Hallo liebe Forenmitglieder,
ich bin auf dieses Forum gestoßen, wie vermutlich die meisten hier. Meine Freundin hat sich von mir getrennt und ich möchte sie zurückbekommen. Eigentlich habe ich zwei Ziele, die evtl. sogar miteinander vereinbar sind. Ich möchte sie zurück und gleichzeitig von ihr loslassen. Ich habe schon viel hier gelesen, denke aber, dass meine Situation wegen der Bindungsangst ein wenig besonders ist, daher möchte ich hier um Rat fragen. Ich weiß, es ist viel zu lesen, aber kürzer hab ich es nicht hinbekommen. Hier auch eine Kurzfassung:
• Sie hat Bindungsangst
• Trennung vor vier Wochen, angeblich wegen „keine Gefühle mehr, etc.“, eigentlicher Grund sehr wahrscheinlich Bindungsangst
• Ich halte Kontaktsperre, sie sucht sporadisch Kontakt wegen eher Unwichtigem, ich antworte nicht oder stark verzögert
• Längeres Telefonat, in dem sie meiner Meinung nach versuchte, mir mitzuteilen, dass sie dabei ist, es zu bereuen. Sie versuchte aber auch, mich zu einem Freund zu machen.
Ausführlich:
Ich (25) war mit meiner Freundin (22) über drei Jahre zusammen, nach einer etwas schwierigen Anfangsphase waren wir sehr glücklich. Als wir uns kennen lernten, hatte sie Bindungsangst, sie schloss es aus, eine Beziehung haben zu können. Irgendwie kam es doch dazu. Nach so etwa einem Tag Beziehung beendete sie es, da sie meinte, sie kann es doch nicht. Am nächsten Tag kam sie zu mir und meinte sie hätte es sich überlegt, ich sei ihre Chance, das zu überwinden. Wir haben es dann tatsächlich geschafft, diese Angst zu überwinden und hatten über drei Jahre eine fantastische Beziehung. Sie hat einmal gesagt, wie unendlich froh sie sei, dass ich so um sie gekämpft habe. Und das war damals auch echt nötig. Später hat sie mal zu ihrer Schwester gesagt, dass sie ohne mich längst abgestürzt wäre, ich hätte sie damals gerettet. Auch sie hat mich damals gerettet, da ich psychisch sehr angeschlagen war, sie gab mir Halt und Selbstvertrauen. Wir brauchten uns eigentlich gegenseitig.
Vor fast vier Wochen hat sich das geändert. Sie die Beziehung, mit der Begründung, sie hätte keine Gefühle mehr für mich. Sie sagte auch, sie bräuchte mich nicht mehr. Ich muss etwas weiter ausholen, wie es dazu kam.
Seit etwa 2-3 Wochen vor der Trennung ist sie mit einem Arbeitskollegen sehr eng befreundet. Sie schrieben sich praktisch ständig. Anfangs störte mich das nicht, jedoch wurde es mir zu nervig, als das erste was ich in der Früh wenn sie bei mir schlief hörte, das Ping des iPhones war und ich genau wusste, von wem die Nachricht stammt. Sie machten ständig aus, dass sie sich später noch mal meldeten und sagten sich täglich gute Nacht, etc. Auch nahm dieser Kerl keine Rücksicht, wenn sie bei mir war, als ob sie dann nichts Besseres zu tun hätte. Ich empfand das als respektlos. Sie sagte mir auch, dass sie ausgemacht hätten, sich bei Ihm zu treffen um sich zu betrinken, sie wolle dann bei ihm schlafen (natürlich in getrennten Räumen). ich stimmte zunächst zu, aber eigentlich störte es mich. irgendwann beschwerte mich darüber, was in einem Streit endete. Sie meinte es sei doch nicht so schlimm, usw. und sie würden ausmachen, dass sie nicht mehr schreiben, wenn sie bei mir ist. Ich schürte erste Ängste, dass da etwas mit den beiden sein könnte. Sie meinte, ich müsse mir da keine Sorgen machen, er wäre nicht ihr Typ, sie seien nur befreundet und überhaupt würde sie nie unsere Beziehung, die funktionierte, aufgeben, für etwas, wo sie nicht wissen, ob es funktioniert. Der Streit eskalierte etwas, bis wir heulend dasaßen und sie meinte, ich hätte ja verschiedene Optionen. A), sie treffe sich mit ihm, weil es schon ausgemacht war und verspreche, es danach nie wieder zu tun oder B), ich könnte ja Schluss machen. Das kam für mich nie in Frage. Ich sagte, dass ich sie brauche und sie fragte, wie ich das meine und dass sie das ja unter Druck setzen würde. Wir versöhnten uns und ich glaubte alles sei gut.
