An alle die sich mit Angsterkrankungen auskennen...

Lässt sich meine Beziehung retten?
sonnenstrahl
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An alle die sich mit Angsterkrankungen auskennen...

Beitrag von sonnenstrahl » Fr 19. Sep 2014, 11:39

Hallo Zusammen

Mein (Ex-)Partner hat mich vor fast 4 Wochen verlassen. Wir waren fast 3 Jahren zusammen. Wir hatten eine wunderschöne Zeit. Natürlich gab es auch Krisen, doch so viele waren es auch nicht wirklich :)
Weshalb ich hier schreibe: Ich fühle mich schrecklich, die Trennung tut mir sehr weh, denn ich war auch diejenige, die ihm ein Ultimatum gestellt hat. Mein Partner leidet seit 2 Jahren an Panikattacken. Das erste Mal auf der Autobahn. Plötzlich kamen die und er hatte die Kontrolle über sich verloren. Es ging ihm sehr schlecht, er verstand nicht was mit ihm abgeht etc. Ich war zu dieser Zeit immer für ihn da. Es ging mir sehr nahe, denn wenn mein Freund immer geweint hat und die Fröhlichkeit verlor, das hat mich sehr mitgenommen...
Es gab Zeiten, wo es ihm viel besser ging. Gut, er vermied die Autobahn, doch die Angst setzte sich dann beim Zugfahren fort.
Unsere Beziehung funktionierte trotz seiner Panikattacken ziemlich gut, wir waren zusammen in den Ferien, wir unternahmen vieles zusammen. Doch seine Freude, die Harmonie die er immer brauchte, waren nicht mehr da. Er sah manchmal richtig traurig aus :(

Nun ja, im Juni dieses Jahres begann er (endlich!) eine Therapie. Natürlich wollte er nicht wirklich, denn er fand immer wieder komische Gründe, dass er doch nicht gehen muss. Ich motivierte ihn aber, denn es sei für ihn das Beste. Doch ich vergass, das eine Therapie nicht immer positiv auf andere (z.B. für die Beziehung) wirken kann. Seit er in Therapie ist, hat er sich komplett verändert. Er wollte sich unbedingt verändern, er war manchmal zornig und sagte oft Dinge, die mich verletzten. Als aussenstehende habe ich es nicht verstanden, was mit ihm abgeht. Ich war dann auch manchmal fies zu ihm.
Seit Juni kriselts bei uns. Durch seine Taten und Worten fühlte ich plötzlich diese Unsicherheit. Ich habe gemerkt, dass er sich emotional von mir Distanziert hatte. Ich fragte ihn ein paar Mal, er meinte, es sei alles in Ordnung. Es war nicht so, dass wir viel Streit hatten, es ist einfach diese "Leere" oder diese "Unsicherheit" die in der Beziehung entstanden sind.
Mir ging es sehr schlecht, ich steckte plötzlich selber in einer Krise. Ich ging dann selber in Therapie.
Diese Ungleichgewicht in der Beziehung hat mir nicht gutgetan. Doch ich dachte immer, wenn man sich liebt, dann lohnt es sich zu kämpfen. Das war/ist mein Lebensmotto...

Er fand heraus, dass er sich zu sehr für andere Menschen einsetzt, er macht sich um Alle sorgen. Er fühlt sich oft verantwortlich für andere. Er sei ein harmonischer Mensch und er möchte auf jeden Fall, dass alle aus seinem Umfeld ihm diese Harmonie "schenken". Er war schon immer so. Er ist so ein liebenswürdiger Mensch doch er hatte oft Mühe, mal einfach Nein zu sagen.
Das ging immer so mit ihm, bis er die erste Panikattacke kam. Er denkt, dass dieses Problem der Ursprung seiner Panikattacke ist. Er hat nie oder selten auf sich geschaut, sondern eher, dass es den anderen gut geht.

