nicht der Kategorie angehört, leider. Die Hoffnung macht manchmal mehr kaputt als ganz.

Ich hatte ihn damals öfter gefragt warum er einmal so und einmal so ist. Er konnte dies wirklich nie beantworten oder erklären.

Dieses Buch werde ich mir zulegen und lesen. Vielen Dank für diesen Tipp!



Liebe Sonnenblume,

von dir hab ich damals schon so viel gelesen und ich danke auch dir sehr für deine Antwort. :)

Ich habe mir selbst auch schon die Frage gestellt, ob ich masochistische Züge besitze und ich bin auf ein „ja“ gestoßen. Ich glaube da sollte ich mich vorerst mit mir beschäftigen und da mal nachhaken, was da schief läuft. :lol:

Und ja ich habe gemerkt, dass ich ihn manipulieren wollte. Ich weiß, dass nur er sich ändern kann, was er momentan auch tut - um 360 Grad. Nur die Frage ist - wie lange?!?!?!



Ich hab meinen Plan verworfen. Ich wollte dieses Spiel nicht wirklich spielen. Es war nur ein Strohhalm an den ich mich noch klammerte aber am Ende hakte ich die Sache innerlich ab und ich entspannte mich nach anfänglichen Schwierigkeiten mit viel Tränen und Kopfschmerzen wieder.
Ich überlegte anfangs sogar mein WhatsApp zu deinstallieren damit ich es nach zwei Monaten, wenn ich darüber hoffentlich hinweg wäre, wieder zu installieren um alles zu lesen was er noch so von sich gab. Aber ich wurde überraschenderweise immer stärker, innerhalb einer Woche und es interessierte mich nicht mehr was von ihm kam. Ich habe auch alle Nachfragen ignoriert – für mich – um abzuschließen. Das hab ich auf so einen langen Zeitraum nie gemacht.

Ich hab zumindest sonst immer auf Fragen kurz geantwortet. Ich wollte nicht respektlos werden. Diesmal war mir das egal. Und siehe da? Die Nachrichten von ihm wurden immer ängstlicher, fordernder - und wir reden hier von stündlichen Nachrichten. So kenne ich ihn nicht. Diesmal hatte er verstanden und gemerkt dass es endgültig ist. Er fragte täglich nach einem treffen und bot verschiedene Termine an - ich antwortete nicht.

Gestern zum Sonntag hatte ich dann wieder einen kleinen Hänger und fühlte mich einsam und ging dann doch auf seine –ich will dich entführen - Nachricht ein. Ich wollte ihm einfach nochmal zeigen, dass ich nicht so bin, wie er mich zuletzt erlebte, ängstlich und erdrückend.

Er holte mich ab und wir fuhren hunderte Kilometer zu einem riesigen und bekannten Weihnachtsmarkt. Ich war locker, witzig und wir hatten jede Menge Spaß.
Er war zuvorkommend wie lange nicht mehr und kümmerte sich rührend um mich und meinem Wohlbefinden.

Ich hatte mir geschworen mit keinem Thema - was uns anginge - anzufangen, da ich eigentlich damit auch schon abgeschlossen habe. Er fing auch nicht damit an. Es gab keine Berührungen oder sonst irgendwelche körperlichen Zärtlichkeiten. Ich hätte es auch nicht zugelassen.

Als er mich Spätabends Zuhause ablieferte, ging ich sofort ohne zu zögern. Ich bedankte mich nur und ging dann sofort. Ich merke dass er ein wenig enttäuscht war, dass es nicht mal eine Umarmung gab. Vielleicht hatte er auch damit gerechnet, dass ich ihn anbot dazubleiben - genau einschätzen kann ich es nicht.

Ich bekam noch eine sehr lange Nachricht - dass er alles an mir liebt, dass er es liebt mit mir Zeit zu verbringen und dass er endlich mit mir zusammen sein will, er hätte da einen Plan…
Ich wollte erst schreiben, dass ich das eigentlich gar nicht mehr will aber ich muss alles erstmal sacken lassen.

