Liebe und bipolare Störung

Lässt sich meine Beziehung retten?
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herbertsteinhauer
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Liebe und bipolare Störung

Beitrag von herbertsteinhauer » Mo 9. Jul 2018, 20:04

Hallo,

meine Ehefrau leidet unter einer bipolaren Störung, ich leide mit ihr.

Ich suche hier Rat und Leidensgenossen zum Erfahrungsaustausch.

Wir sind etwa 50 Jahre alt, seit 5 Jahren verheiratet und ich liebe sie wirklich abgöttisch, ich weiß sie liebt mich ebenso, nur dass sie es nicht so oft sagt, schon gar nicht in bestimmten Phasen, in welchen sie sich fast täglich "scheiden" lässt.

Eine Trennung wegen der Krankheit kommt für mich nicht in Frage, nur dass das gleich klar ist.

Als wir uns trafen, war sie noch in der Psychiatrie, wo sie von ihrer Mutter eingeliefert wurde. Sie wurde soeben von Medikamenten abgesetzt.
Ich wohnte in der Nähe der Klinik mit meinem Sohn, welcher grade Abi machte und im Auszug begriffen war.
Ich war selbst in einer schwierigen Situation, lebte wie sie in Scheidung und trank derzeit schon zu viel nebst Konsum von Drogen (Marihuana).
Ich war arbeitslos und wusste selbst nicht so recht, wohin mit mir und meinen beiden Hunden, da ich den Bauernhof, auf welchem ich mit der vorherigen Frau und meinen Zwillingstöchtern wohnte aufgegeben hatte.

Wir begegneten einander auf der Straße und ich war gleich hin und weg, Liebe auf den ersten Blick. Peng. Ich verliebte mich auf der Stelle unsterblich, diese Augen, was für eine schöne Frau, was für eine Ausstrahlung! Dabei hatte ich vor gehabt mich nie wieder zu binden.
Ich lebte mit One-Night-Stands und dachte das reicht mir.
Ich sagte: " Schöne Frau!" zu ihr und hätte mir am liebsten die Zunge abgebissen ob dieser plumpen Anmache, aber sie lies sich auf ein Gespräch mit mir ein. Die romantische Geschichte würde den Rahmen sprengen. Jedenfalls schockte es mich nicht sonderlich, dass sie in "der Klapse" war und da ich eh nicht viel von Psychiatrien und Medikamenten hielt, bot ich Ihr an zu mir zu ziehen und machte ihr einen Heiratsantrag. Sie sagte scherzhaft sie würde ohne Probefahrt kein Auto kaufen aber nachdem wir uns geliebt hatten sagte sie Ja. Sie hatte zwar ein Haus in Lohmar gemietet, war also keineswegs obdachlos, willigte aber ein und zog zu mir.
Zu dieser Zeit war sie keineswegs stabil, wir tranken Alkohol und sie war suizidal und oft wollte sie nicht vor die Tür, sagte sie hätte Angst sich vor einen Bus zu werfen, saß rum, rauchte Kette. Wir unternahmen sogar gemeinsam einen halbherzigen Suizidversuch, mir war klar: lieber mit ihr sterben als ohne sie leben müssen.
(Ich muss das hier kürzer machen)
Ihr ging es nach ein paar Wochen besser und wir verbrachten nach einer verrückten Zeit eine wundervolle Zeit, zogen erst in ihr Haus und kauften uns dann einen Bauernhof in der Eifel von der Abfindung aus ihrer Scheidung.
Dort leben wir seit ca. 3 Jahren, zeitweise "normal", mit Arbeit und so, zeitweise mit Alkohol und arbeitslos, wobei ich nicht sagen kann, ob das mit den Schüben ihrer Krankheit zusammenhängt, mit meinem Frust über saisonal bedingte Arbeit als Koch oder womit sonst genau. Wir kuscheln beide gerne und frönen dann gemeinsam unserem Restless-Legs-Syndrom. Das Trinken haben wir erst reduziert und trinken nun seit November letzten Jahres beide gar nicht mehr. Ich wurde mit zu viel Blutalkohol am Steuer aufgegriffen und befinde mich seit 2 Monaten in einer Art Therapieeinrichtung für Drogensucht, wo ich wegen einer gerichtlichen Auflage noch einen Monat bleiben muss. Das hilft aber nicht gegen ihre Krankheit, überhaupt nicht. Im Gegenteil. Sie bewältigt zwar den Hof mit 50 Hühnern, Hunden, Katzen und großem Gemüsegarten echt super, aber es geht ihr sehr schlecht. Sie ist sehr (!!!) launisch, depressiv, happy, schmiedet irrsinnige Pläne, lässt sich am Telefon scheiden, beschimpft mich übel, schreit mich an, ist grundlos eifersüchtig (ich bin chronisch treu) und selbst bei relativ kurzen Besuchen von z.B. 3 Stunden wechselt sie mehrfach ihre Stimmung von lieb zu ausfallend.