Vor ca. 4 Wochen, am Wochenende waren wir mit Freunden was Essen gegangen, danach Party machen. im Restaurant wollten die Freunde kurz draussen rauchen gehen, er fragte ob ich mitkomme, habe gesagt nein ich bleibe hier. Als er zurückkam warf er mir vor, es tut ihm weh mich alleine hier am Tisch zu sehen. wieso ich nicht mit den anderen Freunden am anderen Tisch ein Gespräch führen kann, ich müsse doch den Menschen vertrauen. Er fühle sich verantwortlich dass es mir gut geht, er könne nicht ständig auf mich aufpassen. Ich verstand die Welt nicht mehr! Klar, war das nicht toll von mir, aber in diesem Moment wollte ich kurz alleine sein, er müsse sich doch keine Sorgen um mich machen. Bei der Party war alles gut, aber ich merkte dass zwischen uns etwas nicht stimmte. Am nächsten Tag habe ich beim aufwachen geweint, denn ich wusste plötzlich nicht mehr wie es weitergehen soll. ich habe ihm ein Ultimatum gestellt, er soll sich genau überlegen, was er überhaupt von mir will, ob er nur noch mit mir zusammen ist weil er nicht alleine sein will und ob er mich überhaupt noch liebt...

Nach zwei Tagen kam er und sagte mir er muss es beenden. Wenn er an unsere Zukunft denkt, dann hat er kein gutes Gefühl. Wir haben beide geweint. Er konnte mir bis heute nicht sagen, dass er mich nicht liebt, sondern seine Gefühle stimmen nicht mehr, er glaubt er hat das Vertrauen an unsere Beziehung verloren.

Seither haben wir uns eimal pro Woche gehört, es ging auch um den Urlaub, die wir gebucht haben. Nun musste alles storniert werden. Doch er schrieb oft, dass es ihm nicht gut geht.
Ich denke, er leidet auch sehr darunter. Von Freunden habe ich erfahren, dass er oft alleine Fischen geht, und dass er nicht viel darüber spricht.
Jeder sagt mir, dass er seinen Weg nun alleine machen muss, Er muss sich selber wieder vertrauen können. Ich denke, die Beziehung war für ihn nur noch eine Belastung.

In dieser Zeit habe ich auch eingesehen, dass ich mich selber total vernachlässigt habe. Ich war von ihm abhängig! Ich wollte, dass es ihm besser geht, ich war oft tolerant und probierte meine Bedürfnisse zurückzustecken, denn es ging nur um ihm. Deshalb kam ich in einer Krise. Ich habe mich einfach vergessen und das tat mir nicht gut! Das habe ich mittlerweile eingesehen und bin auch daran etwas zu ändern, dafür gehe ich selber in Therapie.

Ich denke dass die Trennung uns beiden gut tut. Doch es geht mir doch viel beschissener ohne ihn. Wir haben jetzt gar keinen Kontakt mehr, ich melde mich einfach nicht mehr. Aber er fehlt mir so.

Ich möchte es einfach verstehen:
Kann eine Angsterkrankung die Liebe zerstören? hat unserer Liebe überhaupt noch eine Chance? Kennt sich Jemand damit aus? Können Angstgefühle die guten Gefühle einfach so zerstören?

Bitte entschuldigt mich für den langen Text, ich möchte einfach meine Geschichte besser verstehen...


Liebe Grüsse
Sonnenstrahl

annetteeva
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Re: An alle die sich mit Angsterkrankungen auskennen...

Beitrag von annetteeva » Fr 19. Sep 2014, 16:00

Hallo Sonnenstrahl,

ersteinmal musst du dich nicht für den langen Text bedanken. Du schreibst dir deine Gedanken, Sorgen und Gefühle von der Seele...und das ist gut so. Herzlich hier willkommen hier im Forum......
sonnenstrahl hat geschrieben:Ich war zu dieser Zeit immer für ihn da. Es ging mir sehr nahe, denn wenn mein Freund immer geweint hat und die Fröhlichkeit verlor, das hat mich sehr mitgenommen..
Ich behaupte nicht, dass ich mich mit Angsterkrankungen auskenne. Doch als ich deinen Text las, sah ich einige Parallelen zu meinem Ex. Und ich weiß natürlich nicht, ob meine Vermutung da richtig ist.

