lillytaube hat geschrieben:Und weiß der Geier was ihn noch so gestört hat. Nach direkter Frage, wurde ich ja wieder mit einem "An dir liegt es nicht." und einer Ex-Geschichte abgetan. Ich weiß ja nicht, was an der Wahrheit immer so schlimm ist. Aber die ganze Lügerei hab ich langsam echt satt.
Es sind keine Lügen und es liegt nicht daran, dass Du hier und dort falsch reagiert hast oder mal was Falsches gesagt hast oder daran, dass Dein Hintern zu groß oder zu klein ist.
Nein, es liegt an ihm. Und daher ist es auch richtig von ihm zu sagen, es liegt nicht an Dir.
Seine Gefühle haben sich geändert, also hat sich in ihm etwas geändert. Natürlich hat das alles auch mit Dir etwas zu tun, aber grundsätzlich ist seine Aussage, die Du als Lüge oder Abwehr empfindest richtig.
Ich habe meinen Ex. auch öfters gefragt: Warum bist Du so, warum gehst Du so mit mir um, warum fühle ich mich an Deiner Seite unwichtig und klein?
Und auch er sagte: es liegt nicht an Dir.
Heute weiß ich, dass es stimmte. Es liegt nicht an guten oder schlechten Eigenschaften von mir, es lag daran, dass auch bei ihm die Gefühle nachließen und sich veränderten.
Ich aber habe immer alles auf mich bezogen. Anstatt damit leben zu können, dass er immer wieder seinen Abstand brauchte, dass er mich in sein tolles Leben nicht oder zu wenig einbezog, anstatt ihn also in seiner Gesamtheit zu akzeptieren, hinterfragte ich mich und mein Wesen und wünschte mir , dass er anders wäre.
Heute weiß ich, dass genau diese Gedanken hausgemacht sind. Ich hätte mich weniger einsam mit ihm gefühlt, wenn er anders gewesen wäre. ich hätte mich aber auch weniger einsam mit ihm gefühlt, wenn ich mehr in mir zu Hause gewesen wäre anstatt immer nur auf das zu horchen und zu schauen, was von ihm wieder kam.
Sein Verhalten war der Schlüssel zu meinem Wohlbefinden. Das hatte ich unbewusst zugelassen, anstatt zu erkennen, dass ein Bindungsphobiker (als den ich ihn diagnostiziert hatte) nun mal zu einer Beziehung, von der ich träumte, nicht in der Lage ist.
Als er sich trennte, gab es auch keine Gründe, die unmittelbar mit mir zu tun hatten. ER selbst hielt es nicht mehr aus, eine Beziehung zu haben, er wollte die Erwartungen und Ansprüche, die ich an ihn hatte, nicht mehr spüren.
Ich verstehe das heute. Anstatt für mich zu sorgen, anstatt darauf zu schauen, dass es mir gut geht und anstatt mir zu sagen, wenn ich mit ihm so nicht leben kann, dann muss ich gehen, missbrauchte ich ihn als Adressaten für meine Selbstzweifel und mein mangelndes Selbstwertgefühl. Ich übte unbemerkt und unbewusst einen enormen Druck aus, weil er spürte, dass ich von ihm abhängig war.
Hätte ich damals besser für mich gesorgt, hätte ich nicht alle Worte auf die Goldwaage gelegt, hätte ich nicht mein Heil bei ihm sondern in mir gesucht, hätte es vielleicht anders funktionieren können.
Ihn stört nicht, dass Du Dich damals beklagt hast über dies und jenes, dass Du mal krätzig warst und aggressiv, mal weinerlich und verzagt. Aber die Gesamtheit der Beziehung gefiel ihm nicht mehr, er fühlte sich nicht mehr wohl und dann geht er. Auch Du hättest das getan, wenn Du in einer Beziehung gewesen wärst, die Du als Belastung empfunden hättest.
Die Aussage " es liegt nicht an dir" wird vom Verlassenen immer als unvollständige Aussage oder gar als Lüge, die einen schützen soll, interpretiert. Jeder Verlassene will Worte hören wie "Du hast dies und jenes falsch gemacht" und damit begreifen, warum es kam wie es kam. Das ist aber nicht möglich, denn der Verlassene ist verletzt und kann nicht relativieren und die Situation nicht objektiv beurteilen.
Würde er konkret sagen können, was ihn gestört hat, würde der Verlassene wahrscheiniich eines tun: er würde verhandeln.
Da können wir doch drüber reden, ich werde mir ab jetzt mehr Mühe geben und nicht mehr ...
Was ändert es? Nichts, denn er mag dennoch nicht mehr, eben weil es weniger an Dir als an ihm selbst liegt.
Daher ist seine Aussage, es hätte nichts mit Dir zu tun, eigentlich sehr wahr und ehrlich.
Sonnenblume