Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

galahad1980
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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von galahad1980 » Mi 2. Apr 2014, 09:34

Hey Indiana,

ich finde Deine Ausführungen hochinteressant und spannend. Wenn ich meine eigene (Ex-) Beziehung so Revue betrachte, dann ist es bei mir ähnlich abgelaufen. Wir kamen ja (wieder) zusammen, nachdem meine Ex ein paar Wochen wegen Depressionen in ner stationären Therapie war. Ich gab ihr Halt und Stabilität, hab sie aufgebaut. Hab gleichzeitig Karriere gemacht, in meinem Leben ging es stetig aufwärts. Während der Beziehung kam dann der Wandel. Ich machte mich mehr und mehr abhängig von ihr, hatte keine Zeit mehr für meine eigenen Freunde, Familie usw.. Ich war anfangs in meinem neuen Job überfordert und anstatt das (wie ein Mann) mit mir selbst auszumachen, hab ich den Scheiß bei ihr abgeladen. Ich fühlte mich damals im recht, nachdem ich sie ein halbes Jahr nur aufgebaut hatte, dachte ich, jetzt bin ich mal dran. Ich merkte nicht, dass ich dadurch meine Anziehung Stück für Stück zerstörte. Als es um die Frage des Zusammenziehens ging, traf ich keine Entscheidung, sondern schob die Dinge auf. Ich bin sicher, dass sie ein klares und männliches "nein, im Moment möchte ich das noch nicht aus diesem und jenem Grund" akzeptiert hätte. Aber mein rumgeeiere war natürlich Gift. Im Prinzip merkte ich ja auch, dass ich mich abhängig machte, das war dann rückwirkend betrachtet wohl auch der Grund, warum ich das mit dem Zusammenziehen (in ihre Stadt) nicht wollte, was schlussendlich das Aus bedeutete. Die Frage, die ich mir stelle, ist allerdings, ob die ganze Theorie von David Deida nicht den Faktor Liebe außeracht lässt. Soll heißen: Inwieweit können wir unser Verhalten tatsächlich ändern, wenn wir wieder lieben? Ich merke das ja an mir. Ich bin momentan in einer Phase, da interessieren mich Frauen emotional gesehen kein Stück. Ich finde sie attraktiv, sexy usw., aber Emotionen? Fehlanzeige. Das führt dazu, dass ich natürlich entsprechend auftreten kann, es ist ein Kinderspiel und ja, es wirkt. Und wie. Ich war letzten Samstag feiern und ich hätte an dem Abend mindestens 3 Frauen haben können, die ich zwischen 8 und 10 einstufen würde. Nur, wenn ich meiner Ex begegne, dann schaff ich das nicht, diese Ausstrahlung zu haben. Ich werde unsicher, habe angst, Fehler zu machen und das spürt sie natürlich. Das ganze theoretische Wissen nützt mir nichts, weil die Gefühle für sie mich derart beeinflussen. Verstehst Du, was ich meine? Das ist ein bisschen wie vor einer Prüfung, wenn man dieses furchtbare flaue Gefühl in der Magengegend hat und plötzlich unsicher wird, obwohl man weiß, dass man den Stoff beherrscht und normalerweise total selbstsicher ist.

LG galahad
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Suhalley
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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von Suhalley » Mi 2. Apr 2014, 09:51

galahad1980 hat geschrieben:Das ist ein bisschen wie vor einer Prüfung, wenn man dieses furchtbare flaue Gefühl in der Magengegend hat und plötzlich unsicher wird, obwohl man weiß, dass man den Stoff beherrscht und normalerweise total selbstsicher ist.
Ich finde das ist ein sehr schöner und treffender Vergleich! Genau so fühlt es sich an!

Das was Du in einer Prüfung an Können beweist, wird von einem Prüfer bewertet, das was Du in eine Beziehung steckst, vom Partner. Wobei bei einer Prüfung der Unterschied darin besteht, dass man es im Endeffekt für sich selbst und die eigene Zukunft tut und in Bezug auf eine Partnerschaft für den Partner und ich denke da liegt der Knackpunkt.

Diese Unsicherheit in einer Partnerschaft rührt daher, dass man nicht zu sich selbst steht und nicht bei sich selbst ist. Eine Beziehung braucht klare Grenzen und Strukturen, sie kann nicht bestehen, wenn stets nur einer diese vorgibt und der Andere versucht sich anzupassen. Wenn wir nun aber denken, dass wir nur mit diesem einen Partner an unserer Seite glücklich sein können und das Leben allein nicht mehr lebenswert ist, so messen wir dem Partner eine immense Verantwortung - nämlich für unser eigenes Wohlbefinden - bei; die diese in den meisten Fällen einfach nicht übernehmen können und wollen. Verständlich!