Der hat zwar keine offensichtlichen Angstattaken, leidet aber wohl schon sehr lange unter einem Burn Out unter dem Ausgebrannt sein.
Oft trifft das Menschen, die sich besonders um Andere sorgen und die sehr gewissenhaft, genau und akribisch sind.

Mein Ex ist ein Workaholic, er arbeitet seit Jahren wie ein Besessener...und kommt nicht davon los.
sonnenstrahl hat geschrieben:Nun ja, im Juni dieses Jahres begann er (endlich!) eine Therapie. Natürlich wollte er nicht wirklich, denn er fand immer wieder komische Gründe, dass er doch nicht gehen muss. Ich motivierte ihn aber, denn es sei für ihn das Beste. Doch ich vergass, das eine Therapie nicht immer positiv auf andere (z.B. für die Beziehung) wirken kann. Seit er in Therapie ist, hat er sich komplett verändert. Er wollte sich unbedingt verändern, er war manchmal zornig und sagte oft Dinge, die mich verletzten. Als aussenstehende habe ich es nicht verstanden, was mit ihm abgeht. Ich war dann auch manchmal fies zu ihm.
Das könnte wirklich ein Zeichen dafür sein, dass er entweder wirklich keine Gefühle mehr für dich hat...oder er ist gemein und ungnädig mi t dir gewesen, weil er selbst nicht mit sich zurecht kommt. Er nicht weiß wie er seine eigenen Gefühle deuten soll. Bei psychischen Erkrankungen ist es oft so, dass der Betroffene sie selbst kaum erkennt. Er weiß zwar, dass etwas nicht mit ihm stimmt. Kann das aber selbst kaum richtig zuordnen. und die anfängliche Verweigerung eine Therapie zu machen, zeigt eben die Angst davor, sich mit sich selbst auseinander setzen zu müssen.
Das kann er wohl nicht.

So macht er dich für die Misere verantwortlich. Sucht die Schuld seiner negativen Gefühle in der Beziehung.

Falls du mehr über das Burnout wissen möchtest empfehle ich dir das Burnoutforum https://www.burn-out-forum.de/
Vielleicht findest du da Geschichten bei denen du einige Übereinstimmungen mit deiner eigenen Geschichte findest.

Auch, wenn es dir ganz schwer fällt machst du genau das Richtige. Du hast keinen Kontakt zu ihm. So bekommt er vielleicht mit der Zeit das Gefühl, das auch du ihm fehlst. Die Kontaktsperre ist da momentan das Richtige.

Ich selbst habe das nicht ausgehalten. Ich habe meinem Ex nach sechs Wochen wieder die Pistole auf die Brust gesetzt. Damit habe ich einen Fehler gemacht. Ich wurde hier von den Mitgliedern hier ausdrücklich davor gewahrnt....abe ich konnte damals nicht anders. Damit hat er mir gesagt, er liebe mich nicht und er komme nicht zurück....
Nun ist nach 23 Jahren alles aus...wir stehen vor einer Scheidung...
Manchmal verfluche ich mich dafür...für meine Ungeduld...doch nun sehe ich auch, das es für mich besser ist.
Man verbiegt sich enorm für den Partner, der eine solche Erkrankung hat, bis man sich selbst kaum wieder erkennt. Man tut alles für den Partner...aber man macht sich selbst damit klein....das hat man nicht nötig.

Es tut weh und es ist schrecklich...doch ist es wirklich eine gute Partnerschaft, wenn man nur Rücksicht auf den Anderen nimmt und selbst seine ganze Persönlichkeit verändert? Nur um den Partner halten zu können?

Fange an selbst viel für dich zu tun...Treibe Sport, das hilft mir auch immer...Gehe unter Leute und versuche so gut es geht Spaß zu haben. Hört sich jetzt wie Hohn an...ich weiß...aber versuche positive Dinge zu tun...

Vielleicht wünscht er sich auch eine Partnerin zurück, die etwas für sich selber tut...Bei der er nicht das Gefühl hat, sie sei von ihm abhängig....