Ich habe eure Antworten x-mal durchgelesen und ihr habt leider Recht. Und das halt ich mir ständig vor Augen. Das lässt mich Abstand halten damit ich ihn nicht wieder an mich heranlasse. Es ist alles so kompliziert und ich sehe, wie ihr mit dem Kopf schüttelt. :P

Gestern waren wir beide mal wieder auf Augenhöhe, zumindest hatte ich das Gefühl. So lange keine brisanten Themen angesprochen werden, denn dann bin ich wieder in der Opferrolle. Deshalb hab ich es auch gelassen und habe es noch nicht bereut.

Ihr beide habt das alles so wahnsinnig komplex und genau analysiert und beschrieben. Ich konnte mich und ihn so gut widererkennen, leider. Ich danke euch sehr. Es werden noch einige Abende werden, an dem ich mir eure Texte durchlese, wenn ich kurz davor bin, wieder schwach zu werden. Es ist einfach nur schade, dass er in dem Punkt diese Defizite hat.

Das macht mich traurig und da wären wir wieder in meinem kleinen Karussell…


Mondphase

Sonnenblume10
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Re: mein Leben in der Warteschleife

Beitrag von Sonnenblume10 » Mo 14. Dez 2015, 16:48

Liebe Mondphase,

Du bist wirklich sehr tapfer und mittlerweile weit gekommen. Mit ihm auf einen Weihnachtsmarkt zu gehen, ohne das bewusste Thema anzusprechen, sich danach gleich zu verabschieden, dazu gehört schon ein gehöriges Maß an innerer Stärke.
Wenn sich meiner damals so um mich bemüht hätte, wäre ich wahrscheinlich wieder schwach geworden. Die Sucht nach Liebe wäre größer gewesen als die Einsicht. Damals zumindest.
Mondphase hat geschrieben:Nur die Frage ist - wie lange?!?!?!
Bindungsängste sind nicht heilbar. Man hat sie oder nicht. Und wenn ja, kann man allenfalls kraft besserer Einsicht eine Beziehung führen, die aber immer viele problematische Phasen hat.
Er dockt jetzt wieder an, gibt sich sehr viel Mühe, weil Du auf Rückzug bist. Fällst Du wieder in die Beziehungsfalle, geht es wieder mit den Distanzmanövern los. Das ist Programm in derlei Beziehungen.
Nähe gibt es nur sehr begrenzte Zeit und einer der beiden ist der Verlierer.
Du hast derzeit - durch Deinen Rückzug und Dein Verhalten bei der Begegnung mit ihm - die Macht zu Deinen Gunsten verschoben. Daher fühlst Du Dich auch recht gut, denn Du hast die Position der untergeordneten Ohnmächtigen verlassen. Sofortiges Wohlbefinden stellt sich ein, zumal Dein Verhalten ja Erfolg bei ihm hat.
Wenn Du in dieser Position bleiben willst, hat er ein Problem. Denn bisher war er der Überlegene und ist die Unterordnung nicht gewöhnt. Ein aktiver Bindungsvermeider wie er ist die Überlegenheit gewöhnt und damit die Macht und die wird er langfristig gesehen nicht aufgeben, sondern wiederherstellen wollen.
Und eine Beziehung auf Augenhöhe wird es kaum geben, denn damit geht die gewohnte Distanz flöten. Meiner ging, als ich glaubte, ich hätte mich jetzt sehr gut positioniert. Auch er zeigte Bemühungen, die Beziehung zu verbessern und ich fühlte mich prächtig. Sofort ging es wieder los mit dem Selbstbetrug: wir haben diese Krise jetzt gemeistert und ab jetzt wird alles besser ...
Einige Wochen hielt er es aus, ehe er den Schlussstrich zog. Eine untergeordnete Sonnenblume hatte er gerade noch ertragen, eine ebenbürtige niemals.
Mondphase hat geschrieben:Er konnte dies wirklich nie beantworten oder erklären.
Da diese Menschen so stark von Kräften aus dem Unbewussten gesteuert werden, finden sie keinen Zugang zu sich.
Ich habe meinen damals auch oft gefragt: was war denn in Deiner Kindheit? Du erzählst so wenig? Kannst Du Dich nicht erinnern z.B. an Deinen ersten Schultag oder die Kommunion?
Nein, er konnte sich nicht erinnern. Seine Kindheit blieb bis auf bekannte Rahmenbedingungen verschleiert. Er erinnerte sich nur an Dinge, die in seiner frühen Jugend stattgefunden hatten. Seine Kindheit, seine Erfahrungen mit den Eltern, seine Gefühle aus dieser Zeit sind verschüttet. Bindungsphobiker haben oft traumatische Erlebnisse hinter sich, wobei die Messlatte dessen, was als traumatisch empfunden wird, sehr verschieden ist. Was einer locker wegsteckt, kann für einen anderen zu einem existentiellen Problem werden. Also muss es sich nicht um wirklich schlimme Dinge wie Kindesmissbrauch handeln.
Tatsache ist, das Kind erfährt und wird nicht damit fertig. Es geht in die inneren Rückzug und da ein Kind keine Lösung findet, packt es die schlimmen Erfahrungen einfach weg. Es breitet den Mantel des Vergessens darüber. Denn Erinnerung würde Schmerz bedeuten.