Ich bin davon überzeugt, dass eine Beziehung erst dann wirklich rund und entspannt laufen kann, wenn man innerlich die Gewissheit hat, dass man den Partner nicht braucht um vollkommen und glücklich zu sein. Denn dann braucht man auch nicht diese immense Angst zu haben, ihn zu verlieren und ohne diese immense Verlustangst ist man in der Lage, dem Partner auch liebevoll mal "nein" zu sagen, Grenzen aufzuzeigen und somit auch einen Rahmen zu geben, in dem die Beziehung an Halt gewinnt. Aber solange man sich dagegen sträubt, auch mal eine gewisse Zeit alleine durchs Leben zu gehen, ohne Bestätigung von außen, ohne einen Partner an der Seite, wird man - denke ich - schwer bis garnicht an diesen Punkt gelangen und sich somit auch immer wieder in Beziehungen verlieren.
galahad1980 hat geschrieben:Nur, wenn ich meiner Ex begegne, dann schaff ich das nicht, diese Ausstrahlung zu haben.
Weil Du "Angst" hast etwas falsches zu tun und sie dann wieder zu verlieren. Wenn Du an dem Punkt wärst, wo Du sagen könntest...mit ihr ist zwar schön aber ohne sie auch, dann könntest Du ihr auch mit dieser Ausstrahlung gegenübertreten wie den anderen Frauen/Menschen...whatever.

Indiana
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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von Indiana » Mi 2. Apr 2014, 10:31

@Suhalley: Leider ist mein Beitrag dazu auf der vorigen Seite etwas verwaist liegen geblieben *jaul, jammer*
Suhalley hat geschrieben:Weil Du "Angst" hast etwas falsches zu tun und sie dann wieder zu verlieren. Wenn Du an dem Punkt wärst, wo Du sagen könntest...mit ihr ist zwar schön aber ohne sie auch, dann könntest Du ihr auch mit dieser Ausstrahlung gegenübertreten wie den anderen Frauen/Menschen...whatever.
Weil Du immer noch abhängig von ihrer Zuneigung bist.
Diese Angst zeigt, dass Du Dir von ihr noch irgend etwas erwartest. Etwas, das Du vielleicht noch nicht beschreiben kannst. Etwas, dass Du vielleicht von den anderen, neuen Kontakten lässig bekommst, aber von Deiner Ex eben nicht einfach so als geschenkt erwartest. Es scheint, als hättest Du die Auffassung, als müsstest Du bei Deiner Ex etwas bestimmtes leisten, um geliebt zu werden. Das und nur das ist der Knackpunkt Deiner Angst.

Wenn Du es schaffst, Deine Ex als nicht mehr so wichtig zu betrachten, ihr "Nein, ich gebe Dir meine Liebe nicht!" als unwichtig abzustufen, dann könnte es so werden, dass Du Deine Angst nicht mehr bräuchtest. Da Du aber ihre Liebe (Zuneigung) immer noch als etwas Besonderes ansiehst, wirst Du weiterhin mit dieser Angst leben müssen. Denn wenn sie (Mama-Vertretein) Dir diese Liebe verweigert (was sie sicher auch genau dann tun wird), bist Du wieder im Schmerz. Und ich glaube, Du bist nur deshalb im Schmerz, weil Du diese Liebe, die eigentlich gar keine richtige Liebe ist, unbedingt haben willst. Wahre Liebe tut nicht weh. Man bekommt sie geschenkt, muss nichts dafür leisten. Zuneigung, wahrscheinlich die Liebe, die Du hier meinst, muss man sich erarbeiten. Das ist wahr. Und die Zuneigung wird dann schnell zur Liebe gemacht, obwohl es nur Zuneigung ist. Als wäre es das gleiche. Ist es aber nicht.

Durch den Wunsch nach Zuneigung machst Du Dich abhängig. Dein Sehnen geht dahin, dass Du diese Zuneigung brauchst. Wahrscheinlich sind es alte Kindheitserinnerungen, die Dich dahin bringen, auf Zuneigung von anderen abzufahren. Ein Mann, der frei in der Welt steht und dort sein Ding macht, bekommt Zuneigung in Hülle und Fülle, auch negative Zuneigung, also Kritiker. Er kann darüber verfügen, weil er nicht davon abhängig ist. Wäre er aber in seinem Beruf und wäre total abhängig von der Zuneigung seiner Kunden beispielsweise, würde er ganz anders arbeiten, ganz anders auftreten. Er wäre nicht mehr der selbstsichere Fels, sondern der klammernde kleine Kerl, der um Zuneigung betteln muss.