Bei mir habe ich immer öfter das Gefühl, dass mein Ex wieder die Nähe zu mir sucht...Er stellt dabei komische Dinge an. Ich kann da schwer einschätzen, was er wirklich will. Ob er wirklich nur über den Unterhalt mit mir reden will...oder ob er zurück will. Vielleicht zieht ihn heute an, dass ich wieder fröhlich und selbständig bin. Mein Leben alleine ohne ihn gut leben kann und alles wuppe....Doch ich weiß nun, nach über sieben Monaten...
Nein, dahin möchte ich nicht zurück...mich wieder verbiegen und klein machen, um ihm alles Recht machen.

Die Zeit deiner Trennung kommt dir bestimmt schon sehr lange vor. Er fehlt dir...das kenne ich auch...Aber halte durch, weine, tobe und sei traurig. Das dient der Verarbeitung. Auch wenn all diese Gefühle über dich hereinbrechen und ganz grauselig sind. So sind sie doch gut...du hast nun die Zeit darüber nachzudenken, ob er tatsächlich der Richtige ist...

Ich drücke dich und fühle mit dir....
Alles Liebe
Annetteeva

annetteeva
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Re: An alle die sich mit Angsterkrankungen auskennen...

Beitrag von annetteeva » Fr 19. Sep 2014, 16:01

Tschuldigung soll natürlich heißen....für den langen Text entschuldigen.....

sonnenstrahl
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Re: An alle die sich mit Angsterkrankungen auskennen...

Beitrag von sonnenstrahl » Sa 20. Sep 2014, 10:54

Liebe annetteeva

Vielen lieben Dank für deinen Beitrag.
Der hat zwar keine offensichtlichen Angstattaken, leidet aber wohl schon sehr lange unter einem Burn Out unter dem Ausgebrannt sein.
Oft trifft das Menschen, die sich besonders um Andere sorgen und die sehr gewissenhaft, genau und akribisch sind.
Meine Mutter leidet auch an Burnout. Ich kann es sehr gut nachvollziehen, wie du dich gefühlt hast. Alle Arten von Depressionen, Angsterkrankungen sind eine schwere Last für die Betroffenen sowie auch für ihre Angehörigen.
Das könnte wirklich ein Zeichen dafür sein, dass er entweder wirklich keine Gefühle mehr für dich hat...oder er ist gemein und ungnädig mi t dir gewesen, weil er selbst nicht mit sich zurecht kommt. Er nicht weiß wie er seine eigenen Gefühle deuten soll. Bei psychischen Erkrankungen ist es oft so, dass der Betroffene sie selbst kaum erkennt. Er weiß zwar, dass etwas nicht mit ihm stimmt. Kann das aber selbst kaum richtig zuordnen. und die anfängliche Verweigerung eine Therapie zu machen, zeigt eben die Angst davor, sich mit sich selbst auseinander setzen zu müssen.
Das kann er wohl nicht.

So macht er dich für die Misere verantwortlich. Sucht die Schuld seiner negativen Gefühle in der Beziehung.