In einer Therapie, wobei die Heilungsquote wohl sehr niedrig ist, käme es darauf an, den Nebel zu lichten und damit die negativen Erinnerungen und Gefühle zuzulassen, nachzuleben und damit aus dem Unterbewusstsein zu lösen. Je höher die Betondecke ist, die der BP darüber gebreitet hat, desto schwieriges ist ein Zugang möglich. Oft genug ist auch kein Zugang mehr möglich. Das erklärte mir mein Therapeut.

Ich weiß nur, dass eineinhalb Jahre nach ihm, dem ersten Kind, Zwillinge zur Welt kamen. Die Mutter war die Erzieherin, so wie es damals üblich war. Und die war vermutlich erst mal heillos überfordert mit zwei Säuglingen und einem Kleinkind. Er war damals noch ohne Verstand und konnte die Zurücksetzungen, die mangelnde Aufmerksamkeit wohl nicht verkraften, denn er war noch nicht so weit, dass er sich sagen konnte: Mama hat mich trotzdem lieb, auch wenn sie jetzt wenig Zeit für mich hat.
Aber sicher hat er es gefühlt und begann den Weg in den inneren Rückzug. Keiner versteht mich, keiner hat mich lieb, ich bin nichts wert, ich bin nicht wert, geliebt zu werden.
Und der Vater kümmerte sich wenig darum und auch als er älter wurde, da förderte er seinen Sohn nicht etwa, sondern hielt ihn klein: Lass das sein, Du kannst das nicht ...
Daran konnte er sich sehr wohl erinnern, dass sein Vater nicht viel auf ihn hielt und das verfolgt ihn den Rest seines Lebens.
Das Kind verinnerlicht: Keiner da, der sich meiner annimmt. Ich bin nicht wichtig. Ich bin nicht wertvoll und liebenswert .
Es zieht sich zurück in seine innere Welt, vielleicht auch in seine Traumwelt, wo er der tapfere Kämpfer ist. Die Traumen werden beiseite geschoben, übertüncht, vergessen.
Aber die Einstellung zu sich selbst bleibt. Ich bin eine Beziehung nicht wert, denn jeder, den ich an mich ran lasse, wird mich früher oder später verlassen und das ist so schlimm, dass ich es nicht so weit kommen lasse.
Die Strategie: ich bin unabhängig, freiheitsliebend, autark. Ich komme prima mit mir allein zurecht, brauche keine engen Bindungen. Im Gegenteil, Bindungen werden als Bedrohung empfunden und daher kommt es zu den allseits bekannten und lieblosen Distanzmanövern.