Es liegt also an, Dich von der Zuneigung deiner Ex zu befreien. Ihr zu zeigen: "Schau, wenn Du mich nicht magst, ist das okay. Ich liebe Dich dafür, weil Du auf dieser Welt bist! Und ich brauche das von Dir nicht bestätigt zu wissen. Ich kann Dich mit meiner Liebe überfluten, weil ich soviel davon habe."
Das wirst Du mit jeder neuen Frau machen, die Du derzeit kennen lernst, nur mit deiner Ex nicht. Denn da sind ja diese merkwürdigen Erwartungen, die Deine Angst in Dir auslösen.
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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von galahad1980 » Mi 2. Apr 2014, 10:40

Suhalley hat geschrieben:Weil Du "Angst" hast etwas falsches zu tun und sie dann wieder zu verlieren. Wenn Du an dem Punkt wärst, wo Du sagen könntest...mit ihr ist zwar schön aber ohne sie auch, dann könntest Du ihr auch mit dieser Ausstrahlung gegenübertreten wie den anderen Frauen/Menschen...whatever.
Hm... Genau da liegt ja das Problem, das ich sehe... Wenn man an diesem Punkt ist, liebt man den anderen dann wirklich? Oder andersrum: Wenn ich wirklich liebe, kann ich das dann sagen? In der Beziehung vor meiner Ex war es beispielsweise so, dass ich mir die kompletten 6 Jahre immer sagen konnte, dass ich auch ohne sie könnte. Was wiederum dazu geführt hat, dass ich immer "der Mann" in der Beziehung sein konnte, also nicht betaisiert wurde. Umgekehrt hat MIR dann aber was gefehlt. Ich konnte den letzten Schritt zu einer dauerhaften Partnerschaft oder Ehe nicht machen, weil ich unsicher war, ob ich sie wirklich liebe. In der Endphase dieser Bezeihung habe ich dann meine Ex kennengelernt und genau dieses tiefe und starke Gefühl der Liebe in mir entdeckt, dass mir davor gefehlt hat. Das aber wiederum hat dazu geführt, dass ich es plötzlich nicht mehr so locker sehen konnte und letztlich hat genau dieses Gefühl dann verhindert, dass ich dauerhaft mir ihr glücklich sein konnte. Das ist doch paradox, oder? Ich frage mich daher ernsthaft, ob tatsächlich beides geht. Also diese tiefgehende und starke Gefühl zu haben, einen Menschen wirklich von ganzem Herzen zu lieben und gleichzeitig so souverän zu sein, sein Glück nicht von diesem Menschen abhängig zu machen. Ich halte das ein bisschen für die Quadratur des Kreises... :?
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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von galahad1980 » Mi 2. Apr 2014, 10:45

Indiana hat geschrieben:Diese Angst zeigt, dass Du Dir von ihr noch irgend etwas erwartest. Etwas, das Du vielleicht noch nicht beschreiben kannst. Etwas, dass Du vielleicht von den anderen, neuen Kontakten lässig bekommst, aber von Deiner Ex eben nicht einfach so als geschenkt erwartest. Es scheint, als hättest Du die Auffassung, als müsstest Du bei Deiner Ex etwas bestimmtes leisten, um geliebt zu werden. Das und nur das ist der Knackpunkt Deiner Angst.Wenn Du es schaffst, Deine Ex als nicht mehr so wichtig zu betrachten, ihr "Nein, ich gebe Dir meine Liebe nicht!" als unwichtig abzustufen, dann könnte es so werden, dass Du Deine Angst nicht mehr bräuchtest. Da Du aber ihre Liebe (Zuneigung) immer noch als etwas Besonderes ansiehst, wirst Du weiterhin mit dieser Angst leben müssen. Denn wenn sie (Mama-Vertretein) Dir diese Liebe verweigert (was sie sicher auch genau dann tun wird), bist Du wieder im Schmerz. Und ich glaube, Du bist nur deshalb im Schmerz, weil Du diese Liebe, die eigentlich gar keine richtige Liebe ist, unbedingt haben willst. Wahre Liebe tut nicht weh. Man bekommt sie geschenkt, muss nichts dafür leisten. Zuneigung, wahrscheinlich die Liebe, die Du hier meinst, muss man sich erarbeiten. Das ist wahr. Und die Zuneigung wird dann schnell zur Liebe gemacht, obwohl es nur Zuneigung ist. Als wäre es das gleiche. Ist es aber nicht.
Das ist ein interessanter Ansatz, also das es keine Liebe ist... Da muss ich mal drüber nachdenken. Verdammt spannendes, aber auch schwieriges Thema.
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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von Suhalley » Mi 2. Apr 2014, 11:08