Am darauf folgenden Tag konnte ich sie nicht erreichen, sie meldete sich später und sagte, sie habe eine Freundin in der Stadt getroffen und das Handy nicht gehört. Inzwischen weiß ich, dass sie diesen Kerl getroffen hat, was sie mir auch inzwischen bestätigt hat. Am nächsten Tag unternahmen wir etwas, sie war etwas seltsam, ich frage was sei und sie meinte, sie hätte eine Ihrer Phasen. Diese Phasen hatte sie etwa 1-2 mal im Jahr. Eine Zeit lang, etwa 1-2 Wochen, wollte sie dann lieber allein sein. Ich denke sie fühlte sich dann von mir eingeengt, eine Art Rückfall in ihre Bindungsangst. Sie sagte dann immer, ich müsse mir keine Sorgen um unsere Beziehung machen. Sie war in diesen Zeiten betont fröhlich, ich denke um sich selbst zu zeigen, dass sie auch ohne mich leben kann. Die Phasen gingen immer vorbei und sie sagte danach immer, wie froh sie sei, mich zu haben.
Die letzte Phase war anders, sie sagte auf die Frage, ob ich mir Sorgen machen müsse, sie wisse es nicht und brauche Zeit. Ich bekam Angst, sie könnte Schluss machen. Nach zwei Tagen, in denen es mir wirklich dreckig ging, fragte ich sie am Telefon, ob sie schlussmachen wolle. Sie sagte ja und ich bat darum, dass sie zu mir kommt und mir alles erklärt.
Sie kam und sagte mir, dass sie mich noch liebe, aber keine "romantischen oder sexuellen Gefühle" mehr hätte. Sie fühle sich nicht mehr wohl bei mir und es sei seit ca. 5 Monaten so, dass sie über ein Beenden der Beziehung nachdenken würde. Ich konnte und kann das nicht so recht glauben, dass das schon so lange dauert, da ich in dieser Zeit nie etwas gemerkt und sie nie etwas gesagt hatte. Im Gegenteil, sie sagte sie sei glücklich und würde mich vermissen, etc. Ich fragte auch nach dem Arbeitskollegen und sie meinte, wenn sie jetzt nicht hier wäre um Schluss zu machen, hätte sie sich mit ihm getroffen, ohne mein Wissen. Sie sagte ich hätte es wohl schon vor ihr gewusst bzw. gespürt und sie habe Gefühle für ihn. Bei ihm fühle sie sich wohler als bei mir. Das war ein harter Schlag. Irgendwann ging sie und lies mich weinend zurück.
Fünf Tage nach der Trennung bat ich um eine Aussprache, zwischendrin rief sie einmal an, um zu fragen wie es mir geht. Die Aussprache klärte einiges. Sie sagte eben, dass da keine Gefühle mehr seien und dass sie mich nicht mehr brauche. Sie klärte auch die Sache mit dem Arbeitskollegen auf, sie meinte, die Treffen seine nie in der Absicht passiert, dass da mal etwas laufen könnte und sie meinte, dass das höchstwahrscheinlich auch nie der Fall sein wird. Ich glaube ihr. Das beruhigte mich insofern, dass ich wenigstens nicht von ihr verarscht wurde. Sie sagte, sie will befreundet bleiben. Das Thema kam schon sehr früh in unserer Beziehung auf. Sie sagte einmal, dass sie, sollte es jemals Aus sein, auf jeden Fall befreundet bleiben will. Sie meinte immer, ich sei Ihr Partner und gleichzeitig ihr bester Freund.
Bei der Aussprache habe ich sicher Fehler gemacht, denn ich sagte, dass ich sie zurück will, fragte, warum sie glaubt, unsere Beziehung verdiene keine zweite Chance usw. Für die Ex-zurück-Strategie sicher genau falsch. Bei dem zwischenzeitlichen Telefonat sagte sie, so wichtig könne mir die Beziehung auch nicht mehr gewesen sein, da ich bei dem Telefonat nicht "rumgeheult" habe, etc. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, dass da etwas mit dem Kollegen wäre und war daher verständlicherweise etwas sauer.
Sie sagte bei der Trennung auch, dass sie wisse, dass es ein Fehler ist und dass sie es irgendwann bereuen werde. Ich sei jemand, den kein normaler Mensch verlassen würde ("Heiratsmaterial"), aber sie sei eben nicht normal. Sie meinte etwas wurde bei ihr durchgerüttelt und dabei sei ich "rausgefallen".
Ich glaube, dass ihre Gefühle aufgrund des Ungleichgewichts immer schwächer wurden. Sie hat dann entschieden, Schluss zu machen und ab dem Zeitpunkt hat sie ihre Restgefühle für mich abgeschaltet. Sie kann das, das weiß ich. Sie sagte, sie sei sich sicher, dass es keine zweite Chance gäbe. Sie würde nicht zurückkommen, um mich nicht nochmal zu verletzen. Ich hab ihr das Versprechen abgerungen, es mir zu sagen, wenn sie es sich anders überlegt hätte, das war schon bei der Trennung.
Ich habe dann die Kontaktsperre und anderen Tipps aus dem Ratgeber angewendet, vor allem um erst mal selbst klarzukommen. Aber natürlich auch in der Hoffnung, sie würde mich dann vermissen.
Vor ca. zwei Wochen rief sie mal an.