Solche Menschen mögen selbstbewusst auftreten, auch einen großen Freundeskreis haben (da sind die Bindungen ja nicht so stark und daher gut auszuhalten), erfolgreich im Beruf sein, denn sie haben ja auch oft Talente und sind fleißig, aber das Beziehungsleben klappt so gut wie nie. Sie speisen ihr Selbstbewusstsein z.B. aus Kontakten. Ich kenne jetzt Frau XY aus der Firma Soundso persönlich! Der Meier hat mir letzthin sogar das Du angeboten und das ist was Besonderes, weil er damit sehr zurückhaltend sind.
Der Chef hat mich letzthin extra gelobt! Usw, usw. Er wurde nicht müde, seine Erfolge herauszustellen, denn damit fütterte er sein schwaches Ego. Das baute ihn auf und ich merkte es, dass dahinter große Defizite steckten. was meiner Liebe keinen Abbruch tat. Im Gegenteil, der Arme, ich muss ihm helfen, ihn bestärken, ihn auch loben und damit sammle auch ich wieder Pluspunkte bei ihm. Er braucht mich und wenn auch nur als Bestätigungs"maschine".

Und sie wirken immer so selbstständig, so unabhängig. Das ist eben die Gegenstrategie, die sie anwenden, um gut durchs Leben zu kommen. Ich fahre da und dorthin ... aber kein Wort von mir. Er kaufte eine Konzertkarte, seine nämlich. Da und dann ist ein Festival, auf das ich gehen will ... aber ich war nicht vorgesehen. Ich wurde informiert und fertig, wenn ich Glück hatte.
Wenn er einen Termin verschusselte, denn Termine mit mir waren immer zweitrangig, hatte ich oft genug den schwarzen Peter. Das musst Du falsch verstanden haben, das habe ich doch nie gesagt ... Solange bis ich nicht mehr wusste, wer Recht hatte und wer nicht.
Mondphase hat geschrieben:und ich bin auf ein „ja“ gestoßen
Wurde vermutlich in der Kindheit angelegt. Überlege mal, woher das kommen könnte.
Mondphase hat geschrieben:Und ja ich habe gemerkt, dass ich ihn manipulieren wollte.
Wenn man mit Ehrlichkeit nicht weiterkommt, dann greift man zu solchen Verhaltensweisen. Ich bin jetzt so und so, dann wird er ... Siehe die Fahrt zum Weihnachtsmarkt. Klappt doch prima.
Mondphase hat geschrieben:Nur die Frage ist - wie lange?!?!?!
Solange, bis die ursprünglichen Machtverhältnisse wieder hergestellt sind. Wenn Du wieder zur Verfügung stehst, dann hat er seine Bemühungen nicht mehr nötig und fällt sofort ins alte Fahrwasser zurück.
Mondphase hat geschrieben: Ich hab meinen Plan verworfen. Ich wollte dieses Spiel nicht wirklich spielen. Es war nur ein Strohhalm an den ich mich noch klammerte
aber am Ende hakte ich die Sache innerlich ab und ich entspannte mich nach anfänglichen Schwierigkeiten mit viel Tränen und Kopfschmerzen wieder.
Immer wieder erstaunlich, was man auf der Suche nach Liebe alles erträgt und hinnimmt. Jedes Fünkchen gebiert wieder große Hoffnungen. Damals, da war er doch so lieb ...
Und das wird wieder so sein, ich muss nur warten und so sein, wie er mich haben will, dann wird er den Wert unserer Beziehung sehen. Der fade Hintergrund dahinter: Dann wird er endlich MEINEN Wert sehen und ich werde endlich die Bedeutung in seinem Leben haben, die ich mir wünsche. Da ist oft viel Egoismus dabei.
Mondphase hat geschrieben:Ich bekam noch eine sehr lange Nachricht - dass er alles an mir liebt, dass er es liebt mit mir Zeit zu verbringen und dass er endlich mit mir zusammen sein will, er hätte da einen Plan…
Ach ja, jetzt auf einmal liebt er es, Zeit mit Dir zu verbringen. Das geht doch runter wie Öl, oder nicht? Und wie geschickt er Dich neugierig macht! Er habe einen Plan. Wer will den nicht wissen wollen? Du am allermeisten, denn mit diesem Plan, da könnte es vlt. endlich gelingen ...
Mondphase, er ist trickreich und geschickt und drückt bei Dir die richtigen Knöpfchen. Solange, bis er Dich wieder da hat, wo er Dich haben will: zu seinen Füßen.

