ich habe ein ernsthaftes Problem.
Die letzten 10 Jahre waren bei mir geprägt von ungesunden Beziehungen, Hörigkeit, Verlieben in die falschen Männer. Ich habe mich aufgegeben, alles für diese Männer getan, griff nach jedem Strohhalm, der irgendwie nach "Liebe" aussah - eine Rose als Entschuldigung für einen vergessenen Geburtstag (und damit einhergehend: kein Geschenk), eine SMS alle drei Wochen usw. Dass ich wesentlich mehr wert bin als das, ist mir durchaus bewusst, aber aufgrund von schweren Depressionen habe ich mir eben solche Männer gesucht und mich restlos für sie aufgegeben. Ich geriet an notorische Fremdgänger, Lebenslügner, Frauenschläger, und ich liebte sie mehr als mich selbst.
Seit anderthalb Jahren mache ich nun eine Psychotherapie, habe sehr viel über mich selbst gelernt und an mir gearbeitet. Ich bin viel selbstbewusster geworden, weiß was ich will: einen Mann, für den ich keine Selbstverständlichkeit bin, für den aber Dinge wie täglich melden, kleine Aufmerksamkeiten, un das Gefühl, gerne Zeit mit mir zu verbringen, wichtig sind. Ich nehme seit einem Jahr Antidepressiva (Citalopram, 45 mg am Tag), um meine Stimmungsschwankungen in den Griff zu bekommen, und es geht mir wirklich gut damit. Ich habe kaum noch Depressionen, aber dafür auch ein leichtes Scheißegalgefühl.
Früher weinte ich oft beim Fernsehen, jetzt sind mir diese rührenden Momente so ziemlich egal. Wenn ein vermeintlicher Freund oder eine Freundin früher mit mir gebrochen hatte, habe ich geweint, war verzweifelt, wollte alles klären, mich verteidigen usw. Heute ist es mir relativ egal. Wenn mir jemand die Freundschaft kündigt - bitte! Wird wohl seinen Grund haben! Wenn ich verknallt bin und der Mann mich nicht will - prima, such dir eben eine andere! Früher hätte ich alles gegeben, ihn zu kriegen, jetzt habe ich kein Problem damit, Reisende ziehen zu lassen. Ich melde mich nicht mehr, nichts. Wer mich nicht will, hat mich auch nicht verdient.
Tja, und den Richtigen habe ich auch neulich kennen gelernt. Er tut alles, was ich mir immer von den Falschen erhofft hatte. Er liebt mich aufrichtig. Er ist treu, aufmerksam, großzügig, beziehungsfähig (!), lieb, hilfsbereit, also der Traummann, wie ich ihn immer haben wollte. Leider habe ich das Gefühl, dass ich wegen den Tabletten irgendwie abstumpfe, nicht nur, wenn es um negative Gefühle geht, sondern auch bei positiven.

Er ist wirklich der Mann, den ich mir immer gewünscht habe. Zudem ist er attraktiv, der Sex spitzenmäßig, also das "Komplettpaket". Trotzdem kann ich seine Liebe nicht erwidern. Ich mag ihn sehr, aber das ist es auch schon. Ich habe das Gefühl, dass ich ihm unrecht tue, weil er mich viel mehr liebt als ich ihn. Ich bin ihm absolut treu, ich freue mich auch auf ihn, aber wenn er dann da ist, ist es allenfalls okay, mehr nicht. Wenn er nicht da ist, ist es auch okay. Da kann er sich ein Bein ausreißen für mich, ich find's okay, aber mehr eben auch nicht. Irgendwie baut sich nichts mehr außer einem leichten Kribbeln auf.
Kann ich überhaupt noch lieben? Ich will diesen Mann lieben. Er ist perfekt. Er ist das Beste, was mir je passiert ist und was Besseres finde ich sicher nicht mehr. Ich kotze mich selber an, weil ich so denke, wie die falschen Männer, die ich immer hatte und die stets auf der Suche nach einer Besseren waren. Ich will die Tabletten aber nicht absetzen, denn die brauche ich noch, ansonsten kriege ich wieder Suizidgedanken, obwohl eigentlich - rational gesehen - alles gut läuft. Ich will aber auch bei ihm bleiben, denn er tut mir gut und ich will auch keinen anderen. Kann man so "auf Sparflamme" lieben wie ich oder ist das keine Liebe? Denke ich gerade alles kaputt? Schaffe ich es eines Tages, die Zeit einfach zu genießen, ohne mir Gedanken zu machen, ob es nun recht ist, das ich ihn nur lieb habe, aber nicht "liebe"? Ich will diese Beziehung, ich bin glücklich (soweit ich das noch empfinden kann) und ich mache ihn glücklich. Aber irgendwie hatte ich mir meinen Beziehungserfolg anders vorgestellt. Mit Liebe und allem drum und dran.
Gebt Ihr mir einen Rat? Danke!