Ich kann mir nicht bzw. will es mir nicht vorstellen, dass er keine Gefühle für mich mehr hatte. Seine Gefühle waren schon manchmal da, in den letzten Tagen bevor er Schluss gemacht hat, waren wir eigentlich "glücklich". Wir lachten viel, unternahmen auch viel, er kochte für mich etc. In seinen Augen sah ich, dass er was für mich empfand, doch er kämpfte zu sehr mit sich selbst. Manchmal sah ich einfach in seinen Augen die Traurigkeit, Angst dass er sich verliert. Jedes Mal als wir uns sahen, wollte er dass ich ihn umarme, ich musste ihn sehr oft kuscheln! Er genoss es sehr...
Da stimme ich dir zu, er hat Angst mit sich selbst auseinander setzen zu müssen. Er akzeptiert vor allem nicht, dass er an PA leidet. Ich denke als Mann ist es viel schwieriger dies zu akzeptieren, weil sie es als schwäche ansehen... aber vielleicht täusche ich mich da auch :oops:
Nun ist nach 23 Jahren alles aus...wir stehen vor einer Scheidung...
Manchmal verfluche ich mich dafür...für meine Ungeduld...doch nun sehe ich auch, das es für mich besser ist.
Man verbiegt sich enorm für den Partner, der eine solche Erkrankung hat, bis man sich selbst kaum wieder erkennt. Man tut alles für den Partner...aber man macht sich selbst damit klein....das hat man nicht nötig.
Wenn es für dich stimmt, dann hast du dich für diesen Weg entschieden, deinen Weg! Du bist für dein Glück verantwortlich! Und niemand anders. Das musste ich einsehen.
Es tut weh und es ist schrecklich...doch ist es wirklich eine gute Partnerschaft, wenn man nur Rücksicht auf den Anderen nimmt und selbst seine ganze Persönlichkeit verändert? Nur um den Partner halten zu können?

Fange an selbst viel für dich zu tun...Treibe Sport, das hilft mir auch immer...Gehe unter Leute und versuche so gut es geht Spaß zu haben. Hört sich jetzt wie Hohn an...ich weiß...aber versuche positive Dinge zu tun...

Vielleicht wünscht er sich auch eine Partnerin zurück, die etwas für sich selber tut...Bei der er nicht das Gefühl hat, sie sei von ihm abhängig....
Meine Persönlichkeit habe ich nicht verändert, sondern ich habe meine Hobbies vernachlässigt, meine Träume nicht verwirklicht, weil ich einfach zu sehr mit ihm "beschäftigt" war!
Ich denke das war eine Lehre für mich. Jetzt weiss ich, dass ich Kraft habe zu helfen. Doch es muss genug Kraft auch für mich vorhanden sein! Ich nehme an, dass er das gemerkt hat das ich mich verloren fühlte und vielleicht deshalb sich von mir getrennt hat. Im Februar 2014 hatten wir schon mal eine kurz Trennung (4 Tage). Denn er konnte es nicht mitansehen, wie ich darunter leide, dass es ihm mies geht.
Ich denke, dass denkt er auch jetzt wieder...

Ich hab es eingesehen und bin dabei es zu ändern. Denn es hat mir tatsächlich nicht gut getan. Die Trennung war nicht mal so schlecht. Aber ich habe gemeint ,dass all die Belastung in der Beziehung nach der Trennung weggehen. Aber ich habe das Gefühl noch viel mehr Belastung mit mir herumtrage...

Ich kämpfe mich jetzt da durch, die Angst verfolgt mich jeden Tag. Zum Glück bin ich genug stark und kann mein Innerer Kritiker mal meine Meinung sagen :)

Liebe Grüsse

sonnenstrahl
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Re: An alle die sich mit Angsterkrankungen auskennen...

Beitrag von sonnenstrahl » Mi 24. Sep 2014, 15:14

huhuu,
gibt es den niemanden, die solche oder ähnliche Erfahrungen gemacht hat? :(

neele31
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Re: An alle die sich mit Angsterkrankungen auskennen...

Beitrag von neele31 » Fr 10. Okt 2014, 21:48

So, nochmal hier rübergehüpft...

Also, eine Angsterkrankung zerstört Gefühle nicht (unbedingt) aber Dein Ex ist nun grade auf der Suche nach sich selbst und diesen Weg muss er erstmal alleine gehen! Dass er das so sieht und auch so sagt, finde ich sehr gesund! So traurig es auch ist...auch Du musst Deinen Therapieweg erstmal alleine gehen! Ihr habt euch ja beide verbogen und euch beide verloren...ihr müsst euch nun beide auch erstmal wieder finden um dann vielleicht irgendwann einander wiederfindenzukönnen!

Alles Liebe
...denn das Wesentliche passiert immer nebenbei!

cheyenneblue
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Re: An alle die sich mit Angsterkrankungen auskennen...