galahad1980 hat geschrieben: Wenn man an diesem Punkt ist, liebt man den anderen dann wirklich?
Ich würde sagen, ja, gerade DANN liebt man den anderen wirklich, denn in meinen Augen wird das Wort Liebe einfach viel zu oft zweckentfremdet!

Liebe ist nicht verpflichtend. Es ist schon "normal" für uns geworden zu denken und zu sagen, man liebt dann erst richtig, wenn man das Gefühl hat nicht mehr ohne sie/ihn leben zu können, dass wir garnicht mehr realisieren, dass dies Abhänigkeit und keine Liebe mehr ist. Liebe sollte bereichern, dies tut sie aber nicht wenn man traurig wird oder unsicher, wenn man mal ein paar Tage nicht genug davon bekommt oder der andere Mensch sich mal um sich und seine eigenen Probleme kümmern muss, anstatt uns "glücklich zu machen".

Wir haben ein Bild von ihr im Kopf: Liebe soll immer währen, Liebe soll tief gehen, Liebe überwindet auch schwere Zeiten, Liebe heilt alle Wunden, etc. pp. Dieses Bild haben aber andere gemacht und oft genug hält es der Realität einfach nicht stand.

Dieses ganze Leid was wir hier sehen (und davon nehme ich mich gewiss nicht aus) entsteht dann, wenn wir an diesen Schwachsinn glauben, dass ein anderer Mensch uns immer glücklich machen kann...DAS GEHT NICHT! Man muss sich selbst glücklich machen und wenn man dazu noch Glück hat, trifft man einen Menschen, der das auch weiß und dann können sich zwei Menschen gegenseitig für eine lange Zeit bereichern. Ich schreibe "lange Zeit" weil 99% aller Paare auf der Welt sowieso irgendwann voneinander getrennt werden...sei es durch Schicksal, Tod oder eine "normale" Trennung. Das Einzige was Ziel sein sollte, ist die Zeit, die man zusammen hat so schön zu gestalten wie möglich...und wenn man garnicht mehr so große Angst hat, den anderen zu verlieren (weil man dann ja alleine ist und alleine nicht glücklich sein kann), dann erdrückt man den anderen Partner auch nicht so sehr mit den eigenen Angstgefühlen, die man selbst Liebe nennt und schafft die Voraussetzung für Freiraum und wirklich tiefgehende Liebe, die nicht fordert, drückt und schmerzt, sondern die einfach ist!

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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von galahad1980 » Mi 2. Apr 2014, 12:25

Suhalley,

ich glaube, dass Du recht hast. Im Prinzip ist das ja auch genau das, was Indiana schreibt. Das Problem an diesen starken Gefühlen - ob es jetzt Liebe ist oder ne Mischung aus allem möglichen sei mal dahingestellt - ist nur meistens, dass sie das rationale Denken derart überlagern, dass es extrem schwierig ist, diese Gefühle zu beherrschen. Wahrscheinlich liegt genau hier aber der Schlüssel zu einer funktionierenden Partnerschaft. Denn in dem Moment, in dem ich meiner Partnerin das Gefühl gebe, dass ich sie zwar liebe, aber dass ich nicht mein Glück und mein Leben von ihr abhängig mache, nehme ich natürlich auch jede Menge Druck und Verantwortung von ihr. Sehr guter Ansatz.

Ach, wie ich dieses Forum liebe! :D
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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von ichwill » Mi 2. Apr 2014, 12:41

Suhalley hat geschrieben:
galahad1980 hat geschrieben: Wenn man an diesem Punkt ist, liebt man den anderen dann wirklich?
Wir haben ein Bild von ihr im Kopf: Liebe soll immer währen, Liebe soll tief gehen, Liebe überwindet auch schwere Zeiten, Liebe heilt alle Wunden, etc. pp. Dieses Bild haben aber andere gemacht und oft genug hält es der Realität einfach nicht stand.