Hört sich krank an? Ist es wohl auch.
Wir sind kranke Menschen, die zusammen leben wollen und ihre Helferkomplexe aneinander befriedigen und jeder will den anderen heilen, was ja ein wenig auch gelingt.
Sollen wir alleine sein, uns als beziehungsunfähig fühlen und unsere Liebe aufgeben?
Das kann es ja wohl nicht sein.
Ich frage mich auch, wer so verliebt in sie sein soll, das auszuhalten und ich bin ebenfalls eine Stresspartie, da ich mit meiner Anhänglichkeit und Sexsucht auch ganz schön nerven kann.
In guten Zeiten ist es wundervoll mit uns.
Wir übersetzen gemeinsam interessante Liedtexte ins Deutsche, singen, züchten Hühner, arbeiten im Garten, sanieren unser Haus, sind glücklich.
Ich bin nicht bereit, das aufzugeben.

Es hilft mir auf jeden Fall schon mal, das zu posten, mit irgendwem zu teilen.

Hat jemand Ideen was zu tun ist?

Vielen Dank

Herbert

herbertsteinhauer
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Re: Liebe und bipolare Störung

Beitrag von herbertsteinhauer » Di 10. Jul 2018, 15:57

Danke an Itzuf und Insane.

Schön, dass Ihr mir geantwortet habt.
Ich habe keine Patentlösungen erwartet und bin froh über jeden Rat und auch über bloße Anteilnahme.

Da ich nach meinem Aufenthalt hier bei "Cleantime" eine weiterführende, ambulante Suchttherapie bei einem Psychiater machen werde, und dieser auch bereit ist, in diesem Rahmen meine Ehefrau mit einzubeziehen, ist "echte professionelle Hilfe" ja in Sicht.
Auch erwäge ich, meiner Frau nahezulegen evtl. eine "eigene" Therapie zu machen oder sich medikamentös behandeln zu lassen.
Leider mangelt ihr es aber an jeglicher Krankheitseinsicht und sie wird total sauer, wenn ich auf das Thema zu sprechen komme.
Zur Zeit hat sie Allmachtgedanken und leidet tatsächlich unter Realitätsverlust. Ich müsste also jedenfalls das Ende des akuten Schubes abwarten und grade da liegt das Problem.
Ich mache mir nämlich ernsthafte Sorgen, dass sie vorher nicht wiedergutzumachenden Schaden anrichtet. Nicht an mir, sie hat sich in den letzten Wochen mehrfach telefonisch scheiden lassen, mich wild beschimpft und bedroht. Das tut mir zwar weh, aber ich weiß schon, dass sie es nicht wirklich so meint und der Schub eh wieder vorbei gehen wird, so oder so. Außerdem vermute ich, dass ihr das Beschimpfen Erleichterung verschafft (ich habe das von einer Betroffenen auf Youtube so gehört) und bin gerne auch mal ihr Punchingball, wenn es ihr hilft. Ich stelle mir das so ähnlich vor wie es mir hilft hier etwas zu schreiben.
Aber was, wenn sie sich etwas antut oder z.B. das Haus abfackelt? Ich bin ja zur Zeit nicht da, um ihr im Notfall zu helfen.
Ich habe einfach Angst, weil ich nicht da bin und fühle mich ohnmächtig.

Ich kann nur hoffen, dass das nochmal gut geht.

Danke für Eure Zeit und für jeden Tipp, egal ob er professionell ist oder von einem Leidensgenossen stammt, der sich in einer ähnlichen Lage befindet. Letzterer ist mir sogar grad lieber.

Danke nochmals

herbertsteinhauer
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Re: Liebe und bipolare Störung

Beitrag von herbertsteinhauer » Sa 14. Jul 2018, 19:14

ja, danke auch

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