Beitrag von cheyenneblue » Mo 13. Okt 2014, 16:58

Hallo Sonnenstrahl

ich hatte sie diese verfluchten PA...
und ich kämpfte und kämpfte...
ich kann deinen EX verstehen...
vll. kann ich dir ein wenig erklären was mit so einem Paniker passiert...
so war es wenigstens damals bei mir...

ich bekam meine erste PA auch aus heiterem Himmel...mein Herz raste...ich schwitzte...ich fror...ich hatte am ganzen Körper Gänsehaut...
ich zitterte...konnte kaum einen klaren Gedanken fassen...alles was ich dachte war...okay das wars jetzt...ich sterbe hier gleich...
das war so grob umschrieben meine erste PA...und was danach kam waren alle...wirklich alle keine wirklichen PA
sondern die Angst vor der Angst...bevor ich eine bekommen habe hab ich mich selbst soweit reingesteigert
das ich dachte und fühlte das die nächste PA da ist...
ich hatte mehr oder weniger das Glück das ich schon beim 3 Notarztbesuch die Diagnose PA bekam...
aber ich konnte mich dem nicht stellen...
nun bin ich normalerweise ein Mensch der immer seine Probleme angeht...aber vor diesem hab und wollte ich mich
verstecken...ich wollte das nicht wahrhaben...ich eine psychische Erkrankung...pffft...wers glaubt...
so hab ich monatelang mit mir selbst gerungen um diese Diagnose überhaupt annehmen zu können...
du weißt was in den Monaten passiert ist...es kamen immer mehr PA...gedachte PA...
schrecklich...
aus mir...ich war davor eine lebenslustige Frau, lachte gerne, machte jeden Blödsinn mit, war kaum zu Hause...
aus mir wurde innerhalb dieser paar Monate ein Mensch der am liebsten still alleine zu Hause saß...
was ich da machte??? Ich wartete auf die nächste PA...hört sich doof an...war aber genau so...
Therapie...na ja...hab ich einen an der Klatsche...brauch ich eine Therapie???
Ich glaubte die haben alle einen Knall...bisher hab ich alles in meinem Leben alleine geschafft...und jetzt das...
ach was...das schaff ich auch noch...
es war dann aber eher so das diese Krankheit mich schaffte...nachdem ich 3 Tage lang andauernd PA hatte
konnte ich nicht mehr...die Notärzte gaben sich die Klinke bei mir in die Hand...
manchmal wartete ich gar nicht...ich rief den Notarzt...bekam so eine riesen Panik setzte mich in mein Auto und raste zur nächsten Klinik...
unzurechnungsfähig...ich konnte nicht mehr denken...
was ich machte kam aus mir raus...ich konnte das nicht steuern und verlor völlig die Kontrolle über mich...
dann hab ich mich doch entschlossen eine Therapie zu machen...
allerdings brauchte ich auch eine Weile bis ich anfing...vorher beim Doc der mit Antidepressiva verschrieb...
aber es wurde nicht besser...
also Therapie...weißt du wie sehr ich Angst davor hatte...
wenn man darüber spricht...darüber vor dem man am meisten Angst hat im Leben wird das noch realer...
dann wird einem das noch mal vor Augen geführt was da alles passiert...
furchtbar...
das mich keiner verstehen konnte war mir klar...keiner konnte in mich reinschauen...
keiner wusste wie schlecht es mir wirklich ging...denn meine Familie musste am laufen gehalten werden...
diesen Anspruch hatte ich selbst an mich...keiner sagte da was...keiner hätte auch was gesagt wenn ich mich einfach
alleine ins Bett gelegt hätte...aber ich wollte das nicht...sah das als persönliches Versagen an...als schwach...Blödsinn weiß ich heute...
am liebsten war ich alleine...mein Mann...meine Tochter nervten mich nur noch...
am liebsten wäre ich weggelaufen...weit weit weg...
meine Therapie dauerte 1 Jahr...und danach war ich noch lange nicht geheilt...
ich musste für mich rausfinden was die Gründe dafür waren...warum bekam ich diese PA ???