Sämtliche Beteuerungen, sämtliche Schuldeingeständnisse sind im Grund genommen wie die Beziehung selbst: instabil, fragil und nur auf Zeit angelegt. Sie sind vergänglich.
Mondphase hat geschrieben:Es ist alles so kompliziert und ich sehe, wie ihr mit dem Kopf schüttelt. :P
Nein, weder schüttelt hier Jemand den Kopf. Wir haben es ja selbst erlebt und nur was man selbst erlebt hat, das zählt auch. Darüber zu lesen bringt nicht viel, das selbst am eigenen Leib zu erfahren, ist nachhaltiger.
Und es ist nicht kompliziert. Es ist alles sehr einfach und durchschaubar. Dir erscheint es kompliziert, weil Verstand und Gefühle nicht übereinstimmen. Der eine will was, was die andere Instanz nicht will und daher kommt es zu innerem Zwiespalt.
Der Verstand poltert los: Der Schleimscheisser, der Versager, der schmiert Dir wieder Honig ums Maul und das weißt Du auch! Noch nie hat er was für die Beziehung getan. Er taugt nicht, ich habe es Dir immer gesagt, aber Du wolltest ja nicht auf mich hören.
Und dann mischen sich die Gefühle ein: Wir wollen ihn noch nicht ganz abschreiben, denn er hat doch auch wundervolle Eigenschaften, Er kann so nett und liebevoll und fürsorglich sein, das hat er mehrfach gezeigt ... Wir wollen nicht ohne ihn leben ... Er fehlt so ... Er ist halt arm dran und vlt. kann ich ihm doch helfen ... Ja, ganz sicher, werde ich ihn heilen und dann ...

Es dauert leider sehr lange, bis sich die Gefühle entwöhnt haben und bis Du wieder eins mit Dir bist. Lass die beiden Instanzen streiten, aber bleibe bei Dir und bei dem, was Du jetzt weißt und erkannt hast.
Er ist wie er ist und warum er so ist, weiß er selbst nicht. Aber Dich, Dich kannst Du ändern und Dich auf den Weg machen. Zu Dir, weg von Manipulationen und Tricks, weg von Frust und Verlassensein wegen ihm und weg von der Bedürftigkeit, die auch er nicht ausfüllen konnte, er am allerwenigsten.
Werde Du selbst, werde eine stolze und mutige Frau, die zu sich steht, die weiß was sie im Leben will und die darauf auch warten kann. Werde wieder selbstbewusst und Dich wertschätzend. Du brauchst solche Männer wie ihn nicht, du hast sie gebraucht als Wegweiser, weil sie Dir zeigen, was in Dir im Argen liegt.
Kümmere Dich darum, das ist wirklich wichtig! Wenn Du auf diesem Weg weiter gekommen bist, wirst Du Dich wieder zunehmend wohler fühlen. Du hast den Schlüssel zu Dir selbst, er hat seinen verloren.

LG
Sonnenblume

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