Dieses ganze Leid was wir hier sehen (und davon nehme ich mich gewiss nicht aus) entsteht dann, wenn wir an diesen Schwachsinn glauben, dass ein anderer Mensch uns immer glücklich machen kann...DAS GEHT NICHT! Man muss sich selbst glücklich machen und wenn man dazu noch Glück hat, trifft man einen Menschen, der das auch weiß und dann können sich zwei Menschen gegenseitig für eine lange Zeit bereichern. Ich schreibe "lange Zeit" weil 99% aller Paare auf der Welt sowieso irgendwann voneinander getrennt werden...sei es durch Schicksal, Tod oder eine "normale" Trennung. Das Einzige was Ziel sein sollte, ist die Zeit, die man zusammen hat so schön zu gestalten wie möglich...und wenn man garnicht mehr so große Angst hat, den anderen zu verlieren (weil man dann ja alleine ist und alleine nicht glücklich sein kann), dann erdrückt man den anderen Partner auch nicht so sehr mit den eigenen Angstgefühlen, die man selbst Liebe nennt und schafft die Voraussetzung für Freiraum und wirklich tiefgehende Liebe, die nicht fordert, drückt und schmerzt, sondern die einfach ist!

Hallo Suhalley,

sehr schön erklärt und genau so soll es sein. Vielen Dank für das.

Liebe Grüße

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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von Suhalley » Mi 2. Apr 2014, 14:30

galahad1980 hat geschrieben: In der Beziehung vor meiner Ex war es beispielsweise so, dass ich mir die kompletten 6 Jahre immer sagen konnte, dass ich auch ohne sie könnte. [...]Ich konnte den letzten Schritt zu einer dauerhaften Partnerschaft oder Ehe nicht machen, weil ich unsicher war, ob ich sie wirklich liebe.
Und genau da solltest Du mal hinsehen galahad. Die Beziehung zu dieser einen Frau hat 6 Jahre lang funktioniert und das wohl nicht schlecht, es scheint so, als wären da keine unglaublichen Gefühlsstürme gewesen, aber die Beziehung war beständig und sie hat gehalten. Dennoch fehlte Dir etwas und Du hast Dich auf die Suche nach etwas Neuem gemacht...ein ganzes Leben in diesem beständigen Zustand konntest Du Dir nicht vorstellen. Wer suchet der findet...Du hast auch etwas ganz anderes bekommen...

Fakt ist aber, dass KEINE (gesunde!) Beziehung ein Leben lang spannend und voller Emotion sein wird. Die Partnerschaften, die halten, das sind wohl solche wie die mit Deiner Ex, mit der Du 6 Jahre lang zusammenwarst. Sie haben ihren Reiz eben in der Beständigkeit und darin, dass sie funktionieren und harmonieren. Egal wie toll die Frau auch ist, nach 20 Jahren wird auch das aufwachen morgens neben ihr "normal" sein. Du wirst vllt. nicht mehr denken "wow, dass ich DIESE Frau neben mir habe..." sondern vllt. eher "schön dass sie da ist"...diese ganzen Emotionen die Du bei Deiner jetzigen Ex gespürt hast basieren darauf, dass das Verhältnis zwischen Euch unausgeglichen war. Du hast mehr geliebt als umgekehrt, hast dies gemerkt und deshalb war sie Dir so viel wert...ist es immer noch...

Ich fürchte, wer auf der Suche nach den nie endenen wollenden Liebesgefühlen ist, wird früher oder später arg enttäuscht werden. Dass beide Partner auf Wolke 7 schweben kommt meist nur in der Verliebtheitsphase (d.h. in den ersten 6-12 Monaten vor), danach entsteht dann entweder mehr oder weniger langsam ein Ungleichgewicht, da ein Partner mehr liebt als der Andere...oder es entwickelt sich eine weniger aufregende, dafür aber tiefergehende Liebe.

Hört sich jetzt bestimmt tierisch nach Blabla an...is aber trotzdem so ;)

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Re: Bin unsicher, ob ich sie wirklich zurück will