Ich konnte keine Nähe zulassen...keine Berührungen...alles war mir zuviel...
ich war damals feige und konnte mich nicht von meinem Mann trennen...obwohl es mir bestimmt
gut getan hätte...
dein EX hat das gemacht...ich verstehe ihn...sorry...tut mir leid für dich...
aber diese Sch*** Krankheit nimmt soviel Platz in deinem Leben ein das du für anderes keine Energie mehr hast...
und ich wollte auch nicht das mich mein Mann und meine Tochter sehen wenn ich so am Boden bin...
wenn ich da sitze und heule vor mich hin....wenn ich keuche wie ein Walross weil ich dachte ich bekomme keine
Luft mehr...

Sorry sehr laaaannng geworden...aber mich wühlt das immer noch sehr auf...
vll. kannst du ein klitze kleines bisschen deinen EX verstehen...

wenn du noch Fragen hast ...gerne...

Und zu dir und deinem EX....
du willst ihn zurück...sonst wärst du ja nicht hier...er kann das im Moment nicht...ist vll. auch eine Art dich zu schützen...
aber wenn du das kannst dann sag ihm das du für ihn da bist...das er immer zu dir kommen kann...
und dann kannst du leider nix anderes tun als zu warten...
sorry das ich dir nix anderes schreiben kann...

LG Chey
Die beste Rache ist glücklich sein !!!!!!!!!

neele31
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Re: An alle die sich mit Angsterkrankungen auskennen...

Beitrag von neele31 » Mo 13. Okt 2014, 20:29

Danke Chey, dass Du das so toll für uns beschrieben hast!

Geht es Dir jetzt denn besser?
...denn das Wesentliche passiert immer nebenbei!

sonnenstrahl
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Re: An alle die sich mit Angsterkrankungen auskennen...

Beitrag von sonnenstrahl » Mo 13. Okt 2014, 21:49

Liebe Chey

Wow, ich bin sprachlos...
Deine Situationen wie du die PA beschreibst, so war es auch bei ihm.
Mir sind soeben die Tränen gekommen...

Als Angehörige hat man "fast" keine Chance, den Betroffenen wirklich zu helfen. Es ist sehr schwierig. Mein Therapeut unterstützt mich, versucht mir jedes Mal zu erklären, wie schwierig es ist, für PA-Betroffene da zu sein, ohne abgelehnt zu werden.

Manchmal war er zornig, sagte gemeine Sachen, wie dass er sich ab sofort ändern wird und dass er manchmal keine Lust hat, mir Zärtlichkeit und Liebe zu geben, quasi als Bestrafung, denn er warf mir vor, dass ich ihn früher schlecht behandelt habe (damit meinte er die blöden Streitereien, die es in jeder Beziehung gibt). Natürlich bekam ich dadurch Schuldgefühle und machte mir ewigs Vorwürfe. Diese Zeit tat mir nicht gut. Das weiss ich jetzt. Doch ich liebte ihn sehr, ich wusste dass er mit sich zu kämpfen hatte. Wie grausam wäre ich denn, ihn einfach alleine zu lassen?!?! Das konnte ich einfach nicht, das bin nicht ich. ich war schon immer eine "Kämpferin", mein Leben war nie einfach und ich war immer sehr stark, alles zu überstehen. Also dachte ich mir, auch das werde ich überstehen.

Doch ich musste einiges in Kauf nehmen, mein Selbstwertgefühl ging bach ab, das Gleichgewicht in der Beziehung war weg (das Geben und Nehmen war nicht mehr vorhanden) und wir beide hatten oft nicht mehr gewusst, was richtig oder was falsch war.

Ich bin froh, macht er eine Therapie, auch wenn wir seit er in Behandlung ist, nicht mehr zusammen sind. ich wünsche mir sehr, dass er wieder mit sich im Reinen ist. Ich weiss, dass er jetzt nicht zurückkommt, so schwer es zu akzeptieren ist. Ich weiss es. Doch ich bin eine Kämpferin..aufzugeben, das bin nicht ich.
Ich kämpfe bis ich nicht mehr kann.