Sie hat gefragt wies mir geht und was ich mache. Ich meinte ich geh nachher noch weg und sie fragte mit wem. Ich wollte das nicht sagen. Darüber haben wir dann zehn Minuten diskutiert, ich hab versucht sie abzuwürgen, aber ich konnte nicht. Am Ende hat sie geweint, weil ich mich ja so "arschig aufführe" und ihr das nicht sagen will. Sie meinte, sie dürfe das doch wohl fragen, weil wir noch Freunde sind. Es wird ja generell davon abgeraten, auf die Freundschaftsschiene zu rutschen, deshalb sagte ich, dass ich das nicht weiß, ob wir Freunde sein können und ich würde jetzt auch nicht mehr reden wollen.
Eigentlich wollte sie nur noch etwas von mir abholen. Ich meinte ich hätte erst nächste Woche Zeit und sie solle da noch mal anrufen.
Oh und am Schluss meinte sie "Ok, dann viel Spaß" und hat aufgelegt.
Vor nun fast einer Woche haben wir abends über eine Stunde telefoniert. Sie rief an. Es geht ihr nicht gut und sie meinte sie realisiert so langsam, was sie angerichtet hat. Und sie hat mich vermisst. Sie meint, sie wird es bereuen, aber ihre Angst habe gesiegt. Und sie würde nichts tun, um es rückgängig zu machen. Sie erinnere sich an Ihr Versprechen, dass sie mir dann Bescheid sagen würde, wenn sie mich zurück will. Sie meinte das kann ich ein, zwei oder drei Monaten sein oder (sie zögerte) auch schon in fünf Tagen. Ich frage, was sie dann von mir erwarten würde. Sie sagte, nichts, sie wäre erstaunt, wenn ich etwas tun würde. Sie meinte, sie werde halt mit dem Fehler leben müssen. Ich bejahte, schließlich wäre es dämlich zu sagen, dass ich sie sofort und unbedingt zurück will. Ich weiß nicht mal, ob ich das überhaupt will.
Ich sagte ihr, dass ich dankbar bin für die Trennungserfahrung. Das stimmt auch. Ich weiß jetzt, dass ich auch ohne sie kann.
Bei dem Gespräch hat sie meiner Meinung nach versucht mir zu vermitteln, dass sie kurz davor wäre alles rückgängig machen zu wollen. Bleibt aber noch die Frage nach dem können. Und eben das Freundschaftsding. Ich hab ihr gesagt, dass das so nicht geht. Erst wenn ich sie vollkommen überwunden habe, wäre eine Freundschaft möglich.
Sie meinte auch, was sie angerichtet hat, sei ihr erst klar geworden, als ich nicht sagen wollte, mit wem ich mich treffe. Das funktioniert also. Ich hab's ihr dann dummerweise gesagt und sie fragte ob da was lief.
Wir haben noch über die Bindungsangst gesprochen. Ihr ist das klar, dass es daran liegt. Sie meint ihre Angst sein stärker. Ich sagte der Teil von mir, der noch an ihr hängt, sei enttäuscht, dass ich es ihr nicht wert bin, für mich gegen die Angst zu kämpfen.
Bezüglich der Angst und dass ich es anscheinend nicht wert bin, meinte sie, dass sie sogar eine Liste mit pro und con für die Beziehung gemacht hat, dass pro immer überwiegt hatte. Dass aber eben das Gefühl, also die Angst, über den Kopf gesiegt hätte.
Ich habe inzwischen sehr viel über Bindungsangst gelesen. Auch den Ratgeber von hier, gerade dort finde Sie bzw. uns absolut wieder. Das ist teils richtig unheimlich. Es gab bei uns viele kleinere und größere (zB die Sache mit dem Arbeitskollegen) Verletzungen, alles sehr typische Sachen für Bindungsängstliche. Ich habe das immer erduldet, weil auch sie liebe, auch wenn ich ab und zu den Gedanken hatte, Schluss machen zu müssen. Damals war mir das leider nicht bewusst, dass das von der BIndungsangst kommt, sonst wäre ich sicher noch souveräner damit umgegangen. Auch viele Aussagen beim und nach dem Schlussmachen von Ihr deuten auf die Bindungsangst hin.
Jetzt gerade geht’s mir nicht so gut, da ich erwartet hatte, sie würde gleich zu Beginn der Woche anrufen, um das restliche Zeug zu holen. Ein bisschen hatte ich gehofft, sie würde mich sehen wollen oder mir sogar sagen, dass sie mich zurück will.
Ich frage mich, wie ich mich nun verhalten soll? Gerade das lange Telefongespräch hat sicher einiges an Distanz abgebaut und die Wirkung der Kontaktsperre verringert. Ich denke eigentlich, dass die Voraussetzungen wieder zusammen zu finden bei uns recht gut sind. Aber wie soll ich nun weiter vorgehen?
Derzeit warte ich darauf, dass sie sich meldet, um ihre restlichen Sachen abzuholen.
Ex mit Angst vor Bindung
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