Beitrag von galahad1980 » Mi 2. Apr 2014, 15:14

Suhalley hat geschrieben:Und genau da solltest Du mal hinsehen galahad. Die Beziehung zu dieser einen Frau hat 6 Jahre lang funktioniert und das wohl nicht schlecht, es scheint so, als wären da keine unglaublichen Gefühlsstürme gewesen, aber die Beziehung war beständig und sie hat gehalten. Dennoch fehlte Dir etwas und Du hast Dich auf die Suche nach etwas Neuem gemacht...ein ganzes Leben in diesem beständigen Zustand konntest Du Dir nicht vorstellen. Wer suchet der findet...Du hast auch etwas ganz anderes bekommen...
Hm... hier muss ich etwas widersprechen. Zum einen war es so, dass bei dieser 6jährigen Beziehung zwar von meiner Seite aus keine unglaublichen Gefühlsstürme da waren, aber dafür von ihrer. Ich bin bis heute ihre "große Liebe", auch wenn sie zwischenzeitlich verheiratet ist und ein Kind hat ist es für sie immer noch sehr schwer, mit mir konfrontiert zu werden. Haben deshalb auch nur sehr sehr eingeschränkten Kontakt. Tragischerweise hat sie wiederum jetzt jemanden (ihren jetzigen Mann), der sie über alles liebt, sie auf ein Podest stellt usw. Manchmal denke ich, dass Beziehungen nie ausgeglichen sind, sondern es immer einen Partner gibt, der "mehr" liebt und deshalb auch automatisch "abhängiger" ist als der andere. Mich hat diese Situation damals dauerhaft überfordert und unter Druck gesetzt. Auch das war ein Grund, warum ich ausgebrochen bin. Außerdem besteht natürlich die Gefahr, dass so eine Beziehung zu einer ich nenn sie mal "WG unter Freunden" wird. Das ist zwar ungeheuer harmonisch und beständig und gut für das seelische Gleichgewicht, aber darunter leidet m. E. zwangsläufig die sexuelle Anziehung, was in der damaligen Beziehung die letzten Jahre ein sehr großes Problem war.

Vielleicht ist es aber tatsächlich so, dass sich diese beiden Pole nicht verknüpfen lassen. Also die harmonische, dauerhafte und gesunde Beziehung und eine dauerhafte, auf sexueller Anziehung und Körperlichkeit basierende Liebe. Das ist ja genau der Grund, warum so viele ihren Partner/ihre Partnerin betrügen, obwohl sie ihn/sie lieben.
Suhalley hat geschrieben:Dieses ganze Leid was wir hier sehen (und davon nehme ich mich gewiss nicht aus) entsteht dann, wenn wir an diesen Schwachsinn glauben, dass ein anderer Mensch uns immer glücklich machen kann...DAS GEHT NICHT! Man muss sich selbst glücklich machen und wenn man dazu noch Glück hat, trifft man einen Menschen, der das auch weiß und dann können sich zwei Menschen gegenseitig für eine lange Zeit bereichern. Ich schreibe "lange Zeit" weil 99% aller Paare auf der Welt sowieso irgendwann voneinander getrennt werden...sei es durch Schicksal, Tod oder eine "normale" Trennung. Das Einzige was Ziel sein sollte, ist die Zeit, die man zusammen hat so schön zu gestalten wie möglich...und wenn man garnicht mehr so große Angst hat, den anderen zu verlieren (weil man dann ja alleine ist und alleine nicht glücklich sein kann), dann erdrückt man den anderen Partner auch nicht so sehr mit den eigenen Angstgefühlen, die man selbst Liebe nennt und schafft die Voraussetzung für Freiraum und wirklich tiefgehende Liebe, die nicht fordert, drückt und schmerzt, sondern die einfach ist!
Ich denke, DAS ist das Entscheidende. Man muss aufhören, den Anspruch an eine Beziehung zu stellen, dauerhaft zu sein und es nehmen, wie es kommt. Ich bin auch rückblickend noch der Ansicht, dass es richtig war, dass ich mich damals nach 6 Jahren getrennt habe und es war richtig, mich auf meine Ex einzulassen, auch wenn vielleicht absehbar war, dass es keine gesunde und ausgeglichene Beziehung war. Aber sie gab mir in dem Moment das unglaublich starke Gefühl, wirklich zu leben. Der Fehler war vielleicht, sich an den Gedanken zu klammern, sie halten zu wollen. Es ist nun mal so, dass Höhenflügen immer auch Tiefschläge folgen (müssen). Die Alternative ist eine waagrecht verlaufende Linie ohne Höhen und Tiefen. Aber wer will das schon?

Ich möchte an dieser Stelle einen Spruch zitieren, den ich neulich mal gelesen habe und den ich sehr passend finde:
"Everyone has a person, that you loved very much but you cannot be with. And whoever you will meet, whatever you will do, nothing will be like it would be with that person."
Zuletzt geändert von galahad1980 am Do 3. Apr 2014, 06:40, insgesamt 1-mal geändert.
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