Ich bringe einfach das Gefühl nicht weg, dass es endgültig vorbei ist. Meine Gefühle spielen mit mir jeden Tag, jeden Tag "sehe" ich was anders. Doch die tiefen Gefühle, dass es vielleicht wieder was werden könnte, sind immer noch da. ihr denkt wahrscheinlich, die hat ne ecke ab..

es kommt so wie es kommen soll.

Ich hoffe, es geht dir schon viel besser und das du deinen Weg gefunden hast, das alles zu überstehen...

lg sonnenstrahl

cheyenneblue
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Re: An alle die sich mit Angsterkrankungen auskennen...

Beitrag von cheyenneblue » Di 14. Okt 2014, 10:13

Danke der Nachfrage ...
ja es geht mir viel besser als damals...
sehr viel ist seitdem in meinem Leben passiert...die Trennung von meinem Mann...mein auszug hier...
neue Arbeitsstelle...neue freunde...
aber all das brauchte ich um mich selbst zu finden...
in diesem ganzen täglichen Allerlei ging ich verloren...ich hatte mich verloren...
ich funktionierte...konnte zu keinem nein sagen...
machte Dinge die mir nicht gut taten...die ich gar nicht wollte...
aber einer musste es ja machen...so dachte ich damals...
meinen Wert machte ich an dem fest was andere vermeintlich von mir dachten...
ich dachte wenn ich zu irgend jemanden nein sage dann mag der mich nicht mehr...
mein Selbstwertgefühl...das hatte ich einfach nicht mehr...
die PA waren ein Wink...meine Therapeutin sagte mir mal...sehen sie die PA als ihre Mutter an...
immer wenn es schlimm wird greift sie ein...sagt sie stop...
aber ihr glaubt nicht wie lange es dauerte bis ich das annehmen konnte...
an mein erstes mal... ;) an dem ich zu einem Freund sagte...nein ich will das nicht machen...
ohne irgendeine Ausrede zu erfinden warum ich das nicht mache...sondern einfach zu sagen...nein ICH hab keinen Bock,..
an das erinnere ich mich noch sehr genau...war ein Meilenstein...
lange Jahre waren die PA ein furchtbarere Begleiter in meinem Leben...
lange Jahre kämpfte ich gegen sie an...bis ich lernte sie anzunehmen...
als das was sie eigtl. auch waren...ein Warnzeichen meines Körpers...
mein Körper und meine Seele waren nicht im Gleichgewicht...
es dauerte viele Jahre bis ich zu dem Punkt kam an dem ich heute bin...

ich konnte die PA annehmen und sie wurden immer weniger...heute flackert ab und an mal
so ein Angstgefühl wieder in mir auf...dann bleib ich stehen...dann höre ich in mich rein...
suche was der Auslöser ist...meist finde ich ihn auch...und überlege was mein Körper mir jetzt damit sagen
bzw. zeigen will...und ändere das...ändere was mir nicht gut tut...
Freunde hab ich dadurch verloren...Teile meiner Familie auch...
egal...was wichtig ist ist das es MIR gut geht...
ich hab gelernt egoistisch zu sein...ICH bin wichtig...
nur eben bis ich zu dem Punkt kam vergingen viele Jahre...

Als Partner kann man nichts machen...man kann versuchen es zu verstehen...wird man aber nie können...
auch wenn der Paniker Sachen macht die dem Partner unverständlich sind...die nicht nachzuvollziehen sind...
man kann nichts machen außer es laufen lassen und zuschauen...
leider...

Ich finde es toll von dir Sonnenstrahl das du weiter kämpfst...das du verstehst das das nicht er ist der momentan die Kontrolle über
sein Leben hat sondern die Krankheit die Führung übernommen hat.
Ob er sich jemals wieder für dich entscheidet...das weiß keiner...ich weiß nur wenn das passiert dann dauert das noch lange...
sorry...
klasse auch das du dir therapeutisch helfen lässt...sehr wichtig damit du "unbeschadet" aus dieser Situation rauskommst...

LG Chey
Die beste Rache ist glücklich sein !!!!!!!!!

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